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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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wir lieber … lassen Sie mich überlegen … Jago und Julia. Und was noch schlimmer ist: Julia ist ein Snob.« Der Major lachte, und Sarah warf ihm ein süßes Lächeln zu. Ihre Bosheit amüsierte ihn, und im Grunde war diese Bosheit ja auch ganz harmlos, eher zur Unterhaltung da als um jemanden zu verletzen.
    Sarah erklärte, sie wolle zu Finnegan, und so zogen sie gemeinsam zu diesem Laden die Hauptstraße hinauf; der Major schob, Sarah redete und zog ihn damit auf, dass er »so englisch« sei, »so honorig«, »so stocksteif« und was ihr sonst noch in den Sinn kam. Der Major hörte ihr nur mit einem Ohr zu; er war ganz damit beschäftigt, die Männer mit ihren Schlägermützen zu betrachten, die müßig auf den Treppenstufen saßen (anscheinend hatte kaum einer ernsthaft etwas zu tun), die Frauen mit ihren schwarzen Schals und Einkaufskörben, die Kinder, die barfuß in der Gosse spielten. Wie anders, wie fremdartig Irland doch war!
    Ihr Vorankommen wurde nun massiv durch eine Herde Kühe beeinträchtigt (So bezaubernd, so typisch! dachte der Major), die nicht nur die Straße, sondern auch den angedeuteten Bürgersteig für sich beanspruchten. Nicht lange, und ein Motorwagen tauchte hinter ihnen auf, der Fahrer drückte die Hupe, was aber alles andere als nützlich war, denn Kühe geraten leicht in Panik; eine wäre beinahe direkt in den Kühler des Wagens gestürmt, wurde aber gerade noch rechtzeitig von einem Burschen im zerlumpten Mantel abgelenkt, der die Tiere mit einem langen Stab vorantrieb. Auf dem Beifahrersitz erkannte der Major die stämmige Gestalt von Dr. Ryan, in Trenchcoat und mehrere Schals gepackt, obwohl es ein milder Tag war. Der Doktor sah die beiden, winkte und ließ den Chauffeur am Rinnstein halten, bis die Kühe fort waren. Als sie bei ihm anlangten, sagte er streng: »Sie sitzen ja schon wieder im Rollstuhl, Sarah. Sie sollen laufen. Nie halten Sie sich an meine Anweisungen.«
    »Ja, ich weiß, ich weiß. Das sagen Sie immer «, schmollte Sarah und blickte hilfesuchend den Major an.
    »Wenn Sie mich fragen – ich glaube, es gefällt Ihnen in Ihrem Stuhl.«
    »Sie wissen aber auch
alles
, Doktor!«, erwiderte Sarah, und einen Moment lang sah der Major einen bitteren, höhnischen Ausdruck auf ihrem Gesicht.
    »Seien Sie nicht impertinent«, entgegnete Dr. Ryan streng. »Und jetzt will ich sehen, wie Sie aus diesem Rollstuhl aufstehen und hier zu mir herübergehen. Halten Sie sich bei dem jungen Mann am Arm.«
    Sarah verzog das Gesicht und blieb zunächst einfach sitzen.
    »Jetzt kommen Sie schon. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit«, schimpfte der Doktor.
    Unglücklich und elend hievte Sarah sich hoch, stützte sich dabei schwer auf den Arm des Majors und auf einen von ihren Stöcken, und dann machte sie den ersten Schritt. Der Major staunte, wie gut sie gehen konnte. Zugegeben, sie schwankte, aber ihre Beine wirkten fest und stark. Dr. Ryan, dessen Kopf dagegen klein und schwach aus seinem Kleiderhaufen schaute, verfolgte ihren Weg bis zum Wagen; dort machte sie kehrt und ging wieder zu dem Rollstuhl zurück, wobei ihre schlanken Finger den Unterarm des Majors mit einer Kraft umklammerten, über die der Major sich nur wundern konnte.
    »Wenn Sie nicht so verwöhnt wären, bräuchten Sie den Stuhl überhaupt nicht mehr. Sie könnten ohne Weiteres gehen, wenn Sie sich nur die Mühe machen würden. Und Sie, Major, vielleicht sind Sie so nett und sagen Edward Spencer von mir, wenn er seinen Pächtern weiter so zusetzt, dann gibt es Ärger.« Und damit gab der Doktor seinem Chauffeur das Zeichen zur Weiterfahrt.
    »Was für ein ungemütlicher alter Mann«, sagte der Major. »Sauer wie Essig.«
    Sarah hatte es sich anders überlegt und wollte jetzt nicht mehr zu Finnegans Kurzwaren. Sie wollte nach Hause, weg von dieser hässlichen Straße; es sei nicht weit, der Major müsse sich keine Sorgen machen, sie werde ihn nicht lange aufhalten, denn ihre Gesellschaft sei ihm ja wohl unerträglich und er könne es gar nicht erwarten fortzukommen …
    »Aber nichts dergleichen habe ich gedacht«, protestierte der Major verblüfft. »Wie kommen Sie denn auf so eine Idee?«
    Ach, das sehe man doch an der Art, wie er dauernd hierhin und dorthin schaue, gerade wenn ein hübsches Mädchen (eins mit zwei gesunden Beinen) vorbeikomme und ihren Rocksaum so schön durch den Kuhdreck schleife. Der Major, »stocksteif wie Sie sind«, habe offenbar besseres vor, und sicher wolle er ja auch ganz dringend zu seiner

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