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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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lieben Angela zurück, und überhaupt sei er ja eilig irgendwohin unterwegs gewesen, als sie sich vorhin begegnet waren …
    »Das stimmt. Ich wollte mich am Bahnhof erkundigen. Das hatte ich ganz vergessen.«
    »Wieso das? Wollen Sie Kilnalough schon wieder verlassen? Haben Sie und Angela sich gestritten?«
    »Nein; nicht nur haben Angela und ich uns nicht gestritten – wir haben noch überhaupt kein Wort miteinander gesprochen. Kein privates jedenfalls. Sie müssen wissen, eigentlich sind wir nie wirklich verlobt gewesen – jedenfalls glaube ich das; es war nichts Ernstes – auch wenn wir uns natürlich regelmäßig geschrieben haben.«
    »Also das wusste ich nicht. Ich dachte … na, ist ja egal, was ich denke. Wieso sind Sie denn dann hergekommen?«
    »Oh, um die Sache in Ordnung zu bringen, nehme ich an. Ich weiß es selber nicht so recht. Jedenfalls ist es mir bisher nicht gelungen, ein Wort mit Angela allein zu sprechen. Sie denken doch nicht, dass sie mir absichtlich aus dem Weg geht, oder?«
    Aber Sarah schwieg. Sie waren jetzt in eine Straße mit kleinen, doch gepflegten Backsteinhäusern gebogen; eines davon beherbergte die Bank, und im hinteren und oberen Teil wohnte Sarah mit ihren Eltern. Ob der Major auf eine Tasse Tee mit hereinkommen wolle?
    Sie betraten das Grundstück durch ein Seitentürchen und folgten dann einem Pfad zwischen Spalieren mit Kletterrosen, wo eine flache, für Sarahs Rollstuhl gezimmerte Rampe zur Hintertür führte. Das Haus sei natürlich nicht halb so vornehm wie die, die er gewiss gewohnt sei, aber es könne ihm nicht schaden, wenn er eine solche »elende Hütte« einmal von innen sehe. Ja, es werde ihm guttun. Sie wies ihm eine Tür und sagte, dort werde sie gleich wieder zu ihm stoßen; bis dahin solle er es sich nach Kräften bequem machen. Der Major ging hinein und setzte sich zum Warten auf das blaue Samtsofa. Ein Ölbild – eine Kuh und ein paar Bäume – hing über dem Kamin. In einem Bücherschrank standen einige Bücher, größtenteils Angel- und Reisereminiszenzen. Und da stand auch das Klavier, nicht anders als andere Klaviere mit Ausnahme der Eisenklammern, da wo die abgesägten Beine wieder angefügt waren. In dem makellos sauberen Zimmer, das so ganz und gar ohne Eigenart war, bot nichts außer diesen gebrochenen Beinen ein wenig Trost.
    Hübsch gefaltet lag auf einem Tisch die
Irish Times
. Er griff danach und überflog die Schlagzeilen. Bedrückendes Elend in Offiziersfamilien. Jungfernflug der R34. Beginn eines neuen Zeitalters der Atlantiküberquerung. Die Bolschewisten waren auf dem Vormarsch, britische Wasserflugzeuge im Einsatz an der finnischen Grenze. In Wimbledon hatte Lieutenant-Colonel A.R.F. Kingscote, Offizier der königlichen Artillerie und Träger des Verdienstordens, einen jungen Amerikaner glorreich geschlagen. Dr. Kings Leberpillen (Löwenzahn und Chinin), garantiert ohne Quecksilber. Heilen zuverlässig sämtliche Symptome von LEBERTRÄGHEIT … gut gegen Erregungszustände jeglicher Art. Der Major faltete die Zeitung genauso exakt wieder zusammen und legte sie mit einem Seufzer an ihren Platz zurück. Ihm war nicht wohl in seiner Haut; er fragte sich, ob er es an Loyalität gegenüber Angela hatte mangeln lassen, als er mit Sarah über sie sprach.
    »Ich hoffe, Sie werden unsere Unterhaltung gegenüber Angela nicht erwähnen«, sagte er, als Sarah endlich wieder erschien. »Wie gesagt, ich hatte bisher keine Gelegenheit, wirklich mit ihr zu reden.«
    »Natürlich nicht«, sagte Sarah gleichgültig. »Geht mich ja nichts an. Außerdem sehen wir uns nie.«
    »Ich dachte, Sie seien gute Freundinnen?«
    »Früher waren wir Freundinnen, aber jetzt nicht mehr. Ich staune, dass Sie das nicht gemerkt haben. Ist Ihnen nicht aufgefallen, wie kühl sie mich im Majestic behandeln? Edward spricht kaum noch mit mir. Der einzige Grund, weshalb er mich zu seinen absurden Tennisgesellschaften einlädt, ist das Mitleid, das Angela mit mir hat. O doch, Mitleid, nichts anderes! Es liegt auf der Hand. Ich nehme an, auch Sie haben Mitleid mit mir, wenn man mal genau überlegt, aber das ist mir egal. Ich sollte nicht zum Majestic gehen, es wäre viel besser, wenn ich es nicht täte, aber ich langweile mich so sehr, wenn ich den ganzen Tag hier sitze wie ein armseliger Krüppel …«
    »Aber Angela hat sich gefreut, Sie zu sehen, und Sie sind so hübsch und so amüsant. Also ich bin mir sicher, dass Sie sich das alles einbilden«, rief der Major ungläubig.

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