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Trügerische Ruhe

Trügerische Ruhe

Titel: Trügerische Ruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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einnahm. Schon jetzt fühlte sie sich so angespannt, als müsse sie jeden Moment entzweibrechen. Vor Sarnicki auf dem Tisch lag ein Exemplar des anonymen Briefes, den Rachel Sorkin an sie weitergeleitet hatte.
    »Haben Sie das hier schon gesehen?« fragte er.
    Sie nickte grimmig. »Eine meiner Patientinnen hat mir ein Exemplar geschickt. Ich habe herumtelefoniert und festgestellt, daß mindestens sechs weitere Personen einen solchen Brief bekommen haben.«
    »Meiner kam heute morgen mit der Hauspost.«
    »Die Sache ist extrem aufgebauscht worden«, sagte Claire.
    »Ich habe den Patienten gewiß nicht tätlich angegriffen. Der Brief hat nur einen einzigen Zweck, nämlich meinen Ruf zu schädigen.« Sie sah Adam DelRay direkt ins Gesicht. Er erwiderte ihren Blick, ohne mit der Wimper zu zucken; in seinen Augen war nicht die geringste Spur von Schuldbewußtsein zu erkennen.
    »Was genau ist am dritten November passiert?« fragte Hayes.
    Sie antwortete ruhig: »Ich habe Taylor Darnell Blut abgenommen, um es zu einem umfassenden Drogen- und Toxin-Screening einzuschicken. Ich habe Dr.Sarnicki bereits gesagt, wer sonst noch in dem Raum war. Wer die Zeugen waren. Ich habe den Patienten nicht mißhandelt. Es war eine schlichte Blutabnahme.«
    »Erzählen Sie ihnen auch den Rest«, sagte DelRay. »Oder wollen Sie etwa das wichtigste Detail weglassen? Nämlich die Tatsache, daß Sie keinerlei Berechtigung hatten, sein Blut abzunehmen.«
    »Warum haben Sie es dann getan?« fragte Hayes.
    »Der Junge hatte eine drogeninduzierte Psychose. Ich wollte die fragliche Droge bestimmen lassen.«
    »Es gibt keine Droge«, sagte DelRay.
    »Das können Sie nicht wissen«, erwiderte sie. »Sie haben ja keinen Test machen lassen.«
    »Es gibt keine Droge.« Er knallte ein Blatt Papier auf den Tisch. Bestürzt erkannte sie den Briefkopf: Anson Biologicals.
    »Ich habe die Ergebnisse hier. Offenbar ist es Dr. Elliot gelungen, ein Blutröhrchen aus dem Krankenhaus zu schmuggeln und ohne Wissen des Vaters an das Labor zu schicken. Verbotenerweise. Anson hat den Bericht heute morgen an das Krankenhaus gefaxt.« Er fügte mit süffisantem Unterton hinzu: »Das Resultat ist negativ. Keine Drogen, keine Toxine.«
    Warum hatte das Labor ihre Anweisungen mißachtet? Warum hatten sie den Bericht an das Krankenhaus geschickt?
    Sie sagte: »Unser eigenes Labor hat einen unidentifizierten Ausschlag bei der Gaschromatographie festgestellt. Irgend etwas war in seinem Blut.«
    DelRay lachte. »Haben Sie unseren Gaschromatographen mal gesehen? Er ist antik. Wir haben ihn gebraucht vom Eastern Maine Medical Center bekommen. Sie können sich auf unsere Ergebnisse nicht verlassen.«
    »Aber ich sage doch, daß ein zusätzlicher Test notwendig war.« Sie sah Sarnicki an. »Deshalb habe ich ja das Blut abgenommen. Weil Adam sich geweigert hat.«
    »Sie hat Blut abgenommen, obwohl sie nicht dazu berechtigt war.«
    Hayes seufzte. »Sie machen aus einer Mücke einen Elefanten, Adam. Dem Jungen wurde keinerlei Schaden zugefügt, und er ist wohlauf.«
    »Sie hat die Anordnungen des Vaters ignoriert.«
    »Aber eine Blutabnahme ist kein Grund für eine Klage.«
    Claire hob erschrocken den Kopf. »Hat Paul Darnell etwa davon gesprochen, daß er gerichtlich vorgehen wird?«
    »Nein, überhaupt nicht«, sagte Hayes. »Ich habe heute morgen mit ihm gesprochen, und er hat mir versichert, daß er niemanden verklagen will.«
    »Ich werde Ihnen sagen, warum er nicht klagt«, sagte DelRay.
    »Weil seine Exfrau nämlich gedroht hat, einen eventuellen Prozeß zu sabotieren. Es ist ein automatischer Reflex bei verbitterten Ex-Ehefrauen. Was immer der Mann will – die Frau stellt sich einfach blind dagegen.«
    Vielen Dank, Wanda, dachte Claire.
    »Dann ist der ganze Vorfall ja jetzt ohne Belang«, sagte Sarnicki. Er sah erleichtert aus. »Soweit ich erkennen kann, besteht kein Handlungsbedarf.«
    »Was ist mit dem Brief?« fragte Claire. »Jemand versucht, meine Praxis zu ruinieren.«
    »Ich weiß nicht genau, was wir gegen einen anonymen Brief unternehmen können.«
    »Die Unterschrift lautet ›Eine medizinische Fachkraft‹.« Sie sah DelRay demonstrativ an.
    »Moment mal bitte«, sagte er scharf. »Ich hatte nichts damit zu tun.«
    »Also Paul Darnell«, stellte sie fest.
    »Es waren auch noch zwei Schwestern dabei, erinnern Sie sich nicht? Diese Art von Geheimnistuerei ist ohnehin eher typisch für eine Frau.«
    »Was zum Teufel soll das denn heißen?« gab sie aufgebracht

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