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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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Nacht.
    Derweil eilte der Major mit Padraig über den Gang und zur Wäschekammer, dem wärmsten, trockensten Ort, der ihm einfiel. Der Junge zitterte am ganzen Körper und klapperte mit den perlweißen Zähnen. Kein Wunder! Das Wasser im Swimmingpool musste um diese Jahreszeit wie Eis sein. Mit einem Fußtritt öffnete er die Tür zu der Kammer und ließ Padraig in das Kissennest fallen, und dazu sagte er streng: »Zieh sofort das nasse Kleid aus. Ich hoffe, das wird dir eine Lehre sein, Padraig. Wenn ich noch einmal erlebe, dass du dich als Mädchen zurechtmachst, dann schmeiße ich dich höchstpersönlich in den Pool.«
    Padraig sagte nichts, jammerte aber lauter denn je. Der Major bückte sich, riss ein Streichholz an und entzündete die Öllampe am Boden. Im Licht der Lampe sah er, dass Dampfwolken aus Padraigs Kleidern aufstiegen. Der arme Padraig! Nicht nur dass die Männer von den Hilfstruppen ihn mit honigsüßen Worten zu einem Stelldichein an den Swimmingpool gelockt hatten, nicht nur dass sie ihn grausam hineingeworfen hatten: sie hätten ihn auch dort ertrinken lassen, wäre der Major ihm nicht zu Hilfe gekommen. Der arme Padraig! Ihm fiel wieder ein, was Sarah einmal geschrieben hatte: fast alles, was mit den beiden zu tun habe, beginne lustig und ende im Schmerz.
    Wieder draußen auf dem Gang, blieb der Major stehen und horchte. Hatte er da gerade von irgendwo in der Nähe einen Schmerzensschrei gehört, vielleicht aus einem der Zimmer an diesem Korridor oder aus der Etage darüber? Aber alle Türen waren geschlossen; nur aus der Wäschekammer fiel ein kleiner Streifen gelben Lichts auf den Teppich. Überall sonst war es dunkel. Ein Mädchenschrei? »Eine von den Zwillingen?«, fragte er sich besorgt. Aber er hastete weiter. Er musste Brandy und heißes Wasser für Padraig besorgen, damit der Junge keine Lungenentzündung bekam. Vielleicht war es auch nur der Schrei einer Möwe gewesen, die zum Haus hinabgestoßen war.
    Immer mehr Gäste sammelten sich im Foyer, doch sie und der Major beachteten einander nicht. Draußen fuhren weitere Wagen vor, Scheinwerferlicht streifte über den Rasen. Ein weißhaariger alter Herr auf einem Sofa, die Hände friedlich um einen silberverzierten Stock geschlungen, sah, wie der Major vorüberhastete, und drohte ihm tadelnd mit dem Finger, doch der Major ging nicht darauf ein und lief weiter. Kaum hatte er das Foyer hinter sich, stand Miss Archer vor ihm und sagte: »Diese grässlichen jungen Männer machen Ärger im Ballsaal. Sie drohen damit, das Orchester zu erschießen, wenn es nicht weiterspielt. Und jetzt zwingen sie die Dienstmädchen, mit ihnen zu tanzen.«
    »Mein Gott! Edward haben Sie nicht gesehen? Wir müssen ihn finden. Würden Sie mir den Gefallen tun und Padraig etwas Heißes zu trinken bringen? Er ist in der Wäschekammer im ersten Stock. Sie haben ihn in den Swimmingpool geworfen. Ein Glück, dass die meisten von den verfluchten Gästen weg sind!«
    Das Orchester hörte auf zu spielen, gerade als der Major am Ballsaal anlangte. Die Musik war hysterisch gewesen, schräg, ein schrilles Kreischen der Geigen, ein aufgeregtes Brummen der Celli, Zeugnis der Erschöpfung und Angst der Musiker. Dann waren sie ganz plötzlich mitten in einer besonders furiosen Passage verstummt. Jetzt war es vollkommen still.
    Eine junge Frau stand in der Tür. Sie trat zur Seite, um den Major durchzulassen. Es war Sarah.
    »Was ist hier los?«
    Doch Sarah beachtete ihn gar nicht, gefesselt von dem, was im Ballsaal vorging. Der Major ließ sie stehen und ging hinein.
    Edward stand auf dem Orchesterpodium, sein Antlitz dunkelrot vor Wut, und sein massiger Körper bebte. Er funkelte die jungen Männer an, die wie erstarrt unten auf der Tanzfläche standen. Hinter ihm verpackten die Musiker eilig und schweigend ihre Instrumente und sammelten die Notenblätter ein. Drei oder vier Dienstmädchen, die mit den Männern von den Hilfstruppen getanzt hatten, stahlen sich von der Tanzfläche und waren verschwunden.
    Nun ging Edward auf dem schmalen Podium hin und her, mit kurzen, heftigen Schritten … ein hölzerner Notenständer war ihm im Wege, und er beförderte ihn mit einem Fußtritt beiseite, dass es nur so krachte; dann trat wieder Stille ein, und nur die Dielen knarrten bedrohlich unter seinem Gewicht. Bei allem Auf und Ab blieben seine wütenden Augen fest auf die jungen Männer unten auf der Tanzfläche geheftet.
    Dann lachte einer der jungen Männer. Zugleich kam ein kalter

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