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Trügerischer Friede

Trügerischer Friede

Titel: Trügerischer Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Lorin wollte es kaum glauben: Es rutschte über die Sandbank, ohne von
    ihr aufgehalten zu werden!
    »Was tun wir jetzt, Rantsila?«, schrie er, und der Regen
    peitschte sein Gesicht.
    »Haben die Tzulandrier solche Schiffe?«, brüllte er zurück.
    Lorin schüttelte den Kopf. »Ich kenne keine, die so aussehen.«
    »Dann warten wir ab, was geschieht. Die Männer sollen die Katapulte besetzen.«
    Lorin lief los, um die Milizionäre aus den Booten abzuziehen. Dabei beobachtete er, wie sich der Dreimaster in das plötzlich sehr klein wirkende Hafenbecken wälzte. Erst im letzten Augenblick ließ der Kapitän die Riemen einholen, sonst wären sie an der Mauer zerbrochen; gleich darauf kamen sie wieder zum Vorschein, um den Vortrieb des Schiffs abzufangen. Als es zum Stehen gekommen war, endete das Trommeln.
    »Was, um alles in der Welt, ist das?« Der junge Mann bezweifelte, als er die berggleich aufragende Bordwand hinaufschaute, dass ein Stein oder ein Speer die dicken Planken durchschlagen könnte. Waren es doch Tzulandrier, die eine Invasion vorbereiteten, weil sie von Ulldart vertrieben worden waren ?
    Er erschrak, als sich am Heck und am Bug gleichzeitig riesige Anker rasselnd lösten; laut platschend durchbrachen sie die Wasseroberfläche.
    Danach blieb es ruhig. Niemand zeigte sich, nirgends öffnete sich eine Luke, die Ruder verharrten; nur die Wellen schlugen hart gegen den Rumpf, als wollten sie hineingelangen und das Innere des Schiffes fluten. Rantsila gesellte sich an Lorins Seite. »Siehst du etwas?« »Es ist ein Totenschiff«, raunte ein Milizionär. »Es hat die Seelen der verlorenen Seeleute an Bord.«
    »Und was will es dann hier bei den Lebenden? Hör auf, solchen Unsinn zu erzählen, bevor du ihn selbst glaubst«, sagte Rantsila rügend.
    Lorin machte eine Gestalt aus, die sich auf der Steuerbordseite zeigte, dann hörten sie eine Winde ächzen, und der Lastarm eines Krans schwenkte über die Bordwand, an dessen Seilen eine Plattform mit zehn Personen darauf hing. Sie hatten dicke Mäntel und Kapuzen zum Schutz gegen das Wetter umgelegt, sodass er nichts von ihnen erkennen konnte. »Wenigstens tragen sie keine Waffen«, sagte er zu Rantsila.
    Langsam senkte sich die Plattform nach unten, schaukelte im heftigen Wind und setzte hart auf der Hafenmauer auf.
    Die zehn Menschen betraten kalisstronischen Boden, schauten sich erkundend um und warteten offensichtlich, dass man sich um sie kümmerte.
    »Heißen wir sie willkommen«, sagte Rantsila zu Lorin. Seite an Seite schritten sie auf die Neuankömmlinge zu, bis sie durch den hinderlichen Regenschleier hindurch spähen konnten und mehr von den sandfarbenen Gesichtern sahen.
    Haare wie Schattengras, Augen wie Bernstein. Lorin wurde von dem Anblick überrascht und freute sich zugleich, da von diesem Schiff somit keine Gefahr mehr für Bardhasdronda ausging. »Es sind Kensustrianer! Sie kommen von Ulldart«,
    wisperte er dem Befehlshaber der Miliz beruhigend zu, dann
    standen sie vor ihnen.
    Rantsila nickte den Fremden zu, die ihn um zwei Köpfe überragten und durch ihre dicken Mäntel viel breiter wirkten als er. Die Kensustrianer erwiderten den Gruß. »Die Bleiche Göttin Kalisstra hat Euer Schiff in den sicheren Hafen von Bardhasdronda geführt«, sagte er langsam und sehr deutlich. Der vorderste Kensustrianer ließ den Blick über die Lagerhallen und Fassaden der Häuser schweifen.
    »Ulldart?«, sagte er gebrochen in der Handelssprache des benachbarten Kontinents und deutete mit dem Finger auf die Erde.
    Rantsila schaute zu Lorin. »Wieso weiß er nicht, dass er nicht auf Ulldart ist?«, fragte er ihn leise, und das Misstrauen gegenüber den Besuchern erwachte. »Sprich du mit ihm. Er sollte dich besser verstehen.«
    Lorin nickte und wandte sich dem Kensustrianer zu. »Ich bin Lorin Seskahin«, stellte er sich vor und deutete auf seinen Vorgesetzten, »sein Name ist Rantsila und Ihr seid auf Kalisstron, nicht auf Ulldart.«
    Er sah ein schwaches Verstehen in den honigfarbenen Augen. »Kalisstron, nicht Ulldart«, wiederholte er vorsichtshalber und wunderte sich. »Wen sucht Ihr? Woher kommt Ihr?«
    »Ulldart«, sprach der Kensustrianer. »Wir suchen Ulldart. Gehören zu .. « Er rang nach Worten.
    »Nachschub.« Er deutete auf das Schiff. »Eins von Schwarze Flotte. Schwarze Flotte für Kensustria.«
    »Das hier ist die Stadt Bardhasdronda, und sie liegt auf dem Kontinent Kalisstron«, erklärte Lorin sicherheitshalber.
    »Großes Pech.« Seufzend

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