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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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schieben, damit er sie auf dem Bett ein kleines Stück anheben konnte, um mit der anderen Hand den hinderlichen Reifrock höher zu schieben … aber das erwies sich als zu schwierig, und er hielt zunächst ratlos inne, stand da und kratzte sich am Kopf. Das Einzige, was er tun konnte, war, sie vor- und zurückzuschaukeln und dabei jedes Mal den Rock ein kleines Stück aufwärts zu ziehen.
    Immer wenn er sie vor- oder zurückrollte, stöhnte Charity; sie träumte von einer stürmischen Überfahrt über die Irische See, unterwegs zum Internat in England; riesige Wellen hoben sie, ließen sie fallen, hoben, ließen fallen … Natürlich wurde sie niemals seekrank … das war zu beschämend, wenn man sich übergeben musste … Aber was, wenn das Schiff sank? Auf, nieder, auf, nieder … Na, kein Wunder, dass sich das nicht gerührt hat, dachte Matthews; da steckten tausend Nadeln drin, die er überhaupt nicht gesehen hatte; er wurde alt … So, jetzt wieder auf die andere Seite, ein ordentlicher Schubs an Schulter und Hüfte und … »Nein, lass die Beine gerade«, brummte er. »So wird das nie was … dafür brauchen wir noch die ganze Nacht.«
    Je weiter diese Nacht fortschritt, desto weiter sank auch die Temperatur. Inzwischen war es eiskalt in dem Zimmer. Seine Finger waren steif von der Kälte und büßten ihre übliche Geschicklichkeit ein, doch er arbeitete verbissen weiter. Nicht mehr lange, dann lag die äußerste Kleidungsschicht auf dem Teppich. Danach sollte es einfacher werden.
    Auch nebenan war es kalt; jedenfalls kam es Faith so vor. Sie saß auf dem Bett, die Knie bis ans Kinn gezogen, nackt und bibbernd. In dem Zimmer war es stockfinster. Nur ein blasser orangeroter Schein kam durch den Spalt unter der Verbindungstür, von der Öllampe, in deren Licht Matthews bei der Arbeit war. Mortimer ging im Dunkeln auf und ab. Sie sah ihn nicht, aber der Klang seiner Stimme und das Knarren der Fußbodendielen verrieten ihr einigermaßen, wo er sich gerade befand.
    Schon seit Minuten erzählte er ihr von einem Lehrer an seiner Schule, der sich am Tag der Abschlussfeier betrunken hatte. Jung, gutaussehend, wohlerzogen, ein Künstler, großartiger Sportler – die ganze Schule hatte diesen Mann geliebt, vom eingebildetsten Präfekten bis zum kleinsten Sextaner, bis zu dem Tag, an dem er mit wehendem Talar, Doktorhut auf dem Kopf, über den Innenhof gestürmt war und gerufen hatte, die Hausmutter sei eine hässliche alte Hexe, und das vor den entsetzten Augen der Eltern von vielen der Jungs … Doch Faith klapperten die Zähne, und so sehr sie sich auch anstrengte, sie verstand einfach nicht, was diese Geschichte mit dem, was sie hier gerade taten, zu tun hatte. Wollte Mortimer ihr zu verstehen geben, dass er betrunken war? Nein, das konnte es nicht sein. Aber was dann? Zusammen mit Charity und Viola hatte sie das in braunes Packpapier eingeschlagene Buch studiert, das Matthews ihnen geliehen hatte, und einen Gutteil dessen, was dort so medizinisch beschrieben wurden, hatte sie nicht verstanden und auch die entsprechenden Stellen an ihrem eigenen Körper gar nicht finden können, und so hatte sie keine rechte Vorstellung, was denn nun als erstes geschehen sollte; doch ihr Gefühl sagte ihr, dass eine Präambel wie diese nicht notwendig war. Vielleicht hatte sie sich zu schnell ausgezogen? Aber darum ging es doch, oder? Wenn sie nur Licht gehabt hätten, dann hätte sie sehen können, was für ein Gesicht er machte, und eine Ahnung bekommen, was in seinem Kopf vorging. Mortimer hatte sich geweigert, auch nur eine Kerze zu entzünden. Er hatte schon die Nerven verloren, als sie ein Streichholz angerissen hatte, um zu sehen, wo das Bett war. Danach musste sie sich durch das Dunkel dorthin tasten. Das Ganze war doch ziemlich merkwürdig und viel langweiliger als sie es sich vorgestellt hatte. Enttäuscht und entmutigt drückte sie ihr bibberndes Kinn auf die Knie und fragte sich, ob sie nicht besser aufgeben und sich wieder anziehen sollte.
    Mortimer erzählte ihr mit hoher, hektischer Stimme von einem Burschen, den er in der Armee gekannt hatte und der mit einem Walfänger ausgefahren war, noch vor dem Krieg, von den ungeheuren Bergen von Walspeck, davon, wie sie sich mit Flensmessern durch diese schier unglaublichen Mengen von Walspeck gearbeitet hatten! Aber so ein Messer hätte er jetzt selbst brauchen können, denn immer näher rückten die Wände aus wabbeligem Fett, in die das Zimmer gekleidet war. Inzwischen hatte

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