Troubles (German Edition)
katholisch?«
»Ja.«
»Also wird es früher oder später einen höllischen Aufstand geben. Oder sollte ich sagen: einen
himmlischen
Aufstand? Und der Zeitpunkt ist alles andere als günstig, verstehen Sie, gerade jetzt, wo die arme alte Angela … Aber es ist so; Papa Noonan macht mir mächtig Druck, und es kann nicht mehr lange so weitergehen.« Ripon hielt inne und stieß das Messer mit aller Gewalt in die Eichentäfelung. »Und übrigens, könnten Sie mir vielleicht ein paar Fünfer leihen?«
»Nein.«
»Mit
einem
Fünfer wäre mir auch schon gedient.«
»Nein.«
»Schon gut, macht nichts … wenn Sie knapp bei Kasse sind.«
»Mit was macht Mr. Noonan Ihnen Druck?«
»Es geht um diesen ganzen Katholikenkram. Er denkt, dass ich sie womöglich nicht … Im Grunde läuft alles darauf hinaus, dass ich es öffentlich machen soll, und vor allem …«
»Dass Sie es Ihrem Vater sagen?«
Ripon nickte düster.
»Ach, ich bin sicher, das kommt alles irgendwie ins Lot. Schließlich sind die Noonans meines Wissens ziemlich wohlhabend. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Edward wirklich etwas dagegen hat, wenn er erst einmal weiß, dass Sie es ernst meinen.«
»Es geht um die verfluchte Religion, Major. Sehen Sie, der Punkt ist, ich bin zu diesem alten Priester gegangen; ›Unterweisung‹ nennen die das (sie haben furchtbar strenge Regeln). Nicht meine Idee, das können Sie mir glauben. Der alte Noonan hat darauf bestanden. Natürlich ist es der reine Blödsinn. Ich meine, mir ist das ehrlich gesagt egal, wo wir heiraten, das interessiert mich wirklich nicht die Bohne. Worauf es ankommt, ist – der Pater familias wird sich furchtbar aufregen, wenn er es erfährt … und um die Wahrheit zu sagen, ich weiß nicht, was ich machen soll.« Er hielt inne, sah den Major aber nicht an. »Genau genommen hatte ich gehofft, Sie könnten mir vielleicht behilflich sein … es dem alten Herrn irgendwie beibringen, etwas in dieser Art.«
»Also wirklich! Das kommt nicht in Frage, Ripon. Hören Sie, ich bin wirklich furchtbar in Eile und kann es mir nicht leisten, den Zug zu verpassen (ich versichere Ihnen, die Sache mit meiner Tante ist die reine Wahrheit). Wenn ich Ihnen einen Rat geben kann, bin ich gern bereit dazu; hier, nehmen Sie meine Karte, dann können Sie mir alles Schwarz auf Weiß berichten.«
Ripon ergriff die Karte des Majors und betrachtete sie ohne Begeisterung.
»Wenn Sie mit Vater reden würden, nähme er es sich vielleicht nicht so zu Herzen, verstehen Sie. Wenn Sie ihm erklären würden, dass davon die Welt nicht untergeht und so weiter. Ich weiß, dass er große Stücke auf Sie hält. Ich fürchte, wenn ich es ihm sage, hört er mir gar nicht zu.«
»Tut mir leid, aber das ist vollkommen unmöglich«, wiederholte der Major mit wachsender Erregung. »Ich darf den Zug auf gar keinen Fall verpassen, und wenn ich noch länger hier stehe und mit Ihnen rede, werde ich das ganz bestimmt. Eigentlich wollte ich mich ja auch nur verabschieden … Ich bin sicher, am Ende kommt alles ins Lot. Leben Sie wohl, Ripon.«
Ohne einen Blick zurück hastete der Major den Korridor entlang, nahm drei Treppenstufen auf einmal, eilte durch den Salon, wählte die Abkürzung durch die Orangerie und kam neben dem Standbild von Königin Viktoria ins Freie, wo Murphy mit dem Pferdewagen auf ihn wartete.
Als sie die Stelle der Auffahrt erreichten, von wo aus man zum letzten Mal das Haus sehen konnte, blickte der Major zurück zu dem massigen, grauen, zinnenbewehrten Bau, der wie eine Festung zwischen den Bäumen thronte.
»Halt, Murphy!«, rief er plötzlich. Ihm war eingefallen, dass er Angelas Brief in der Empire-Bar vergessen hatte!
Der alte Hausdiener zerrte an den Zügeln und drehte sich langsam zu dem Major um, die verfärbten Zähne grässlich gebleckt. War es die Anstrengung, die er aufwenden musste, um das Pony zum Stehen zu bringen, die ihn so aussehen ließ, oder war es ein abscheuliches Lachen? Der Major starrte gebannt auf den abgezehrten Schädel des alten Mannes mit den tief eingesunkenen Augen.
»Schon gut. Fahren Sie weiter, sonst versäumen wir noch den Zug.« Und er dachte: »Ich werde Edward bitten, mir den Brief zu schicken. Jetzt kann schließlich nichts wirklich Dringliches mehr drinstehen.«
L OB DES B OXSPORTS
Die letzte Verteidigungslinie eines Mannes sind seine Fäuste. Es gibt keine andere Sportart, nicht einmal Kricket, die das englische Wesen besser widerspiegelt als das Boxen. Oscar Wilde ist
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