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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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Sinn-Fein-Mannes nageln könnte. Doch nein, Edward hatte ein blutverschmiertes Taschentuch hervorgezogen und betupfte sich vorsichtig die Nase. Der Ausdruck auf seinem Gesicht erinnerte ein wenig an den eines Märtyrers.
    »Was Sie einfach nicht begreifen, Brendan, ist, dass wir uns im Krieg befinden … Wenn Leute kommen und Sachen in die Luft jagen, dann müssen sie auch die Konsequenzen tragen! Wir müssen ihnen eine Lektion erteilen!«
    »Aber Edward, es sind doch unsere eigenen Leute! Das sind nicht die Deutschen oder die Bolschewiken … Sie sind genauso hier zu Hause wie wir …
mehr
sogar! Und nur wegen einer Statue, die sie in die Luft jagen!«
    Edwards Miene verfinsterte sich, und er sagte bitter: »Ich habe immer gewusst, dass Sie auf ihrer Seite stehen, Brendan. Ich bin nur dankbar, dass die arme Angie das nicht mehr erleben musste. Ein Mann mit Ihrem Hintergrund, da hätte ich Sie doch für loyaler gehalten.«
    »Hören Sie um Gottes willen endlich damit auf, Edward.«
    »Ich habe sie auf frischer Tat ertappt. Ich lauere nicht hinter Hecken und erschieße Unschuldige. Es war vollkommen fair.«
    »Schon seit Tagen haben Sie auf sie gewartet!« Edward brummte etwas, versuchte aber nicht, es abzustreiten. Jedenfalls wusste der Major nun, warum er so viel Zeit auf dem Dach verbracht hatte. Schon seit Tagen hatte Edward die Viktoriastatue belauert wie ein Großwildjäger seine Salzlecke im Dschungel; er wusste genau, dass früher oder später die Versuchung dieser Statue zu groß für sie sein würde. Und was war der Unterschied, fragte er sich, ob man jemanden von hinter einer Hecke erschoss oder von einem Dach?
    »Es war vollkommen fair«, sagte Edward noch einmal und ließ seine Fingerknöchel knacken.
    Sicher, dachte der Major. Wahrscheinlich sah Edward die Sinn-Fein-Leute überhaupt nicht als Menschen an. Für ihn waren sie eine Art Wild, das man nur in einer sehr kurzen, genau geregelten Jagdzeit schießen durfte (nämlich wenn man sie dabei erwischte, wie sie gerade Bomben zündeten).
    »Es war vollkommen fair«, sagte Edward zum dritten Mal, und der Major dachte: »Nein, das war es ganz und gar nicht. Es war ein Racheakt. Rache für seine Ferkel. Rache für Angela. Rache für ein sinnloses Leben. Rache für die unaufhaltsame Niederlage der Unionisten. Rache für die Zerstörung der Gesellschaft, in der er großgeworden ist. Rache dafür, dass sie Irland verlieren.« Für ihn waren die Sinn Féin keine Menschen. Und wie wahrscheinlich war es schon, dass die Sinn Féin Edward als Menschen ansähen und Mitleid mit ihm hätten?
    Edward fürchtete sich – das ging dem Major jetzt schlagartig auf. Der Mann hatte panische Angst! Die kugelsichere Weste war nicht einfach nur eine Laune gewesen, sie war ein verzweifelter Versuch, sich noch ein wenig Mut zu machen. Mit einem Mal war das dem Major so glasklar, dass er sich fragte, wieso er es nicht schon lange vorher gesehen hatte.
    »Am besten, Sie gehen nach oben und legen sich ins Bett«, sagte der Major, nicht ohne Mitgefühl. »Sie sind erschöpft. Ich kümmere mich um den Arzt und die Polizei, wenn sie hier sind.«
    Doch als Edward ihn mit dem, was da unter dem Tischtuch lag, alleingelassen hatte, kehrte das Grauen zurück. Er sah wieder vor sich, wie Edward den toten Sinn-Fein-Mann triumphierend über den Kies gezerrt hatte. Er schloss die Augen … Edward kommt immer näher, hat sich die Schienbeine des Toten unter beide Arme geklemmt wie die Deichseln eines Karrens. Die breiten Schultern und der baumelnde Kopf hinterlassen eine lange Spur auf dem taufeuchten Kies, und von der Reibung haben sich die Arme weit ausgebreitet, sodass er nun wie ein Gekreuzigter aussieht. Von irgendwo aus dem Haus kommt der Afghane herbeigesprungen und tollt munter um den Leichnam herum, den Edward zum Gartenschuppen zerrt.
    »Dem Himmel sei dank, dass ich die Zwillinge weggeschickt habe. Jetzt wird auch Edward gehen. Heute oder morgen. So schnell wie möglich.«
    Plötzlich sehnte der Major sich danach, seine Pfeife anzuzünden, aber die Achtung vor dem toten jungen Mann am anderen Ende des Raumes verbot ihm das. Der verwehrte Wunsch wandelte sich in eine Sehnsucht nach etwas anderem Normalen – ganz egal was: angeln gehen, bei einem Kricketspiel zusehen, Tee mit seiner Tante in Bayswater trinken. Aber das konnte er natürlich nicht. Er musste die Angelegenheiten in Kilnalough in Ordnung bringen. Außerdem war seine Tante tot – einen Augenblick lang überwältigte ihn der

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