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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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Dienstagmorgen kam es nach dem Mord an Oberkonstabler Burke zu Gewalttätigkeiten in Balbriggan. Oberkonstabler Burke war gemeinsam mit anderen Polizeiangehörigen in Zivil per Motorwagen unterwegs von Dublin nach Gormanstown. Sie hielten in Balbriggan, um sich zu stärken, und der Gastwirt verweigerte ihnen die Bedienung. Im Verlauf der Handgreiflichkeiten, zu denen es offenbar dadurch kam, fielen Revolverschüsse; der Oberkonstabler wurde tödlich getroffen, sein Bruder, Sergeant Burke, wurde verwundet. Daraufhin, so wird berichtet, begaben sich Angehörige der in Gormanstown stationierten Polizeihilfstruppen nach Balbriggan. Eine größere Anzahl von Häusern wurde niedergebrannt, Schüsse fielen in den Straßen. Zwei Zivilisten fanden im Laufe der Nacht den Tod. Am Morgen floh ein Großteil der Bevölkerung in Panik über die Landstraße und per Eisenbahn aus der Stadt, und offenbar blieben nur jene, die keine Möglichkeit hatten fortzukommen, zurück
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    Bericht eines Augenzeugen
    Ein Einwohner der Stadt, ein alter Herr, beschrieb die Folgen der tödlichen Schüsse: »Ich und meine Frau gingen zu Bett, und nach einer Weile weckte uns heftiges Klopfen an der Tür, was meiner Frau einen großen Schrecken einjagte. Wir dachten, es ist ein Überfall. Als ich hinunterging und öffnete, fand ich zwei Polizisten, ›Schwarzbraune‹, mit zwei Kindern des Barbiers, James Lawless. Eines hatte Lungenentzündung, das andere war noch ein Säugling von höchstens zwei Wochen. Ich brachte die zwei Kinder nach oben und legte sie in mein eigenes Bett, so wie sie waren. Man sagte mir, dass das Haus von Lawless, dem Barbier, verwüstet sei, und heute Morgen erfuhr ich, dass Lawless tot ist – sie hatten ihn aus dem Haus geholt und erschossen, und ein junger Mann namens Joe Gibbons, ein Milchbauer, ist ebenfalls umgekommen.«

    Regierung soll Strafmaßnahmen verhindern
    Die Pall Mall Gazette veröffentlichte gestern Abend das folgende Telegramm von Sir Hamar Greenwood, Oberstaatssekretär für Irland
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    Montag, Dublin
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    Anschuldigungen, dass die Regierung an Strafmaßnahmen beteiligt sei oder diese gutheiße, entbehren jeder Grundlage. Die Regierung verurteilt Strafmaßnahmen, hat mehrfach Order erlassen, in denen sie verurteilt werden, und Mittel ergriffen, sie zu verhindern. Fast einhundert Polizisten sind brutal ermordet worden, kürzlich fünf an einem einzigen Tag in Clare, und zwar mit Dumdumgeschossen, was grässliche Verstümmelungen verursacht. Trotz dieser unerträglichen Provokationen wahren die Polizeikräfte Disziplin, ihre Zahl und Schlagkraft wächst, und jeder gesetzestreue Bürger unterstützt sie. Es gibt nur wenige sogenannte Strafmaßnahmen, und Berichte über den Schaden übertreiben
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    (gezeichnet) H AMAR G REENWOOD

    Wenn die Damen des Majestic schon zuvor etwas gebraucht hatten, das ihnen half, die Moral hochzuhalten, wie sehr brauchten sie es nun, wo im Land »Feuer und Schwert regierten«, wie Miss Johnston es nicht ohne Genugtuung ausdrückte, mit den »Unruhen« am Vortag in Balbriggan, am nächsten Tag womöglich schon in Kilnalough, dann erst jetzt! Ein weiteres Mal erwies Whist sich als die Lösung. Das Spiel begann an ein paar Tischen im Salon, allerdings ohne das Zeremoniell und die Disziplin des Turniers im Schreibzimmer. Binnen Kurzem entwickelten diese Tische sich zum Mittelpunkt des geselligen Lebens im Hotel; um jede Spielerin versammelten sich Verehrerinnen und Vertraute, die ihr mit einem Strom widersprüchlicher Ratschläge und Ermunterungen zur Seite standen, und wenn eine ermattete, trat sogleich eine andere an ihre Stelle. Schon nach ein oder zwei Tagen hatte diese Whist-Epidemie solche Ausmaße angenommen, dass das Spiel an den mit grünem Billardstoff bezogenen Tischen (die man, auch wenn sie einen gewissen Katzengeruch verströmten, der Bequemlichkeit halber aus dem Schreibzimmer geholt hatte) gleich nach dem Frühstück begann und fast ohne Unterbrechung den ganzen Tag und bis tief in die Nacht dauerte. Die Stimmung bei diesen Partien war ausgezeichnet: fröhlich und ausgelassen, ja beinahe übermütig, spielten und schwatzten sie. Am Ende des kühlen Herbstabends, die Welt draußen vor den Fensterscheiben schwarz und feucht, mit dem Schrei einer Eule im Park oder dem einsamen Ruf eines Pfauen, wenn eine der Damen mit den Karten zwischen ihren alten arthritischen Fingern fest eingeschlafen war und niemand mehr da war, um an ihre Stelle zu treten (womit das Spiel natürlich sein Ende

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