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Trügerische Ruhe

Trügerische Ruhe

Titel: Trügerische Ruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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ich gehe, irgend jemand wird herausfinden, was ich getan habe.
    Er schlang die Arme um seine Knie und schaukelte vor und zurück – und dann drehte er sich um und sah eine Frau mit einer wilden Blondfrisur aus dem Gebäude kommen. Er erkannte sie; es war diese Reporterin Damaris Horne. Sie überquerte die Straße und stieg in ein Auto. Ein dunkelgrünes Auto.
    Er rannte über die Straße. »He!« schrie er und schlug zornig gegen die Fahrertür. »Lassen Sie mich in Frieden, verdammt noch mal!«
    Sie ließ das Fenster herunter und betrachtete ihn mit fast raubtierhaftem Interesse. »Hallo, Noah. Möchtest du über irgend etwas reden?«
    »Ich will bloß, daß Sie aufhören, mein Leben zu ruinieren!«
    »Wie ruiniere ich denn dein Leben?«
    »Sie verfolgen mich! Sie erzählen den Leuten über Baltimore!«
    »Was hat Baltimore denn mit irgendwas zu tun?«
    Er starrte sie an – plötzlich wurde ihm klar, daß sie keine Ahnung hatte, wovon er redete. Er trat einen Schritt zurück. »Vergessen Sie’s.«
    »Noah, ich bin dir nicht gefolgt.«
    »O doch! Ich habe Ihr Auto erkannt. Sie sind gestern an meinem Haus vorbeigefahren. Und vorgestern.«
    »Nein.«
    »Sie sind in der Stadt hinter meiner Mutter und mir hergefahren!«
    »Okay, in dem Fall war ich zufällig hinter euch. Na und? Weißt du, wie viele Reporter sich zur Zeit in der Stadt aufhalten? Und wie viele grüne Autos auf den Straßen unterwegs sind?«
    Er wich noch etwas zurück. »Bleiben Sie mir bloß vom Leib.«
    »Warum reden wir nicht miteinander? Du kannst mir sagen, was in der Schule wirklich los ist. Was es mit all den Prügeleien auf sich hat. Noah? Noah!«
    Er drehte sich um und floh in das Schulgebäude.
    Zwei Pitbulls knurrten und bellten Claires Auto an und kratzten mit ihren Krallen an der Fahrertür. Sie zog es vor, im Schutz des Wagens zu bleiben, und blickte zu dem baufälligen Bauernhaus hinüber. Im Hof hatte sich der Unrat und Schrott vieler Jahre angesammelt. Sie sah einen Wohnwagen, der auf Backsteinen ruhte, und drei Autowracks in verschiedenen Stadien der Ausschlachtung. Eine Katze spähte ängstlich aus der Tür eines rostigen Wäschetrockners. Im Land der Yankee-Sparsamkeit waren derartige Höfe nichts Ungewöhnliches. Familien, die Armut kennengelernt hatten, horteten ihren Schrott wie einen Schatz.
    Sie hupte, dann ließ sie das Fenster ein paar Zentimeter herunter und rief durch den Schlitz: »Hallo? Ist jemand zu Hause?«
    Im Fenster wurde ein zerschlissener Vorhang kurz zur Seite gezogen, und einen Augenblick später öffnete sich die Haustür. Ein blonder Mann von etwa vierzig Jahren trat heraus. Er überquerte den Hof und betrachtete sie aus humorlosen Augen, während die Hunde zu seinen Füßen bellten und herumsprangen. Alles an ihm wirkte dünn – das Gesicht, das schüttere Haar, der kleine Oberlippenbart. Ablehnung sprach aus seiner ganzen Erscheinung.
    »Ich bin Dr. Elliot«, sagte sie. »Sind Sie Mr. Reid?«
    »Ja.«
    »Ich möchte gern mit Ihren Söhnen sprechen, wenn ich darf. Es ist wegen Scotty Braxton.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Er liegt im Krankenhaus. Ich hatte gehofft, Ihre Söhne könnten mir sagen, was mit ihm los ist.«
    »Sie sind der Doktor. Wissen Sie es nicht?«
    »Ich glaube, es ist eine Drogenpsychose, Mr. Reid. Ich denke, daß er und Taylor Darnell dieselben Drogen genommen haben. Mrs. Darnell sagte, Scotty und Taylor hätten viel Zeit mit Ihren Söhnen verbracht. Wenn ich mit ihnen sprechen kann –«
    »Sie können Ihnen nicht helfen«, sagte Jack Reid, und er schickte sich an, zum Haus zurückzugehen.
    »Sie haben möglicherweise alle mit derselben Droge experimentiert.«
    »Meine Jungs haben was Besseres zu tun.« Er wandte sich von ihr ab, seine Haltung verriet deutlich die Verachtung, die er für sie empfand.
    »Ich will Ihre Söhne nicht in Schwierigkeiten bringen, Mr. Reid!« rief sie. »Ich versuche nur, an Informationen heranzukommen.«
    Eine Frau trat auf die Veranda heraus. Sie warf Claire einen besorgten Blick zu, dann sagte sie etwas zu Reid. Statt zu antworten, stieß er sie ins Haus zurück. Die Hunde trotteten von Claire weg und wandten ihre Aufmerksamkeit der Veranda zu, in Erwartung einer neuen Auseinandersetzung.
    Claire ließ das Fenster ganz herunter und steckte den Kopf hinaus. »Wenn ich nicht mit Ihren Söhnen sprechen kann, werde ich die Polizei bitten, es für mich zu tun. Würden Sie es vorziehen, mit Chief Kelly zu reden?«
    Er drehte sich um und sah zu ihr herüber; sein

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