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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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geschwächt war, jemanden, der keine anständige Nahrung mehr zu sich nehmen konnte (beklommen dachte er an die Tabletts mit Essen, die hinauf- und unberührt wieder heruntergetragen worden waren) und … und die Fülle an Details ist nicht zu ertragen.‹
    (»Ich war damals natürlich noch ein Kind, zu jung, um mich daran zu erinnern, aber mein Vater hatte es miterlebt und meine Onkel, Gott hab sie selig, das waren alte Männer, bevor sie dreißig waren, von all den Sorgen und Mühen … und ich weiß auch noch, wie die Leute damals davon geredet haben. Das muss wohl Gottes Wille sein, haben sie gesagt. Er hat es uns als Strafe geschickt, versteht ihr? Und was kann man dagegen schon tun? Wir müssen anderswohin gehen, sagte er, mit dem Schiff nach Amerika, denn in Irland wird nie etwas aus uns werden; hier ist der Tod uns sicher, und es gibt nichts, was man dagegen tun kann … Aber wieso denn jetzt noch weggehen?, habe ich gefragt. Der Hunger ist vorbei, es gibt genug zu essen. Aber der kommt wieder, sagte er, man weiß nie wann … besser, man geht fort aus Irland. Heiliger Strohsack, damals haben sie so schnell aufgegeben, viele sind noch im Hafen von New York verhungert. Es gibt kein Glück in Irland, haben sie gesagt…«)
    »Es gibt kein Glück in Irland«, pflichtete Edward ihm bei und zwinkerte dem Major zu, der seinerseits dachte: ›Eine solche Fülle an Details, das ist nicht zu ertragen‹ – das Muster des Teppichs, über den die verdorrenden weißen Füße der Kranken noch Tag für Tag patschten, am Morgen und Abend, damit sie sich waschen konnte … bis schließlich der Tag kam (verzweifelt hatte er darauf gewartet), bis die Seite kam, wo Krug und Schale und Schwamm zu
ihr
über den Teppich gebracht wurden und der Teppich aus ihrer Welt verschwand und auch sie sich bereit machte, aus dieser Welt zu verschwinden. ›Solche Details, das ist doch nun wirklich nicht zu ertragen‹, dachte der Major, während Edward im Dunkel die Hand ausstreckte und nachfühlte, ob der dicke Bauch der Teekanne noch warm war und dabei zugleich gedankenverloren dem Doktor, der sie nicht brauchte, die Zuckerschale reichte, und der Doktor brummte dazu, dass, wenn Edward oder sonst jemand über seine Einstellungen lache, das daran liege, dass sie nun einmal britische Schurken und Dummköpfe seien (mit einem Teil seines Hirns hörte der Major immer noch zu, und dieser Teil korrigierte auch die Grammatik; der andere dachte: »Und als ich hier ankam und ihr die Hand küssen wollte, ist sie vor mir zurückgeschreckt wie vor einem hässlichen Fremden«).
    »Das waren noch Zeiten«, verkündete Edward geistesabwesend und war in Gedanken vielleicht immer noch bei dem Tag, an dem sein Kricketball über die halbe Dawson Street geflogen war.
    »Das waren sie
nicht
!«, fuhr der Doktor ihn an.
    Warum hatte sie das geschrieben? Seite um Seite an jemanden, den sie kaum kannte. Die Wellen der gnadenlos geradlinigen Handschrift schwappten rhythmisch weiter. Nur auf den allerletzten Seiten wurde sie ein wenig ungleichmäßiger.
    Ich sterbe noch nicht gleich
.
    Brendan, wenn ich sterbe, wer soll sich um Dich kümmern, wenn ich nicht mehr da bin?
    Es folgten ein paar weitere Kommentare, kraftlos gekritzelt, und der Major hatte nicht den Mut, sie zu entziffern.
    »Menschen sind nicht beständig«, murmelte der Doktor, und der Kopf mit dem Bowlerhut darauf sank ihm auf die Brust. »Sie halten nicht. Langfristig gesehen macht es natürlich keinen Unterschied.«
    Unterzeichnet war er, ohne das gewohnte Beiwort von der »liebenden Verlobten«, einfach nur mit:
Angela
.
    »Der alte Bursche ist eingeschlafen«, sagte Edward. »Was der für einen Unsinn erzählt … Ich fürchte, er wird allmählich ein wenig Na-Sie-wissen-schon.«
    Er rappelte sich auf, dann brüllte er mit ohrenbetäubender Lautstärke nach Murphy. Er solle mehr Kerzen bringen – die Dunkelheit sei ja nicht auszuhalten! Der Major steckte den Brief wieder in die Tasche. Als er den Blick senkte, sah er mit Schrecken, dass auch sein eigener Hosenschlitz offenstand. Hastig knöpfte er ihn zu, bevor Murphy mit den Kerzen kam.
    »Kann ich jetzt meine Pfauenfedern haben?«, fragte Padraig störrisch. »Sie haben sie mir versprochen.«
    »Aber ja doch, natürlich«, antwortete Edward ihm gutmütig. »Hör mal, warum gehst du nicht und fragst die Zwillinge danach? Ich bin sicher, die haben Mengen davon. Murphy, zeigen Sie dem jungen Mann, wo er die Mädels findet.«
    Als Padraig zusammen

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