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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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saß. Er musste sich nun entscheiden, ob er so schnell wie möglich mit einem Blechgefäß Wasser schöpfen wollte (Volumen soundsoviel Kubikzentimeter; maximale Schöpfgeschwindigkeit soundsovielmal pro Minute), während das Wasser mit einer Geschwindigkeit von soundsoviel Litern pro Minute eindrang, oder ob er das Leck ignorieren und nach Kräften landwärts rudern sollte (soundsoviel Meilen pro Stunde) … oder natürlich eine Mischung aus beidem, mal das eine, mal das andere. Wie sollte sich dieser Mann am besten verhalten?
    »Kann er es denn schaffen?«
    »Ich fürchte, nicht ganz, alter Junge«, erwiderte Mr. Norton mit unerwarteter Klarheit.
    »Ah«, sagte der Major versonnen und ging, seine Pfeife paffend, aus dem Zimmer.
    Der Major arbeitete hart in diesen Tagen, unterstützt von Mrs. Roche, Miss Archer und einigen der anderen Damen. Edwards Gemütszustand hatte sich leicht gebessert, seit er einen Shinner erlegt hatte. Ein Abszess war aufgeschnitten worden und ein Teil des Giftes abgeflossen. Aber dem Major war klar, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis er sich wieder neu füllte.
    Anfangs überraschend fügsam hatte Edward eingewilligt, nach England zu gehen und ein wenig Zeit mit den Zwillingen zu verbringen. Er hatte sogar ein- oder zweimal einen Anflug von Reue gezeigt. Der Major hatte ihn dabei überrascht, wie er das geronnene Blut von der Werkbank im Gartenschuppen schrubbte. Doch als er den Major sah, hatte er aufgehört und war hinaus in den leichten Nieselregen getreten, eine hutlose Jammergestalt. In jüngster Zeit hatte der Major Anzeichen dafür entdeckt, dass Angst und Bitterkeit wieder auf dem Vormarsch waren. Er behielt Edward jetzt sorgsamer im Auge, und schon bald wurde ihm klar, dass er in Gedanken Pläne für die Verteidigung seines Anwesens schmiedete. Eines Abends, nachdem es einer erschreckend forschen und entschlossenen jungen Lehrerin gelungen war, trotz strikter Weigerung des Majors einen Trupp Pfadfinderinnen für die Nacht im Majestic unterzubringen, schwadronierte Edward, benommen von zu viel Whisky und verbittert vom Verlust Irlands, vor dieser kichernden Schar junger Gäste und dem missmutig schweigenden Major unzusammenhängendes Zeug über Reichweiten, das Beharken mit Maschinengewehrfeuer, über Flankenangriffe und dergleichen mehr. All das ließ nichts Gutes ahnen. Schnelles Handeln war vonnöten.
    Die Explosion und der erschossene Shinner hatten zumindest ein Gutes: drei der nicht ganz so prominenten Damen waren unverzüglich abgereist, und die anderen sahen nun doch ein, dass sie sich nach einer anderen Bleibe umsehen mussten. Natürlich war die Not groß, und im Salon wurde viel geweint und oft zum Riechsalz gegriffen. Aber der Major tat sein Bestes, um die missliche Lage zu lindern. Er hatte an eine Hilfsorganisation für in Not geratene Damen und Herren aus besseren Kreisen geschrieben und überlegte, was er sonst noch für sie tun konnte. In Ägypten, Indien und anderen Regionen (weit entfernt, zugegeben, aber Orte, wo die einheimische Bevölkerung sich besser betrug als die Iren) musste es doch Mädcheninternate geben, deren braunhäutige kleine Schülerinnen von der Würde und Rechtschaffenheit einer älteren englischen Dame profitieren konnten, selbst wenn diese verarmt war. Schwierig war nur, dass die Damen auf diesen Vorschlag mit umso größerer Angst und Sorge reagierten, denn nun waren sie überzeugt, dass der Major sie mutterseelenallein irgendwohin zu einem tropischen Abdecker schicken wollte.
    Bei all diesem Kummer war Mrs. Roche eine große Hilfe und Stütze. Sie sprach den Damen Mut zu, machte praktische Vorschläge, half ihnen beim Verfassen von würdevollen Bettelbriefen an besser gestellte Verwandte. Sie kümmerte sich sogar um Edward, sagte ihm rundheraus, dass er nicht so viel trinken solle (etwas, wozu niemand sonst den Mut aufgebracht hatte), und nähte ihm einen Knopf an die Jacke. Als er das sah, hatte der Major doch wieder die leise Hoffnung, Mrs. Roche könne noch ihr Herz für Edward entdecken – schließlich war er mit seinem kantigen, energischen Gesicht und der stattlichen Erscheinung auf seine Weise immer noch eine imposante Gestalt. Aber Mrs. Roche war eine vernünftige Frau und zog bald darauf mit ihrer Mutter, Mrs. Bates, an einen glücklicheren Ort. Der Major musste allein entscheiden, ob man Mrs. Rappaport in Edwards Obhut lassen konnte, denn es war nicht sehr wahrscheinlich, dass ein Heim sie mit ihrer grässlichen

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