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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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ein riesiges horizontales Speichenrad mit abgewetzten hölzernen Griffen; gegen diese stemmten sich zwei Männer, Kinn auf die Schulter gedrückt von der Anstrengung, und gingen immer im Kreis; sie schufteten wie zwei Grubenpferde.
    »Was um alles in der Welt machen die da?«
    »Pumpen Wasser in die Tanks auf dem Dach. Der andere Tankbei der Küche ist für Trinkwasser, der füllt sich durch eine unterirdische Quelle. Wunderbares Wasser … obwohl der Tee immer seltsam schmeckt, weiß nicht warum. Ihnen ist wahrscheinlich schon aufgefallen, Brendan, dass wir manchmal merkwürdige Sachen im Badewasser haben. Lässt sich nicht ändern. Eine von den alten Damen beschwerte sich neulich, sie hätte eine tote Kaulquappe gefunden. Na, immerhin besser als eine lebende.« Und ohne den kleinsten Wechsel im Tonfall fügte er hinzu: »Das Leben in den letzten Monaten hier ist die Hölle gewesen.«
    »Ja, ich wollte noch wegen Ripon fragen. Wie ich höre, wohnen sie jetzt in Rathmines.«
    »Ripon ist ein Versager«, sagte Edward. »Ich will seinen Namen nicht mehr hören. Es geht ja nicht darum, dass er sich mit einem katholischen Mädchen eingelassen hat, es geht nicht nur darum. So engstirnig bin ich nicht, dass ich nicht weiß, dass es auch unter den irischen Katholiken anständige Leute gibt, viele sogar. Ich würde es natürlich unterbinden, wenn ich könnte, denn Mischehen in diesem Land gehen nie gut aus, eine Seite nimmt immer Anstoß … Außerdem will ich nicht, dass meine Enkelkinder mit all dem Aberglauben, den sie ihnen beibringen, groß werden. Aber trotzdem, wenn es nun einmal der Herzenswunsch von dem Jungen gewesen wäre, dann hätte ich mich ihm nicht in den Weg gestellt. Er hätte zu mir kommen und mit mir darüber reden können, von Mann zu Mann. Das wusste er. Ich bin vielleicht ein alter Dickschädel, aber ich bin kein Tyrann …« Edward hielt inne und blickte mürrisch auf seine Uhr. Einen Augenblick lang herrschte Schweigen, dann sagte er: »Kommen Sie mit zum Torhaus. Ich will Ihnen etwas zeigen.«
    Sie setzten ihre Hüte auf und machten sich die Auffahrt hinunter auf den Weg. Es war ein milder Tag, der Himmel war bedeckt; zwar hatte es nicht geregnet, aber es roch nach feuchtem Gras, für den Major mittlerweile der charakteristische Geruch des ländlichen Irlands.
    »Ripon ist ein Versager«, sagte Edward noch einmal. »Ich nehme an, jeder hat das gewusst außer mir. Sie haben es wahrscheinlich gesehen, Brendan, im ersten Augenblick, in dem Sie ihn zu Gesicht bekamen …«
    »Nein, eigentlich …«, murmelte der Major verlegen, doch Edward hörte nicht zu.
    »Hinter meinem Rücken, und dann das … bringt ein unschuldiges junges Mädchen in Verruf (und eine Katholikin dazu!), hängt ihr ein Kind an wie einem gewöhnlichen Stubenmädchen, das kann ich nicht dulden. Er hat mich entehrt, und er hat seine Schwestern entehrt.«
    Schweigend gingen sie weiter. Der Major hörte das dumpfe, gleichmäßige Tosen der See von irgendwo jenseits der Bäume, die einen immer dichteren Wald bildeten, überwuchert vom Unterholz mit Brombeerranken wie Stolperdrähten. Sie gelangten ans Vorderende der Auffahrt, und das verfallene Torhaus kam in Sicht. Durch ein niedriges Gestrüpp führt Edward den Major auf die Seite des Bauwerks, die direkt an der Straße lag. Hier war, hoch oben, wo die Wand noch nicht vom Efeu überwuchert war, ein Zettel angeschlagen.
    »Wie finden Sie diese Unverschämtheit?«
    Der Major trat vor und las.
    1. Wenn die Schnüffler und Verräter, welche unter dem Namen Königlich-irische Polizei bekannt sind und dieses Land im Namen des Feindes besetzt halten, wenn diese Verräter und Bluthunde mit dem Feind paktieren und mit Bomben, Bajonetten und allen erdenklichen Mitteln ein friedliches, gesetzestreues und freiheitsliebendes Volk unterdrücken;
    2. dann wollen wir hiermit kundtun, dass wir besagte Schnüffler und Verräter jagen werden, und warnen in aller Form jeden, der sich mit dem Gedanken trägt, sich von der Königlich-irischen Polizei werben zu lassen, dass er dies auf eigenes Risiko tut. Die Nationen der Welt sind sich einig darüber, was mit Verrätern zu geschehen hat. Es ist gerechtfertigt vor Gott und den Menschen.
    Auf Befehl des Oberkommandierenden
    Irisch-republikanische Armee
    Der Major hatte in den Zeitungen von diesen Plakaten gelesen, aber es war das erste Mal, dass er eines mit eigenen Augen sah.
    »Die Gauner schleichen sich in der Nacht hierher und denken, da sind sie in

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