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Trügerischer Friede

Trügerischer Friede

Titel: Trügerischer Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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dem ich mich abgeben kann«, freute sie sich jauchzend.
    »Wer seid Ihr?«
    »Ich bin Fjodora Turanow, Liebchen. Und die Meisterin hat mir erlaubt, mit dir zu spielen. Sobald sie mit dir fertig ist.« Sie schwebte heran und streckte die Hand nach ihr aus. »Komm mit mir, kleines Licht. Die Meisterin will dich sehen. Wir werden in der Kutsche auf sie warten.«
    Soscha schaute zu der vermummten Frauengestalt, die ihren Kopf hob und sie genau fixierte. »Wer ist sie?«
    »Wenn die Meisterin entscheidet, dass du ihren Namen kennen darfst, wird sie ihn dich wissen lassen.«
    »Lass mich!« Soscha schwebte rückwärts, um sich Turanow zu entziehen. »Sie hat mich umgebracht...«
    Turanow lachte. »Nein, wir beide haben dich umgebracht, Liebchen, die Meisterin und ich. Es war ein Spaß, deine zarte Haut zu berühren und zu spüren, wie ich deine Seele aus dir herauspresste, während sie dein Herz mit Grauen zum Stehen brachte.« Sie bemerkte, dass sich Soscha auf eine Flucht vorbereitete. »Es wäre sinnlos, Soscha. Die Meisterin findet dich überall. Ich finde dich überall. Du bist an uns .. «
    Soscha begriff, dass es für sie nur einen einzigen Ausweg gab: Sie musste dem Mann folgen, dem sie das Ableben gegönnt hatte. Eben hatte sie seinen Tod bejubelt, jetzt flehte sie die Götter an, dass er noch existierte. Er würde wissen, wie es ihr gelingen konnte, mehr als eine verlorene Seele zu sein. Ohne sich um die Worte der Turanow zu kümmern, warf sie sich in den Krater und hielt auf das Loch zu, durch das Lodrik verschwunden war.
    Das Warten empfand Norina als unerträglich.
    »Euer Schüttelfrost wird heftiger, liebe Freundin«, raunte Elenja besorgt. »Kommt, kehren wir zurück in den Palast, damit Ihr Euch ausruhen könnt.«
    »Erst will ich wissen, was die Soldaten gesehen haben«, gab Norina bibbernd zurück und musste aufpassen, dass sie sich nicht auf die Lippen biss. Ein gedämpfter Schrei drang aus dem Loch. Ruckartig verlor das rechte der Seile seine Spannung. Als sie das ausgefranste, mit Blut benetzte Ende über den Rand zogen, ahnten sie, dass der Soldat nicht einfach nur den Halt verloren hatte.
    »Zieht den anderen hoch!«, befahl Norina hastig. »Beeilt euch!«
    Alle vernahmen das vielfache, tiefe Knurren aus der Finsternis, kurz darauf gellten die unbeherrschten, hohen Schreie des zweiten Soldaten zu ihnen. Das Seil ruckte und wackelte wie eine Angelschnur, an der ein fetter, wütender Fisch hing.
    »Wir locken es zu uns herauf«, rief einer der Leibgardisten ängstlich. »Lasst es los! Bei Ulldrael dem Gerechten, lasst es los, oder wir zeigen dem Bösen den Weg an die Oberfläche!«
    »Nein!«, donnerte Norina herrisch. »Ihr werdet den Mann herausziehen. Vorher nimmt keiner die Hände von dem ...«
    Da erschienen die Arme, der blasse Kopf, der Oberkörper des mutigen Soldaten, der sich an das Seil klammerte und unaufhörlich kreischte. Immer wieder schaute er über die Schulter hinter sich. Als sie das Becken des Mannes über den Rand gezogen hatten, erkannten sie, dass die Beine unterhalb des Kniegelenks abgebissen worden waren; das Blut schoss in hohem Bogen aus den Stümpfen und tränkte das umherliegende Geröll.
    Sie zogen den Soldaten weiter hinauf, bis er sich auf festem Untergrund befand und von dem inzwischen eingetroffenen Cereler behandelt werden konnte.
    Die Magie brachte die Blutung zum Versiegen, aber der Mann hörte nicht auf zu schreien und wollte das Tau nicht mehr loslassen. Seine Fingernägel hatten sich in die Handballen gegraben und Löcher ins Fleisch gebohrt.
    Ein Gardist schlug ihn ohnmächtig, damit das schreckliche Kreischen endete. Vorerst würden sie nichts von dem vollkommen verängstigen Mann erfahren.
    »Bringt ihn in den Palast«, sagte Norina. »Kümmert euch um ihn und ruft mich, sobald sich sein Verstand von dem was er ansehen musste, erholt hat.« Sie betrachtete Soscha voller Trauer »Und ihr Leichnam wird in Ulsar aufgebahrt. Niemand wird erfahren, was hinter ihrem Tod steckt«, gab sie den Gardisten auf den Weg, »Offiziell wurde Soscha Zabranskoi Opfer der Kreatur, die in diesem Loch steckt. « »Kommt liebe Freundin, fahrt in meiner Kutsche«, bot ihr Elenja fürsorglich an. »Ihr seid wohl kaum in der Lagt zu reiten, nehme ich an.« Sie stützten sich bei ihrem Gang durch das Trümmerfeld gegenseitig
    Dankbar, nicht das Gleichgewicht in einem Sattel haben
    zu müssen, stieg Norina in den Verschlag. Das Gefährt rollte zurück zum Palast, schon nach einer

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