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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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Abend seit Jahren, an dem es etwas ausmachte, hatte die alte Dame sich an diese Grundausbildung mit der Waffe erinnert, den Revolver ihres verstorbenen Gatten hervorgeholt und sich, mit schmalen, bebenden Lippen, den Gürtel umgeschnallt.
    Der Major redete sanft auf sie ein, rückte seinen Stuhl immer weiter heran mit der Absicht, sie zu entwaffnen, wenn der Zeitpunkt günstig war; doch da tauchte die grässliche orangerote Katze aus der Hutschachtel auf, in der sie geschlafen hatte, streckte sich und sprang dann auf den Schoß der alten Dame. Dort ließ sie sich nieder und bedeckte die Schnalle, die der Major hatte lösen wollen. Mit grimmigem, feindseligem Blick sah sie den Major an. Die Lage schien aussichtlos. Doch in diesem Moment klopfte es an der Tür, und Miss Archer trat ein, gefolgt von Mrs. Roche, und beide schienen in beschwingter und zuversichtlicher Stimmung.
    »Sie dürfen nicht zulassen, dass sie mit dem Ding nach unten geht«, erklärte der Major, »sonst schämen sich die Zwillinge zu Tode.« Und dann eilte er davon und gab die Angelegenheit in ihre Hände.
    Seit jenem inspirierten Abend etwa einen Monat zuvor, an dem Edward bei Kerzenschein durchs Haus gezogen war, hatte sich im Majestic eine Menge getan. Die lackledernen Schuhe, auf denen er nun nach unten ging, traten auf einen neuen Teppich mit neuen Stangen, dick und blutrot (was nur gut war, denn je weiter nach unten sie gekommen waren, desto mehr hatte es aus dem Sack mit Katzen morbide getropft). Zugegeben, dieser Teppich reichte nur vom Foyer bis zum ersten Treppenabsatz, von wo der alte, ausgebleichte und abgetretene weiterführte – aber eigentlich hätte es auch schon genügt, wenn er nur bis zur ersten Biegung gereicht hätte, denn weiter konnte man, wenn man sich nicht gerade auf einen Stuhl stellte, von der Hotelhalle aus nicht sehen. Und es sprach für Edwards großzügiges Wesen, dass ihm eine solche Sparsamkeit nicht einmal in den Sinn gekommen war. Außerdem, auch wenn manchmal einer aus Neugier hinaufstieg, hatten Gäste ja eigentlich dort oben auch nichts zu suchen.
    Der Major blieb einen Moment lang am Fuße der Treppe stehen und betrachtete das zwar jetzt menschenleere, doch hell erleuchtete Foyer, erleuchtet vor allem von der lodernden Fackel, die man aus ihrer Halterung an der Treppe geholt, getränkt und dann als feurige Begrüßung für die Gäste entzündet hatte; zum zweiten aber auch von dem neunundsechzigflammigen Kronleuchter, einst mit elektrischen Lampen versehen, nun aber, da sich der »Do More«-Generator nicht wieder zum Leben erwecken ließ, wieder in seinen alten Zustand zurückversetzt – man hatte Kerzen angeschmolzen und an den passenden Stellen in die leeren Fassungen gesteckt. Überall waren Öllampen aus buntem Glas aufgehängt, und in dem gewaltigen offenen Kamin brannte ein Feuer aus dicken Holzscheiten.
    All dieses Licht spiegelte und vervielfältigte sich in den gewachsten und polierten Fußbodenfliesen (jetzt wieder fest einzementiert, damit sie nicht mehr bei jedem Schritt klapperten); es schimmerte auf den goldenen Pausbacken der Cherubim, frisch abgestaubt und mit Spiegeln in der Hand (die allerdings auf der Rückseite des blankpolierten Glases nach wie vor abblätterten). Die schweren Sofas, die entlang der Wände dösten, hatte man eines Morgens nach draußen auf die Treppe gezerrt und mit Teppichklopfern traktiert, was eine dermaßen dichte graue Wolke aufsteigen ließ, dass sie die Sonne zu einer blass-bernsteinernen Scheibe verfinstert hatte, und erst lockergelassen, als kein Staub mehr kam. Doch nun strahlten sie in einem dunklen Kirschrot unter dem vergoldeten Eichenlaub und den Quasten, und man konnte sich wieder setzen, ohne dass man niesen musste. Die Platte des Empfangstisches schimmerte wie eine schwarze Wasserfläche; hätte jemand sich vorgebeugt, um sich ins Gästebuch einzutragen, hätte er klar und deutlich in sein Spiegelbild schauen können, das ihm entgegengeblickt hätte wie ein altehrwürdiges, vielfach gefirnisstes Portrait.
    Der Blick des Majors wanderte mit einer Spur Besorgnis wieder zu der tanzenden Flamme der Fackel am Fuße der Treppe zurück. Er war es nicht gewohnt, dass eine Flamme ungeschützt mitten in einem Innenraum brannte – aber sie war sicher genug, fest in ihre Halterung über Steinfliesen gesteckt, mit nichts als dem leeren Raum zwischen den Spiralwindungen der Treppe über sich. Neben ihm hatte, nicht weit von der Flamme, das galant geneigte Gesicht

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