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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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wurde, Miss Bagley, Mrs. Rice, Miss Porteous, Mrs. Herbert und Miss Staveley (obwohl er nicht eindeutig sagen konnte, welche von ihnen welche war), fragte er sich, wie Angela ihnen wohl die lange »Nervenkrise« geschildert hatte, die seine Genesung begleitete. Aber die Damen wurden bei der Vorstellungsrunde und der anschließenden kleinen Rede, mit der Miss Johnston, die einzige unter den Damen, bei der sich eine eindeutige Verbindung aus Namen und Gesicht in seinem Hirn hatte festsetzen können, ihn im Majestic willkommen hieß, schon ungeduldig. »Fragen Sie ihn, fragen Sie ihn!«, wurde gemurmelt, und sie zogen ihre Schals und Stolen fester um die Schultern, denn inzwischen hatte die Sonne auf ihrer Wanderung westwärts die Terrasse fast ganz verlassen, die gewaltige Masse des Majestic warf ihren Schatten, und gleich würden sie alle nach drinnen gehen müssen.
    »Wir wollten Sie fragen«, hob Miss Johnston energisch an, »ob Sie am Nachmittag im Palmenhaus Tee bekommen haben.«
    »Tee? Ja, danke, das habe ich«, antwortete der Major und sah sie verdattert an. Die Damen tauschten vielsagende Blicke.
    »Danke, Major. Das wollten wir nur wissen«, entgegnete Miss Johnston kurz angebunden, und der Major hatte den Eindruck, dass er damit entlassen war.
    Immerhin war inzwischen, zur Erleichterung des Majors, Ripon irgendwohin davongeschlurft, und die Aussichten waren gut, dass er sich nun ungestört in einem der Liegestühle am Tennisplatz niederlassen konnte. Doch kaum hatte er sich gesetzt, da tauchte Ripon wieder auf, mit einem Glas Bier in der Hand, und nahm neben ihm Platz, ohne dass er dem Major auch etwas zu trinken angeboten hätte; dann nahm er in abfälligen Bemerkungen jeden aufs Korn, der zufällig ins Blickfeld kam. Die alten Damen? Dauergäste, »die sich an dem armen alten Majestic festsaugen wie Blutegel. Unmöglich, sie loszuwerden, und die meisten zahlen ihre armseligen Rechnungen höchstens, wenn man ein bisschen ungemütlich wird …« Der arme alte Kerl, der da ganz allein beim Sommerhaus sitzt, der mit dem Tropfen an der Nase? »Der war ein Freund von Parnell, früher ein einflussreicher Mann bei der parlamentarischen Partei. Heute spricht kein Mensch mehr mit ihm; ein schrecklicher alter Langweiler.« Der bleichgesichtige Jüngling, der an der Treppe zur nächsten Terrassenstufe herumsteht? »Hauslehrer für die Zwillinge … aber da sie keinen Lehrer brauchen (oder ihn nicht als Lehrer annehmen, und das kommt ja aufs Gleiche heraus), rührt der Kerl keinen Finger, lungert nur hier herum und schleimt sich bei Vater ein. Ich kann den Anblick von seinem Nacken nicht ertragen, der Kragen ist immer speckig, wie eine blutbeschmierte Bandage. Grässlicher Kerl. Und noch etwas, ich weiß aus verlässlicher Quelle, dass er einen Pferdefuß hat; man hat ihn beim Baden beobachtet.«
    Ripon verstummte. Sarah näherte sich mit Angela, die wissen wollte, ob der Major schon ihre »allerbeste Freundin« kennengelernt habe … diejenige, ohne die sie gar nicht wüsste, was sie in Kilnalough anfangen sollte, wo das Leben so langweilig war und die Leute, herzensgute Menschen natürlich, so ungebildet waren, dass man kaum etwas hatte, worüber man mit ihnen reden konnte. Ob der Major wisse, dass, abgesehen von dem Exemplar im Gemeindesaal von St. Michaels und vielleicht noch einem bei den Presbyterianern (da kannte sie sich nicht so aus) und zwei oder drei alten Wracks hier im Majestic, Sarah das einzige Klavier in ganz Kilnalough besaß und dass dieses Klavier von Piggott aus Dublin geliefert worden war? Der Major nickte höflich und fragte sich, nicht zum ersten Mal, ob es Angela bewusst war, dass sie ihm so viele Briefe geschrieben hatte. Konnte es sein, fragte er sich, während Angela erzählte, wie man die Beine des Monstrums absägen und dann wieder anleimen musste, dass es sich um einen Fall von automatischem Schreiben handelte, dass sie jeweils in einer Nacht der Woche das Bettzeug zurückschlug und mit starrem Blick und ausgestreckten Armen, mit nichts als einem schimmernden Nachthemd am Leibe, mechanisch zu ihrem Schreibtisch ging und sich an die Arbeit machte?
    Sarah sagte: »Angela, wie geht es dir dieser Tage? Wir sehen uns ja überhaupt nicht mehr.«
    »Ach, immer so«, murmelte Angela. »Immer so.« Einen Moment lang hörte man nichts außer dem Schlurfen der Schuhe und dem Keuchen vom nahegelegenen Tennisplatz. Dann hellte sich Angelas Miene auf, und sie fügte hinzu: »Aber wie geht es
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