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Trügerische Ruhe

Trügerische Ruhe

Titel: Trügerische Ruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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irgendwelche biologischen Toxine absondert, würden diese gleich durch die Sinusmembranen absorbiert werden und so in den Blutkreislauf des Wirts gelangen.«
    »Würde man ihn nicht auf einem CT-Scan erkennen?«
    »Nein, das würde man nicht, denn das Bild würde völlig harmlos aussehen. Wie irgendeine harmlose Schleimzyste.«
    Wie auf Scotty Braxtons CT.
    »Wenn er sich in einer Nebenhöhle verborgen hat, wie konnte er dann in Warren Emersons Gehirn gelangen?«
    »Denken Sie doch an die anatomischen Gegebenheiten. Es ist nur eine dünne Knochenschicht, die das Gehirn von der Stirnhöhle trennt. Der Parasit könnte sich ganz allmählich hindurchgearbeitet haben.«
    »Wissen Sie, das ist eine wunderbare Theorie. Aber es gibt keinen Parasiten, der in dieses klinische Bild paßt. Jedenfalls keinen, der in der Literatur beschrieben worden ist.«
    »Und wenn es etwas ist, das in der Literatur nicht vorkommt?«
    »Sie meinen, ein völlig neuer Parasit?« Clevenger lachte. »Schön wär’s! Das wäre so, als ob man den wissenschaftlichen Jackpot knacken würde. Mein Name würde durch die Entdeckung unsterblich werden. Taenia clevengeria. Klingt doch gut, oder? Aber alles, was ich habe, ist eine halb verfallene, unidentifizierbare Larve auf einem Objektträger. Und kein lebendes Exemplar, mit dem ich angeben könnte.«
    Nur einen Regenwurm.
    Auf dem Rückweg nach Tranquility wurde ihr klar, daß ihr noch einige Teile des Puzzles fehlten. Max Tutwiler würde sie liefern müssen. Sie würde ihm die Gelegenheit geben, alles unter vier Augen zu erklären; er hatte sich ihr gegenüber wie ein Freund verhalten, und sie sah es als ihre Pflicht an, ihn nicht vorschnell zu verurteilen. Sie war mit einem Wissenschaftler verheiratet gewesen, und sie kannte das Fieber, das diese Menschen zuweilen verzehrte, diese heftige Erregung, die sie erfaßte, wenn sie glaubten, einer großen Entdeckung auf der Spur zu sein. Ja, sie konnte verstehen, warum Max dieses Exemplar vielleicht für sich behalten wollte, warum er es so lange geheimhalten wollte, bis er nachweisen konnte, daß es sich um eine neue Spezies handelte. Was sie nicht verstehen konnte, was sie ihm auch niemals verzeihen konnte, war die Tatsache, daß er ihr und auch Noahs Ärzten Informationen vorenthalten hatte – Informationen, die für die Gesundheit ihres Sohnes vielleicht von entscheidender Bedeutung waren.
    Ihr Zorn wuchs mit jedem Kilometer, den sie fuhr.
    Sprich zuerst mit ihm, ermahnte sie sich. Du könntest dich irren. Max hat vielleicht mit all dem nichts zu tun.
    Als sie die Stadtgrenze von Tranquility erreichte, war sie zu aufgeregt, um die Unterredung noch länger aufzuschieben. Sie wollte so schnell wie möglich wissen, woran sie mit ihm war.
    Sie fuhr direkt zu Max’ Bungalow.
    Sein Auto war nicht da. Sie parkte in seiner Einfahrt und war gerade auf dem Weg zum Haus, als sie zu ihrer Rechten Fußspuren bemerkte, die vom Haus wegführten. Sie folgte ihnen ein kurzes Stück Wegs in den Wald. Dort, wo sie abbrachen, war der Schnee aufgewühlt und mit Erde vermischt. Sie ging in die Hocke und begann, mit den Händen den Schneematsch wegzuschaufeln. In etwa fünfzehn Zentimetern Tiefe stieß sie auf eine Schicht aus lockerer Erde und welkem Laub. Sie hob eine Handvoll davon auf und sah, wie etwas in ihrer Hand glitzerte, sich bewegte. Ein Regenwurm. Sie vergrub ihn wieder und folgte ihren eigenen Spuren zurück zum Haus.
    Auf der Veranda sah sie sich nach einer Schaufel um – sie wußte, daß eine dasein mußte. Sie entdeckte sie schließlich: Zusammen mit einer Spitzhacke lehnte sie an dem Holzstoß. An der Schaufel klebte noch gefrorene Erde.
    Die Tür war nicht verschlossen; sie trat ein und erkannte sofort, warum sich Max nicht die Mühe gemacht hatte abzusperren. Fast alle seine Sachen waren verschwunden. Die wenigen Dinge, die noch da waren – die Möbel, das Kochgeschirr – gehörten vermutlich zur Einrichtung. Sie ging durch die Schlafzimmer und die Küche und fand nur ein paar Sachen, die ihm gehörten: eine Kiste Bücher, einen Korb mit schmutziger Wäsche, einen Rest Lebensmittel im Kühlschrank. Und, mit Reißnägeln an der Wand befestigt, seine topographische Karte des Meegawki-Bachbetts. Er wird wiederkommen, um diese Sachen zu holen, dachte sie. Und ich werde hier auf ihn warten.
    Ihr Blick fiel auf die Kiste mit den Büchern. Auf das Adreßschild, das noch an dem Kartondeckel klebte: Anson Biologicals.
    Es war der Name des Labors, das Scottys

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