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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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gegeben (wo er an einer Wendeltreppe zum Keller endete). Dem gleichmäßig näherkommenden Rascheln nach zu urteilen war dieser Pfad, entgegen allem äußeren Anschein, immer noch begehbar. Ganz in der Nähe verstummten die Laute einen Moment lang, und jemand seufzte lang und tief; beinahe war es ein Schluchzen. Dann setzten die Geräusche wieder ein. Im nächsten Moment würde der Besucher, wer immer es war, hinter einer außerordentlich kräftigen tropischen Pflanze hervorkommen, die ihre Wurzeln anscheinend durch den Steinboden in die feuchte Finsternis darunter gebohrt hatte. Kein Ton war zu hören außer den raschelnden Schritten. Selbst der Doktor hielt offenbar den Atem an. Der Major spähte ins Dunkel jenseits des haarigen, krummen, zerfurchten Stamms dieses Baumes (zwischen schimmernden fetten Blättern so groß wie Tafelgeschirr hindurch), und da sah er die winzige Gestalt, die langsam herangetappt kam. Es war die alte Mrs. Rappaport.
    In der Lichtung gegenüber dem Teetisch blieb sie stehen und wandte ihre blinden Augen in ihre Richtung.
    »Edward!«
    Edward sagte nichts; er saß einfach nur da wie versteinert.
    »Edward, ich weiß, dass du da bist!«, rief die alte Dame schrill. »Edward!«
    Edward blickte gequält, schwieg aber weiter. Schließlich drehte die alte Dame sich um und setzte ihren Weg fort. Es schien eine ganze Ewigkeit, die sie dem langsam leiser werdenden Rascheln lauschten, ihrem Weg zur Tür, wo noch ein erbitterter Kampf mit dem Bambus folgte. Der Major, der hörte, wie sie in ihrem Versuch, der Umklammerung zu entkommen, immer wieder auf die Schlingen einschlug, überlegte, ob er hinübergehen und ihr helfen sollte. Aber schließlich hörten die Schläge auf. Mrs. Rappaport war der Durchbruch in den Salon gelungen.
    Wieder senkte das Schweigen sich herab, und dem Major schien, dass die grünliche Dämmerung sich zu einem unerträglichen Dunkel vertieft hatte. Wenn nur der sagenhafte »Do More«-Generator in Betrieb gewesen wäre, dann hätten sie die submarine Finsternis mit einer reinigenden Flut elektrischen Lichts vertreiben können. Er sah sich nach der hohen Stehlampe um, die Angela einst hier mitten in diesem Wäldchen eingeschaltet hatte, aber auch wenn sie zweifellos noch irgendwo in der Nähe stand (im Majestic wurde selten etwas absichtlich verändert), hätte man nicht mehr sagen können, in welchem der Büsche sich ein Metallstab mit einer gläsernen Krone verbarg.
    »Na? Ausgeruht, alter Junge?«
    »Hm?«, fragte der Major.
    Aber Edward redete mit dem Hund. Doch gleich darauf, als habe der Klang der eigenen Stimme ihn aus seiner Starre gerissen, regte er sich ächzend und sah seine Gäste an. Er erhob sich kurz, stand aber nicht aus dem Sessel auf, sondern setzte sich wieder.
    »Freut mich, dass du dich für Sport interessiert«, wandte er sich, eine Willensanstrengung, an Padraig. »Gut für einen jungen Menschen … Kricket, Hockey und so weiter. Nicht dass ich selbst ein großer Kricketspieler gewesen wäre … Zu ungeduldig dafür, nehme ich an.«
    »Ich hasse Kricket«, sagte Padraig mürrisch.
    Ob es nun daran lag, dass mit diesem Wortwechsel frischer Wind in die Runde kam, oder auch nicht, hob nun auch Dr. Ryan zu sprechen an, doch so leise, dass der Major nur mit Mühen verstehen konnte, was er sagte. Ja, es vergingen mehrere Augenblicke, bis er bemerkte, dass der alte Bursche sich mit heiserer Stimme zu Wort gemeldet hatte und in freundlichen, tröstenden Tönen zu Edward von dem Verlust sprach, den er erlitten habe … und noch einige weitere, bis ihm aufging, dass es sich hierbei um Angela handelte, ganz als liege ihr Tod nicht schon Monate zurück, sondern erst Stunden.
    Menschen sind nicht beständig, sagte der alte Mann, wenn er ihn recht verstand, er als Arzt wisse das besser als jeder andere. Sie leisten uns eine Weile Gesellschaft, und dann sind sie fort, und man kann nichts dagegen tun … Ein Mann darf nicht bitter werden, weil die Dinge so und nicht anders sind, er darf sich nicht geschlagen geben, denn das hilft ihm nicht im Mindesten … Wir sind nicht aus ewigem Fels gemacht, und das ist ein Umstand, mit dem man sich abfinden muss (»Auch Sie, Edward, und der Major, und auch der junge Mann hier«) … ein Mensch ist nur ein höchst vergängliches, nicht auf Dauer berechnetes Ding, genau wie die Liebe, die man zu ihm empfindet … Und Edward müsse begreifen, dass dieses junge Mädchen, das gerade gestorben sei, seine geliebte Tochter Angela, der er

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