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Trügerischer Friede

Trügerischer Friede

Titel: Trügerischer Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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für sich eine Erklärung gefunden, was die Tzulandrier nach Rogogard trieb. Da sie aus Palestan Sklaven mitnahmen, vermutete er, dass sie in ihren Laderäumen noch Platz für weitere menschliche Ladung besaßen. Rogogard lag im Gegensatz zu Palestan abgeschnitten, die Inseln waren 1 da sie Varia als Ortskundige dabeihatten - leicht zu überfallen.
    Torben ließ sich die Seekarte aus der Kapitänskajüte bringen und verglich im Schein einer Lampe den Kurs. »Sie halten auf Faralt zu«, schätzte er.
    Das Ziel war gut gewählt: kleiner als die übrigen Inseln,
    weit genug von der Küste Tarpols entfernt, um beobachtet zu werden, und nur zwei Festungen, die auch ohne die Hilfe von Varia durch die Menge an Bombardenträgern zu knacken wären. Der Lohn für den ersten Überfall auf Faralt waren geschätzte fünfzehnhundert Rogogarder. Torbens Blick schweifte über die eingezeichneten Inseln. »Das ist es. Sie werden sich die kleinen Inseln vornehmen, sie eine nach der anderen pflücken und abziehen, bevor wir den Widerstand organisieren können.« Wütend hieb er gegen das Steuer. »Verdammt, wir hätten sie vernichten anstatt mit ihnen verhandeln sollen!« Seine graugrünen Augen blickten dorthin, wo er die Tzulandrier auf dem nachtschwarzen Meer vermutete. »Wie konnten wir annehmen, dass sie sich an die Abmachung halten?«
    »Kapitän«, schrie der Ausguck. »Wir bekommen Besuch!«
    Die Tzulandrier hatten die Rogogarder bemerkt und gleich drei Schiffe zurückfallen lassen, die den Freibeuter abfangen sollten. Sowohl sie als auch die Tzulandrier löschten ihre Positionslaternen, um dem Feind kein leichtes Ziel zu sein. Es bahnte sich ein ungewöhnliches Seegefecht mitten in der Nacht an, das Torben auf diese Weise noch niemals zuvor geführt hatte.
    »Ich möchte kein Wort hören«, gab er als Parole aus. »Jeder Laut zeigt ihnen, wo wir sind.« Er befahl außerdem, Becher über die Lunten zu stülpen, damit das rote Glühen sie nicht verriet. »Ladet Späne und Kugeln, schießt auf die Segel und Masten. Sie sollen sich nicht mehr bewegen können.«
    Die Wolken schoben sich vor die Monde, die Gestirne lugten unberechenbar zwischen ihnen hervor und beleuchteten
    die See so schwach, dass man gelegentlich die Umrisse der
    sich einander nähernden Schiffe erkannte. Torben nahm es als Vorteil für sich. Dann schluckte eine schwarze Gewitterwolke den letzten Rest Licht. Es wurde dunkel wie in einem Verlies.
    »Einer kommt von Backbord, einer von Steuerbord, und der dritte ist irgendwo unmittelbar vor uns«, flüsterte Torben den Bombardiermeistern die letzte bekannte Position der Feinde zu. »Lauscht auf das Plätschern ihres Kiels und das Knattern der Segel. Erst wenn ihr ganz sicher seid, gebt Feuer, dann schließt die Geschützluken, damit sie die glimmenden Pulverreste in den Läufen nicht sehen.«
    Das Warten begann.
    Torben hob den Kopf über die Reling, senkte die Lider, hörte auf das Schwappen der Wellen und das Säuseln des Windes in der eigenen Takelage. Wo stecken sie?
    Steuerbord und nicht weit von ihm entfernt knarrte plötzlich Holz, eine Woge platschte laut gegen Widerstand.
    »Steuerbordseite, Feuer«, raunte er und starrte in die Dunkelheit, die Bruchteile darauf von den explodierenden Treibladungen grellrot und orangefarben zerrissen wurde. Die aufblitzenden Salven beleuchteten den sich anpirschenden tzulandrischen Segler. Torben erkannte die erschrockenen Gesichter der Matrosen in dem grellen Licht sehr genau; einem wurde von einer Ladung heran zischender Eisenspäne Kopf und Oberkörper zerhobelt, die blutigen Überreste wurden von herabstürzenden Segeln und Rahen bedeckt.
    Innerhalb weniger Augenblicken war der Angriff vorüber,
    der gegnerische Segler fiel zurück in die Dunkelheit als hätte
    es ihn niemals gegeben.
    »Hart Steuerbord«, ordnete er an und spürte, wie sich das Schiff zur Seite neigte, um dem Befehl des Ruders zu folgen.
    Die Antwort auf den Beschuss erhielten die Rogogarder
    von Backbord.
    Die Bombarden des zweiten Tzulandriers machten die Nacht für kurze Zeit zum Tag. Die Kugeln fegten über das Deck und hieben Aufbauten zu Kleinholz, zwei Seeleute wurden über Bord gerissen, doch mehr richtete die schlecht gezielte Breitseite zusammen mit dem taktischen Kurswechsel der Varia nicht aus.
    »Nicht feuern«, befahl Torben rasch. »Sonst verraten wir dem dritten, wo wir sind.«
    Das gegenseitige, nervenbelastende Belauern begann von neuem.
    Torben vernahm das helle Plätschern von

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