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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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zurück.«
    Der Bentley war wieder im Lampenlicht des halbrunden Kiesplatzes erschienen; vorsichtig setzte er zurück, weil er sich in der engen Auffahrt mit einem riesigen De Dion-Bouton verkeilt hatte. Diesmal hielten beide Automobile, und die Fahrgäste stiegen aus, also öffnete Edward die Tür und ging hinaus, um sie lächelnd willkommen zu heißen. Der Major vernahm, als er ihm nun folgte, noch einmal das ominöse Katzengeschrei und dachte wieder an Edwards geniale Idee: »Wir holen die Hunde ins Haus und quartieren sie in den oberen Stockwerken ein … damit sind wir die verfluchten Katzen los.« Nun, probiert hatten sie das natürlich. Aber es war ein großer Reinfall gewesen. Die Hunde hatten misstrauisch in kleinen Gruppen zusammengestanden, hatten kaum einen Versuch unternommen, die Katzen zu scheuchen, aber überall auf den Teppich gekackt. Nachts hatten sie geheult wie verlorene Seelen, sodass keiner ein Auge zugemacht hatte. Am Ende waren die Hunde wieder zurück auf ihren Hof gekommen und hatten vor Erleichterung mit dem Schwanz gewedelt. Sie waren der Aufgabe nicht gewachsen gewesen.
    Nun schüttelte der Major am laufenden Band Hände und ließ sich lächelnd die Gäste vorstellen. Weitere Wagen trafen ein. Fröhlich wurde die Hupe gedrückt. Die Hammonds, die FitzPatricks, die Craigs mit Sohn und Schwiegertochter, die Russells aus Maryborough, die Porters, die FitzHerberts und FitzSimons, die Maudsley-Mädchen, Annie und Fanny, aus Kingstown, Miss Carol Feldman, die Odlums und die O’Briens, die Allens und die Douglases und die Prendergasts und die Kirwans und die Carrutherses und Miss Bridget O’Toole … Dem Major schwirrte der Kopf, sein Lächeln wurde steifer.
    »Auf Katzen schießt man nicht« (dachte er, als seine müde Pfote von Sir Joshua Smiley gedrückt wurde und er sich freundlich vor dessen hässlicher Töchterschar verneigte), »auf Katzen schießt man nicht; auf andere Tiere kann man bedenkenlos schießen, aber nicht auf Katzen.« Aber was hätten sie denn anderes machen sollen? Irgendwie mussten sie die verdammten Biester loswerden (das Gejaule in der Ferne wurde immer schlimmer; ein ganzer Katerchor, hatte man den Eindruck – er hörte es sogar durch das Stimmengewirr der ankommenden Gäste) …
    So hatten er und Edward sich eines Tages aufgemacht und waren mit Revolvern bewaffnet hinaufgestiegen. Der Gestank der Katzen, wie Eukalyptus, war überwältigend, so lange beherrschten sie nun schon die oberen Stockwerke. Oh, und die Schreie waren entsetzlich gewesen, als sei es ein großer Kindsmord, den sie da gerade begingen – aber es musste sein, zum Wohle des Majestic.
    Edwards Hand war dieser Tage unsicher; mehrfach schoss er ganz daneben, trotz der vielen Stunden, die er auf seinem Schießstand am Torhaus übte. Zweimal verwundete er sein Opfer nur. Der Major musste den röchelnden Tieren den Todesschuss geben. Es war ein entsetzliches Blutbad gewesen: Blut auf dem Teppich, Flecken, die für immer bleiben würden, unauslöschlich; Hirn auf Bettdecken, schlimme Spritzer an den Wänden und sogar an der Decke. In seiner Erregung zerschoss Edward mehrere Fensterscheiben und brachte ein großes Spruchband aus Stuck mit der Aufschrift
»Semper fidelis«
zum Absturz, wobei es noch einen morschen Blumenkasten voll mit bunten Krokussen vor dem Zimmer einer der Damen zwei Stockwerke weiter unten mit in die Tiefe riss. Aus Scham wegen seiner blamablen Schießkünste bestand Edward darauf, die Leichen allein einzusammeln, und steckte sie in den zu diesem Zwecke mitgebrachten Sack. Als alle beisammen waren, warf er den Sack über die Schulter und ging nach unten. Der Major folgte ihm und ließ die leeren Patronenhülsen in der hohlen Hand klingeln. Als sie am zweiten Treppenabsatz ankamen, tropfte es bereits dunkelrot aus dem Sack. Zum Glück war auch der Teppich rot. Man sah die Tropfen kaum.
    Mittlerweile war das Lächeln des Majors zur schmerzlichen Grimasse geworden. Hand folgte auf Hand; er begrüßte jeden, der vor ihn trat, auf die gleiche, mechanische Art. Selbst wenn Kaiser Bill ihm plötzlich die Hand geschüttelt hätte, hätte er vermutlich gelächelt und dazu »Freut mich, dass Sie kommen konnten« gemurmelt. Doch jetzt, im Angesicht der formidablen und ehrwürdigen Lady Devereux (einer Cousine zweiten Grades des Vizekönigs), verblüffte er die Dame mit einem strahlenden Lächeln und einem überschwänglichen Gruß. Ihm war gerade aufgegangen, was das grässliche Miauen war, das

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