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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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mit Murphy gegangen war, fragte der Major: »Was machen denn die Zwillinge zu Hause? Sollten sie nicht in der Schule sein?«
    »Man hat sie heimgeschickt«, brummte Edward finster. »Irgendwelcher Ärger dort.« Er seufzte, erzählte aber nichts Näheres.
    Schweigend warteten sie auf Padraigs Rückkehr. Es dauerte nicht lange, bis Rascheln und Rupfen verkündeten, dass er im Anmarsch war. Gleich darauf trat er aus dem Dunkel. Der Major betrachtete ihn verblüfft. Sein Gesicht war rot und wütend, und er schien den Tränen nahe. Sein Haar war zerzaust und hinten hing ihm das Hemd aus der Hose. In einer Hand hielt er ein Büschel Pfauenfedern.
    Edward betrachtete ihn besorgt, schien im Begriff, etwas zu sagen, überlegte es sich dann jedoch anders. Nach einer Weile seufzte er noch einmal und befand, es werde wohl Zeit, den Doktor zu wecken und ihn nach Hause zu schicken.
    Bevor er ging, sagte der Doktor, den sein kurzes Nickerchen erquickt hatte und der nun wieder wusste, weswegen er gekommen war, noch: »Zum letzten Mal, Edward, einigen Sie sich mit den Bauern über das Land, zu Ihrem eigenen Guten und auch zu dem der Leute.«
    »Bisher habe ich zwei Drohbriefe erhalten. Ich habe sie beide der Bezirkspolizei übergeben. Es gibt in diesem Land nämlich Gesetze, die das Privateigentum eines Mannes schützen, und ich habe nicht vor, den Drohungen nachzugeben.«
    »Das ist Ihr letztes Wort?«
    »Ja«, erwiderte Edward knapp.
    L ENIN UND P OLEN
    »Befreit aus der Unterdrückung«
    Der Pariser Matin schreibt: »In einer drahtlosen Depesche aus Moskau heißt es in flammenden Worten, dass ganz Russland sich zum Kampf gegen Polen erhebt. Am 6. Mai setzte sich die Mehrzahl der Moskauer Garnison von 120.000 Mann von der sowjetischen Hauptstadt zum Marsch an die Dnjeprfront in Bewegung. Lenin und Trotzki sprachen zu den Truppen. Lenin sagte: ›Wir wollen nicht gegen Polen kämpfen, aber wir werden es von seinen Unterdrückern befreien. Tod den polnischen Landbesitzern! Lang lebe die Arbeiter- und Bauernrepublik Polen!« ‹

    U MTRIEBE BEI K ILKENNY
    Bewaffnete versetzen Frauen in Angst und Schrecken
Am späten Montagabend erregte in Kilkenny die Nachricht beträchtliches Aufsehen, dass maskierte und mit Revolvern bewaffnete Männer in Troyswood, eine Meile außerhalb der Stadt, eine Reihe von Motorwagen und Pferdekutschen aufgehalten hatten, welche vornehme Damen und Herren, darunter BürgermeisterJ. B. Loftus, Stellvertretender Leutnant und Friedensrichter, Mount Loftus, sowie Sir Hercules Langrishe, Baronet, Knocktopher Abbey, zu einer Abendgesellschaft bei Captain J. E. St. George, Royal Marines, im etwa zehn Meilen von Kilkenny-Stadt entfernt gelegenen Kilrush House in Freshford bringen sollte. Quer über die Straße war eine Barrikade aus großen Steinen errichtet
.
    Einige Wagen hielten nicht sofort, als sie zum Halten aufgefordert wurden, und mehrere Schüsse wurden abgegeben; verletzt wurde niemand, doch einige Fahrgäste berichten, dass ihnen die Kugeln um die Ohren gepfiffen seien
.
    Die Reisenden, in Abendgarderobe, wurden in einem Graben zusammengetrieben, während Männer sich an den Motoren ihrer Fahrzeuge zu schaffen machten, und etliche Damen hatten große Ängste auszustehen. Kurz darauf nahten weitere Pferdekutschen, und die Wegelagerer ergriffen die Flucht; ihre Opfer mussten sehen, wie sie nach Hause kamen
.
    Gestern morgen fand man sechs Automobile am Wegesrand, und die Motoren waren zerschlagen, offenbar mit einem schweren, stumpfen Gegenstand. In der Ecke des Feldes, in der man Fahrer und Fahrgäste zusammengedrängt hatte, fanden sich die Überreste von Schokoladen- und Zigarettenschachteln
.

    Wenig hatte sich in Edwards Arbeitszimmer verändert, seit der Major an seinem ersten Tag in Kilnalough dort gewesen war und sie sich dort bewaffnet hatten zum Kampf gegen den »Shinner im Park«. Auf dem Sofa lag nach wie vor das Sammelsurium aus ineinander verheddertem Sportgerät. Die Schublade mit der Munition lag immer noch auf dem Fußboden, doch die Perserkatze (die sich weise von der Gesellschaft in der Empire-Bar fernhielt) saß nicht mehr dort, sondern hatte einen bequemeren Platz auf einem riesigen gräulichweißen Pullover gefunden, der in einer der Ecken lag wie ein totes Schaf. Von irgendwo unter dem Fenster kam ein gleichmäßiges knarzendes Geräusch: Der Major steckte den Kopf hinaus, um nachzusehen, was es war. Im Hof unter ihnen gab es einen mit Backstein ausgelegten Kreis und in dessen Mitte

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