Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trügerischer Friede

Trügerischer Friede

Titel: Trügerischer Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
zufrieden, was er
    ihnen bot, und als er irgendwann erschöpft die Darbietung
    beendete, sparten sie nicht mit Beifall.
    Lorin kämpfte gegen ein leichtes Schwindelgefühl; die Welt um ihn herum verschwamm und wurde undeutlich.
    Sollte das die Nebenwirkung sein, von der Soscha ihm damals bei seiner Ausbildung erzählt hatte? Die magiebegabte Frau, die im Auftrag von König Perdor
    das Phänomen der magischen Kunst und der Arten der Magie untersuchte, hatte ihn davor gewarnt, seine Kräfte zu erzwingen, denn dann rächten sie sich, indem sie ihn unbeherrschter, jähzorniger werden ließen. Sie brachten den Körper außerdem dazu, rascher zu altern und zu verfallen. Viel war noch nicht von Soscha erforscht, aber die wenigen Erkenntnisse ließen die Magie in einem neuen Licht erscheinen. Seine Begabung hatte nicht nur Vorteile, wie er schon mehrmals am eigenen Leib erfahren hatte.
    Der kleinste der Steine hatte sein blaues Leuchten noch nicht verloren, als weigere er sich, das bezaubernde Schimmern abzulegen und äußerlich zu einem gewöhnlichen Felsen zu werden. Verwirrt ging Lorin näher an ihn heran, um die Hand auf die unebene Oberfläche zu legen und zu fühlen. Sie war heiß! Erschrocken zog er den Arm zurück. Im nächsten Augenblick sprang ein blauer Blitz aus dem Stein, schloss ihn ein und verzweigte sich.
    Eine der Energiebahnen traf Kalfaffel voll auf die Brust, die andere spannte einen weiten Bogen um Jarevrän.
    Lorin spürte, wie der Stein an seiner Magie riss und gleich einem wütend gewordenen Tier daran zerrte, nach mehr gierte und nicht eher aufhören würde, bis er die Ration bekommen hatte, die er verlangte. Die Schmerzen, die er durchlitt, reichten noch lange nicht an die heran, die er empfunden hatte, als Govan ihn beraubt hatte, doch es war äußerst unangenehm und brachte seine Glieder zum Zittern. Um ihn herum knisterte die Luft, seine Haare standen hoch, und kleine Flammen sprangen aus seinen Fingern.
    Hör auf!, befahl er dem Stein und versuchte, sich gegen ihn abzuschirmen, doch er bekam erbitterten Widerstand
    entgegengesetzt.
    Es dauerte lange, bis er die Verbindung unterbrechen konnte. Als das blaue Glühen verebbte, fiel er schnaufend ins Moos, das unter seinen heißen Händen aufbegehrend zischte.
    »Jarevrän!« Besorgt sprang er auf und lief zu seiner Gemahlin, die auf einem dampfenden Moosbett lag. Ihre Augen waren geschlossen, und ihr Herz raste.
    »Mir ist nichts geschehen«, stöhnte sie angeschlagen und hob die Lider. Die Pupillen waren geweitet, sie schaute sich verwirrt um und benötigte lange, um ihn zu erkennen. »Nichts geschehen«, wiederholte sie und berührte seine Hand. »Mir ist nur schwindlig.«
    »Kalfaffel!«, rief Lorin sorgenvoll und blickte über die Schulter. »Wie geht es dir?«
    Die Leute halfen dem Cereler auf die Beine. Er sah genauso mitgenommen aus wie Lorin, schien aber wie er keine bleibenden Schäden davongetragen zu haben. Zum Zeichen, dass er sich den Umständen entsprechend gut fühlte, hob er die Hand und versuchte ein Lächeln. Da stieß der Stein ein tiefes, lautes Brummen aus und leuchtete in so grellem Blau, dass die Menschen die Augen schließen mussten.
    Und so bekam keiner von ihnen mit, wie der nächste Blitz gegen den Bürgermeister geschleudert wurde.
    Kontinent Ulldart, Königreich Tarpol, Provinzhauptstadt Granburg, Spätsommer im Jahr 1 Ulldrael des Gerechten (460 n.S.)
    Aljascha hatte beschlossen, sich mit Vahidin auf Reisen zu begeben. Für den Jungen, der mittlerweile die Gestalt eines Vierjährigen angenommen hatte, war es furchtbar aufregend, in einer Kutsche zu verreisen, Granburg zu verlassen und einen vom Gouverneur genehmigten Ausflug in die Umgebung zu unternehmen. Er schaute unentwegt aus dem Fenster, bis ihn seine Mutter zu sich rief und den Mantel über seiner Uniform zurechtrückte.
    »Wir treffen uns mit wichtigen Menschen, die uns helfen möchten«, sagte sie. Es war ihm nicht verborgen geblieben, dass sie aufgewühlt war und es die ganze Fahrt über blieb, bis sie nach mehr als zwei Stunden vor einer schäbigen Tagelöhnerhütte abseits eines kleinen Dorfes anhielten und ausstiegen. Aljascha ging vor, nahm ihn an der Hand und betrat die kleine Behausung, in der sie bereits erwartet wurden.
    Lukaschuk, seine beiden Begleiter und ein weiterer Mann standen im Raum verteilt; sie wirkten auf Vahidin mindestens ebenso friedlos wie seine Mutter. Alle vier trugen einfache, unauffällige Kleidung aus Leder und billigem Tuch sowie

Weitere Kostenlose Bücher