Troubles (German Edition)
nichts mehr für mich, danke. Ich habe schon mehr getrunken als mir guttut.«
Ach, er könne sicher noch ein Tröpfchen vertragen, nur um die Bazillen abzutöten; ja, man treffe nur selten einen Menschen, der so christlich handle, aus reiner Herzensgüte sozusagen, und wie er höre, habe der Spezialist sich ja reichlich Zeit gelassen, habe die junge Dame ärgerlicherweise einen Großteil des Tages warten lassen, jedenfalls den ganzen Vormittag (?), aber am Ende habe er dann doch sehr gute Nachrichten für sie gehabt, sodass sich das lange Warten gelohnt habe (?) … auch wenn es für Mr. Spencer sehr lästig gewesen sein müsse, weil er tausend Dinge zu erledigen hatte, und für den Major wahrscheinlich auch?
»Für mich war es keine Last, Mr. Devlin«, platzte der Major unwirsch heraus, »weil ich nämlich nicht dabei war. Aber ich glaube, ich kann mit Fug und Recht behaupten – danke, ich trinke nichts mehr –, dass es mir nichts ausgemacht hätte, die ganze Woche zu warten, wenn es dazu beigetragen hätte, dass Sarah wieder so gehen kann, wie sie es jetzt kann.«
»Das ist wirklich sehr freundlich von Ihnen. Dann haben Sie sie also nicht nach Dublin begleitet?«
»Nein, habe ich nicht. Und was die Freundlichkeit angeht, das versteht sich doch wohl von selbst.«
»Ah, ich nehme an …«
Mr. Devlin verstummte, sein bekümmerter Blick ruhte auf dem Gesicht des Majors, als wolle er ihm etwas anvertrauen und könne sich doch nicht dazu durchringen. Der Major war jedenfalls aufgestanden, hatte sein Glas abgestellt und ging geradewegs zur Tür, um deutlich zu machen, dass er sich nicht weiter aufhalten ließ.
»Ihre Mutter macht sich Sorgen, weil sie noch nicht verheiratet ist, in ihrem Alter, große Sorgen, und das ist nur zu verständlich …«
»Verständlich oder nicht, Mr. Devlin«, entgegnete der Major schroff – er war jetzt wirklich mit seiner Geduld am Ende –, »es ist …« Aber dann fiel ihm nichts mehr ein, womit er den Satz zu Ende bringen konnte. So ließ er ihn bedrohlich im Raume stehen, den er selbst mit diesen Worten verließ, und Mr. Devlin, offensichtlich erschrocken, murmelte irgendwo hinter ihm noch beflissen eine Wegbeschreibung: gleich rechts die Tür, ja genau, dann die Treppe hinauf und …
»Was für ein grässlicher Bursche!«, dachte der Major benommen. »Und so jemand hat so eine reizende Tochter.« Er blickte sich um, aber Mr. Devlin hatte den Rückzug angetreten; und dann stand er vor der Tür, von der er noch wusste, dass sie zu Sarahs Zimmer führte.
Er hatte kaum angeklopft, da öffnete Sarah, packte ihn am Ärmel und zog ihn ins Zimmer. »Wieso haben Sie so lange gebraucht, Brendan? Ich habe Ihr Auto schon vor einer Ewigkeit gehört.«
»Nun …«
»Ach, Sie sind so lahm«, sagte Sarah ungeduldig, »und erkältet sind Sie auch noch. Wirklich, Sie sind ein solcher Kindskopf! Was erwarten Sie denn, wenn Sie mitten im Winter in diesem lächerlichen Badeanzug umherlaufen? Sie holen sich noch den Tod, und das geschieht Ihnen ganz recht.«
»Ihr Vater hat mir einen Schnaps angeboten.«
»Mein Vater? Er hat mit Ihnen gesprochen? Hat er sich nach mir erkundigt?«
»Nun, eigentlich nicht …«
»Ha, das passt doch wieder mal zu ihm. Aber
mir
etwas ins Gesicht zu sagen, das bringt er nicht fertig!«
»Aber nein, ich versichere Ihnen, er wollte sich nur ein wenig unterhalten.«
Sarah hatte sich ungelenk wieder gesetzt, ganz ohne Förmlichkeit, so als sei er gar nicht da. Nun erhob sie sich wiederum und ging zur Tür.
»Sind wir so weit?«
»Nein. Warten Sie hier. Ach, diese verfluchte Treppe … Wissen Sie, warum sie mir ein Zimmer hier oben geben? Weil sie denken, sie können mich einsperren«, brummte sie ärgerlich beim Hinausgehen und zog die Tür hinter sich zu. Der Major stand da, Pralinen und Blumen (es waren blutrote Rosen) in der Hand; eben hatte er sich geräuspert und dazu angesetzt, sie zu überreichen.
Kurz darauf hörte er von unten einen erregten Wortwechsel. Er hielt den Atem an, verstand aber nicht, worum es ging. »Meine Güte!«, dachte er verlegen, »jetzt bin ich schon wieder an einem Familienstreit schuld.«
Sarah rief von unten, er könne kommen, sie sei fertig und wolle die »verfluchte Treppe« nicht noch einmal hinaufsteigen. Immer noch mit Rosen und Pralinen machte der Major sich auf den Weg ins Erdgeschoss. Er folgte Sarah hinaus auf die Straße, und plötzlich stand Mr. Devlin wieder neben ihm und flüsterte: »Sie dürfen das nicht
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