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Trügerischer Friede

Trügerischer Friede

Titel: Trügerischer Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Mastspitzen des letzten Feindes am Horizont erkennen konnte. Nichts deutete darauf hin, dass die Tzulandrier die beiden Schiffe
    bemerkt hatten.
    Abends schwenkte die Varia auf den gefährlichen Kurs
    durch das Riff, und die Erhabenheit wiederholte jedes noch so geringe Manöver, damit sie den gleichen Weg über die See nahm und keinesfalls auf die scharfkantigen Steine auflief. Die Winde meinten es gut mit den Verfolgern und flauten auch in der Nacht nicht ab, sodass sie beim Aufgang der Sonnen unmittelbar am Heck des hintersten gegnerischen Seglers auftauchen würden. Die Morgenröte hielt jedoch eine Überraschung für Torben bereit.
    »Kein Segel, Kapitän«, rief der Ausguck nach unten.
    Torbens Augenbrauen zogen sich zusammen. »Hast du noch Nacht in den Linsen? Sieh genauer hin«, brüllte er zurück und schaute ebenfalls mit dem Fernrohr. »Weg! Das kann nicht sein.« Schlecht gelaunt erklomm er die Wanten, bis er im Krähennest neben dem Mann im Ausguck stand und über das Wasser blickte. Das Meer vor ihnen war leer wie eine Büffetplatte nach einem Besuch Perdörs.
    »Verfluchte Tzulansbrut«, ärgerte sich Torben und stieg aufs Deck hinab.
    »Sie haben uns abgehängt?«, fragte sein Erster Maat zweifelnd.
    »Nein, das gelingt ihnen nicht. Ihre Schiffe sind zwar schnell, aber wir sind unter Vollzeug durchs Riff. Wir hätten dem letzten ihrer Segler schon vor dem Aufgang der Sonnen ins Heck rauschen müssen, so gut waren wir unterwegs. Sie müssen den Kurs gewechselt haben.« Er ließ Puaggi die schlechte Nachricht per Wimpelzeichen übermitteln.
    Prompt bekam er eine Antwort. »Mein Ausguck hat vor einer Stunde eine Mastspitze im Nordosten verschwinden sehen, zwanzig Meilen von unserem Aufenthaltspunkt entfernt«, setzte ihn der Palestaner in Kenntnis. »Ich hielt es für eine Sinnestäuschung.«
    Rogogard!, durchzuckte es Torben, und die Angst ergriff von ihm Besitz. Er sah seine Heimat, die sich gerade von der Besetzung durch Sinured erholte, ein weiteres Mal von Feinden heimgesucht werden. Jetzt ergab die Entführung von Varia einen Sinn. Sie kannte die Verteidigungslinien und Festungen des rogogardischen Inselreiches, und falls es den Tzulandriern gelungen war, sie zum Sprechen zu bringen, gäbe es nichts, was die Fremden aufhielte. Was die Angriffe Sinured überstanden hatte, würde den Tzulandriern zum Opfer fallen. Er fand es fraglich, ob sich das Reich der Freibeuter jemals von diesem bevorstehenden Schlag erholen würde.
    »Hinterher«, befahl Torben besorgt. //Wir müssen die Flotte überholen und Rogogard vor dem Angriff warnen.«
    Die Segler rauschten durch das Meer und lieferten sich ein Wettrennen, wobei sich herausstellte, dass die Erhabenheit eine Spur schneller lief und dank ihres schmaleren Rumpfes das Wasser besser teilte als die Varia. Deswegen gaben sie ihren kleinen Verband auf. Puaggi zog an Torben vorbei, um die Warnung vor der anrollenden Kriegsflotte zu überbringen.
    Der Rogogarder beschloss, stattdessen den Tzulandriern zu folgen und derjenigen Insel beizustehen, über welche die Krieger zuerst herfielen. Die Born banden der Varia waren in der Lage, ein Schiff mit nur einer Breitseite zu versenken, falls es keines von den schweren turitischen Modellen war. An die Übermacht, gegen die er stand, verschwendete er
    keine Gedanken. Torben vertraute ganz auf seine angeborene List, den Überraschungsmoment und den Beistand der
    Götter, den er schon öfter erhalten hatte.
    Am Abend hatte der Ausguck die Masten der Erhabenheit schon lange aus den Augen verloren; dafür rückten die Tzulandrier immer näher.
    Die Sonnen versanken, die Nachtgestirne nahmen ihre Position am Himmel ein und spendeten genügend Licht, um die gegnerischen Schiffe als Schatten auf dem Wasser ausfindig zu machen. Aber von Westen aufziehende Wolken verdunkelten Monde und Sterne mehr und mehr. Der Bug der Varia kollidierte plötzlich mit Wrackteilen. Dem Anschein nach hatte der Dä'kay kurzen Prozess mit einer palestanischen Handelskogge gemacht und nicht einmal angehalten, um die Ladung zu bergen. Kisten, Stoffballen und Fässer trieben auf den Wellen ebenso an ihnen vorbei wie die Leichen der Seeleute. Sie fanden keine Überlebenden.
    »Sie haben es eilig.« Hankson, der Erste Maat, stand neben Torben und hielt ein nasses Stück Brokatstoff in den Händen. »Das haben wir herausgefischt. Die Ladung war wertvoll.«
    »Wozu sollten sie sich mit Stoff aufhalten, wenn sie auf Menschenjagd sind?« Er hatte inzwischen

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