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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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Alters unterwegs, die sich mit Leidensmiene von ihm hierhin und dorthin schieben ließ, sein kahler Schädel so tief gebeugt, dass er ihre Brust auf Augenhöhe hatte. Da so wenige Gäste tanzten, hätte man gedacht, dass sie sich an den umgebenden Stühlen und Tischen drängen müssten, doch das war nicht der Fall. Besorgt sah der Major nach der Zeit: noch nicht einmal zwei Uhr. Konnte es sein, dass die ersten Gäste schon gegangen waren? Sein forschender Blick wanderte von Gruppe zu Gruppe, er versuchte sich ins Gedächtnis zu rufen, wer vorher noch dazu gehört hatte, aber er gab es bald auf. Er musste sich um Padraig kümmern und ein Wort mit den Zwillingen reden, die immer ekstatischer tanzten, sich an ihre Partner schmiegten und mit wildem Lachen den Kopf in den Nacken warfen, was die anderen Gäste bereits mit gerümpfter Nase verfolgten … sie mussten heimlich weit mehr als ihr Quantum getrunken haben. Doch zunächst Padraig!
    Er stand mit mehreren Leuten an der offenen Terrassentür, und auf dem Boden lag etwas, das sie alle interessiert betrachteten. Der Major machte einen Bogen um Mr. Norton, der im raschen Trott vorüberkam, Kopf und Schultern energisch gesenkt wie ein Mann, der einen Schubkarren schiebt, und ging nach vorn, um zu sehen, was es war. Auf den ersten Blick hätte es ein blaugrüner Muff oder eine Federboa sein können, fallengelassen von einer der Damen; doch dann, als er über Padraigs Schulter spähte, sah er, dass es ein Paar Füße hatte, einen langen Hals und einen winzigen Kopf gekrönt mit einem zarten Diadem aus Federn; der Hals war mehrere Male umgedreht wie ein Stück Schnur.
    »Wo um alles in der Welt kommt das her?«
    Doch bevor noch jemand Zeit hatte zu antworten, wehte ein Schwall von betrunkenem Gelächter aus dem Dunkel jenseits der Terrasse herüber, und der Major verstand. Padraig sah ihn mit bleicher, unglücklicher Miene an.
    »Ich habe einen von ihnen gefragt, ob er mir eine Pfauenfeder besorgt. Dann haben sie das hier geworfen!«
    Der Major bückte sich und hob den toten Vogel auf; sein Leichnam war noch warm. Als er ihn nach draußen trug, pendelte der Kopf hin und her und drehte sich um einige Windungen zurück, und die langen Schwanzfedern schleiften über den Boden. Er warf ihn auf die Terrasse und machte kehrt. Wieder kam von draußen, wo die Hilfstruppen sich mit ihren Flaschen im Dunkeln herumtrieben, ein solches Lachen.
    In Gedanken verfluchte er Edward dafür, dass er nicht da war, aber er war fest entschlossen, Ruhe zu wahren; er zündete sich eine Zigarette an und machte ein paar nichtssagende Bemerkungen gegenüber den Prendergasts und Colonel Fitzgibbon, die den toten Pfau gesehen hatten. Dann entschuldigte er sich, und im Gehen gab er Padraig ein Zeichen, mitzukommen. Er musste den Jungen dazu bringen, dass er sofort nach oben ging und sich wieder umzog!
    Doch bevor er Zeit hatte etwas zu sagen, kam schon der nächste unglückliche Zwischenfall. Charity, die sich vor aller Augen immer verwegener in den Armen ihres strahlenden jungen Mannes gedreht hatte, hatte schließlich das Gleichgewicht verloren und war schwer gestürzt, und ihr Partner lag, Arme und Beine gespreizt, auf ihr. Das Orchester kam aus dem Takt und verstummte.
    »Das arme Ding ist blau wie ein Veilchen!«, rief eins der Dienstmädchen in die plötzliche Stille hinein. Und das grässliche Schweigen hielt an, auch noch als Charity, erschrocken und verlegen, unter ihrem Partner hervorkrabbelte. Der Major, dem das peinlich war, gab dem Orchester das Zeichen zum Weiterspielen und eilte zu ihr hin. Inzwischen war Charity, die nun nicht mehr aufhören konnte zu kichern, mit Hilfe von Faith und von deren Tanzpartner wieder auf die Beine gekommen.
    »Du und deine Schwester, ihr solltet euch lieber hinlegen«, sagte der Major streng zu Faith. »Und Sie passen auf, dass sie nicht noch mehr trinken«, fügte er, an Mortimer mit den blauen Augen gewandt, hinzu, der mit ihr getanzt hatte und jetzt seinem Kameraden Matthews den Staub vom Anzug klopfte. »Ich dachte, ich könnte mich auf Sie verlassen.«
    Todunglücklich wurden Faith und Charity hinauseskortiert; jetzt taten sie dem Major doch wieder leid.
    Die Musikanten begannen wieder zu spielen. Mr. Norton schob weiterhin unermüdlich seine Dame mittleren Alters über den Tanzboden. Der Major wandte sich an das Dienstmädchen, das sich beklommen mühte, seine Aufmerksamkeit zu erregen.
    »Was gibt es?«
    »Da sind ein Herr und eine Dame, die gehen und

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