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Trügerische Ruhe

Trügerische Ruhe

Titel: Trügerische Ruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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solium handelt, wird der ELISA-Test für sein Serum und seine Rückenmarksflüssigkeit positiv ausfallen. Gibt es eine Vorgeschichte von entzündlichen Reaktionen? Symptome, die darauf hindeuten würden, wann er sich infiziert hat?«
    »Welche Symptome wären das genau?«
    »Es könnte ein klinisches Bild von der Schwere einer
    voll ausgeprägten Meningitis oder Enzephalitis sein. Oder ein erstmaliger Ausbruch von Epilepsie.«
    »Seine ersten Anfälle hatte er irgendwann vor dem achtzehnten Lebensjahr.«
    »Das ist ein Hinweis.«
    »Welche anderen Symptome könnten auftreten?«
    »Möglicherweise sind es subtilere Hinweise. Es kann nach einem Gehirntumor aussehen, mit einer ganzen Reihe von psychischen Störungen.«
    Claire verspürte plötzlich ein Kribbeln im Nacken. »Aggressives Verhalten?« fragte sie.
    »Vielleicht«, antwortete Clevenger. »Ich habe in meinen Unterlagen keine spezifischen Hinweise darauf gefunden. Aber es könnte ein Anzeichen für eine akute Erkrankung sein.«
    »Als Warren Emerson vierzehn Jahre alt war«, erklärte Claire, »hat er seine beiden Eltern getötet.«
    Die beiden Männer starrten sie an. »Das habe ich nicht gewußt«, sagte Rothstein. »Sie haben es nie erwähnt.«
    »Es war nicht von Bedeutung für seinen Gesundheitszustand. Zumindest glaubte ich das.« Sie sah auf das Mikroskop hinab, das Bild des Parasiten stand ihr noch lebhaft vor Augen. Eine Infektion durch Parasiteneier, gefolgt von Symptomen einer Enzephalitis. Reizbarkeit. Sogar Gewalttätigkeit.
    »Mein Medizinstudium liegt schon eine Weile zurück«, meinte sie. »Ich weiß nicht mehr viel über Taenia solium. Welchen Lebenszyklus hat dieser Organismus?«
    » Taenia solium gehört zu den Zestoden«, begann Clevenger. »Es ist ein Bandwurm, der normalerweise im Darmtrakt seines Wirtsorganismusses lebt. Menschen infizieren sich, indem sie unzureichend gekochtes
    Schweinefleisch essen, das mit Larven verseucht ist. Die Larve besitzt Saugnäpfe, mit denen sie sich an der Innenwand des menschlichen Dünndarms festsaugt; dort richtet sie sich dann häuslich ein und lebt von der Nahrung, die der Mensch verdaut. Die Würmer können dort jahrzehntelang existieren, ohne Symptome zu verursachen, und sie werden bis zu drei Meter lang. Manchmal werden die Würmer auch ausgeschieden oder abgestoßen. Sie können sich vorstellen, was das für ein Gefühl wäre, wenn Sie morgens aufwachten und so ein Viech neben sich im Bett fänden.«
    Rothstein und Claire tauschten leicht angeekelte Blicke.
    »Na, dann gute Nacht und süße Träume«, murmelte Rothstein.
    »Und wie gelangt die Larve dann ins Gehirn?« fragte Claire.
    »Das geschieht während einer anderen Phase im Lebenszyklus des Wurms. Nachdem der Bandwurm im menschlichen Darm voll herangereift ist, beginnt er Eier zu produzieren. Wenn diese Eier ausgeschieden werden, verseuchen sie den Boden und gelangen in die Nahrungskette. Die Menschen nehmen sie mit dem Essen auf, die Eier werden ausgebrütet und durchdringen die Darmwand, und dann werden sie mit dem Blut in alle möglichen Organe transportiert, auch ins Gehirn. Dort verwandeln sie sich nach einigen Monaten in Larven.
    Aber es ist eine Sackgasse für sie, denn in diesem begrenzten Raum, wo es keine Nahrung für sie gibt, können sie nicht heranwachsen. Also bleiben sie einfach dort, bis sie sterben, worauf sie dann zystenartige Ausbuchtungen im Gehirn bilden. Das ist der Grund für die Anfälle dieses Patienten.«
    »Sie sagten, daß diese Eier den Boden verseuchen«, sagte Claire. »Wie lange können die Eier außerhalb eines Wirtsorganismusses überleben?«
    »Einige Wochen.«
    »Wie sieht es im Wasser aus? Könnten sie zum Beispiel in einem See überleben?«
    »In meiner Literatur wird darüber nichts gesagt, aber ich denke, es ist möglich.«
    »Würde der ELISA-Test für Taenia solium ein Screening auf Infektionen darstellen? Wir sollten ihn nämlich noch für einen weiteren Patienten anordnen. Einen Jungen, der im Maine Youth Center einsitzt.«
    »Sie glauben, es gibt in diesem Staat noch einen zweiten Fall?«
    »Vielleicht gibt es in Tranquility noch eine Reihe von weiteren Fällen. Es würde erklären, warum so viele unserer Kinder plötzlich zu gewalttätigem Verhalten neigen.«
    »Eine Zystizerkose-Epidemie in Maine?« Rothsteins Blick war skeptisch.
    Doch Claires Erregung wuchs. »Die Jungen, die ich überwiesen habe, wiesen beide die gleiche Abnormität in den Werten der weißen Blutkörperchen auf: eine hohe

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