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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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daranmachte, etwas mit außerordentlichem Tempo und größter Vehemenz zu zerhacken, mit einem Küchenmesser groß wie ein Bajonett. Und schlimmer noch, er sah jetzt, dass ihr Tränen aus den Augen quollen. Sie weinte hemmungslos! Und das war alles seine Schuld. Er trank seinen Tee aus (und verzog das Gesicht, denn er war bitter wie Wermut), dann stahl er sich aus der Küche. Ein wenig später allerdings, als er sich durch einen feuchten steinernen Korridor zur Treppe vortastete, ging ihm auf, dass die Köchin Zwiebeln gehackt hatte – was vielleicht nicht ganz unverbunden mit dem Bild des Jammers gewesen war, das sie geboten hatte.
    Er brauchte eine Weile, bis er die Treppe ausfindig gemacht hatte, über die er in den Speisesaal kam. Das lag daran, dass er nicht auf die Idee kam, dass man zuerst ein paar Stufen hinabsteigen musste, bevor man an die Haupttreppe kam, von wo man dann sowohl nach oben als auch nach unten gelangen konnte (obwohl nur der Himmel wusste, wohin die Stufen abwärts führen mochten). Anders ausgedrückt – und nur der Architekt hätte erklären können warum –, die Küche war nur über eine Seitentreppe mit der Haupttreppe verbunden. Weitere solche Treppen gingen immer wieder ab, doch bei aller Neugier, wohin sie wohl führen mochten, hastete der Major jetzt nach oben auf der Suche nach Angela.
    Allerdings überraschte es ihn nicht, als er von Angela im Speisesaal keine Spur fand. Einen Moment lang stand er dort und sah sich um. Alles war still. Einige Tische, das musste er zugestehen, waren tatsächlich mit frischen Blumen geschmückt. Auf einem lag ein Bündel Nelken mit fein verästeltem Grün auf einer Zeitung und warteten darauf, in Vasen gesteckt zu werden. Eine Schere lag daneben, und man konnte sich zumindest vorstellen, dass hier noch im Moment bevor er den Saal betrat jemand bei der Arbeit gewesen war. Er ging davon aus, dass Angela ihm nicht bewusst aus dem Wege ging, und so hätte er eigentlich nur bei den Schnittblumen warten müssen, denn sie würde sie gewiss nicht lange dort liegenlassen, ohne sie ins Wasser zu stellen.
    Plötzlich ächzte und knarrte etwas am anderen Ende des Raums. Ah, das war der Speisenaufzug, der von der Küche heraufkam. Er sah, wie die Seile vibrierten, als der Aufzug fuhr. Er ging hin und sah ihn sich an. Ganz unvermittelt stellte sich die Vorstellung ein, dass etwas Schreckliches, Unerwartetes heraufkommen würde; ein verwesender Schafskopf vielleicht oder womöglich gar etwas noch Merkwürdigeres – der tränende Kopf der Köchin, auf eine Schale gehackter Zwiebeln gebettet. Einen Moment lang stockte der Aufzug, dann lief er weiter. Aber als er oben ankam und der Major sah, was darin war, musste er lächeln. Es war die gescheckte Katze, die er in der Küche gesehen hatte, noch immer auf ihrer Fleischplatte. Als die Apparatur zum Stehen gekommen war, sprang sie heraus und strich ihm um die Beine. Der Aufzug verschwand leer wieder in der Tiefe.
    Im nächsten Moment, mit der Katze im Arm, entdeckte er Angela. Sie eilte mit einem Büschel Buchenzweigen über die Terrasse unterhalb des Tennisplatzes auf eine weitere Treppe, ein ganzes Stück entfernt, zu. Er sagte sich, dass er, wenn er den Eingang finden konnte, dem sie zustrebte, sie dort abfangen konnte, und machte sich geschwind auf den Weg; die Katze nahm er zur Gesellschaft mit. Der gefiel jedoch diese Aussicht nicht, sie sprang ihm vom Arm und verschwand hinter ihm. Mit raschen Schritten ging der Major den Gang hinunter, und diesmal war er sich so gut wie sicher, dass er in der richtigen Richtung unterwegs war. Auf seinem Weg begegnete ihm eine der alten Damen, deren Bekanntschaft er am Vorabend gemacht hatte. Sie stand auf ihren Stock gestützt, genau da, wo der lange fenster- und türenlose Gang unerwartet eine Zickzackwendung machte. Als er vorüberkam, brummte sie etwas Ärgerliches, aber er nickte ihr nur munter zu und tat, als habe er sie nicht gehört. Er hatte es eilig. Gespannt bog er um eine weitere Ecke, denn am Ende dieses letzten Wegstücks musste sich nach seinen Berechnungen, nach dem äußeren Eindruck des Gebäudes und der Wegstrecke, die er zurückgelegt hatte, die verglaste Tür befinden, durch die Angela jetzt jeden Moment eintreten würde. Aber sie war nicht da. Am Ende des Ganges war einfach nur eine leere Wand und ein modriger, verfallener Salon. Das ist doch verrückt, dachte er, halb ärgerlich, halb amüsiert. Zum Teufel mit ihr. Ich sehe sie zum Mittagessen.
    Aber

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