Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trügerischer Friede

Trügerischer Friede

Titel: Trügerischer Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
die Frau sprach die Gebete für Kalfaffel und bat Kalisstra um besondere Gnade für die Seele des Verstorbenen.
    Sie wird zu denen gehören, die mir Vorwürfe machen werden, ordnete er sie ein. Vielleicht nicht zu Unrecht, denn er und kein anderer hatte die Steine zum Singen und Leuchten gebracht. Nun musste er verhindern, dass ihnen noch mehr zum Opfer fielen.
    Lorin kniete sich neben das Bett, senkte den Kopf und bat den Cereler stumm um Verzeihung, dann stand er auf und wandte sich zu Tür.
    »Wohin gehst du, Seskahin?«, wollte die Priesterin wissen und gebrauchte dabei den kalisstronischen Namen. Die Menschen aus Bardhasdronda hatten ihn Lorin gegeben, um ihm zu zeigen, dass sie den ehemaligen Fremdländer als einen der ihren angenommen hatten.
    »Zur Lichtung«, antwortete er langsam. »Ich muss herausfinden, warum die Steine ihn getötet haben.«
    Er schaute sie an. »Weißt du etwas über sie?«
    »Nein. Nicht mehr als die anderen«, gestand sie. »Mit etwas Glück finde ich eine Stelle in den alten Aufzeichnungen des Tempels, aber verlass dich nicht darauf. Die Steine sind sehr alt, und wenn es jemals Aufzeichnungen darüber gegeben hat, sind sie sicherlich zu Staub zerfallen.« Kiurikka schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. »Du trägst keine
    Schuld an dem, was geschah. Es mag sein, dass die Steine
    Kalfaffel für etwas bestraft haben. Und nur Kalisstra weiß,
    was er sich zu Schulden hat kommen lassen.«
    Lorin nickte. »Danke für deinen Zuspruch, aber ich muss
    nach meiner Lösung des Rätsels suchen.« Er verneigte sich knapp, ging zum Haus hinaus und durchquerte die immer größer werdende Menschenmenge, die mit Fackeln und Kerzen vor dem Anwesen ausharrte und ihre leisen Gebete in die Nacht sandte.
    Für ihn war es hart, die Leute zu passieren und die verstohlenen Blicke auf sich ruhen zu spüren, in denen Vorwürfe enthalten waren. Hätten sie ihn mit glühenden Nadeln gestochen, es wäre weitaus weniger schlimm gewesen.
    Jarevrän wartete am Ende des Pulks wie eine Belohnung nach dem Spießrutenlauf auf ihn; sie schloss ihn in die Arme, Tränen standen in ihren grünen Augen. »Was ist geschehen?«, fragte sie ihn erstickt und rang um Fassung. »Was hat der Stein mit uns gemacht?«
    Arnarvaten, der beste Geschichtenerzähler der Stadt, und seine Gemahlin Fatja, Lorins große, nicht leibliche Schwester, kamen zu ihnen. Fatja drückte Lorin. »Wie geht es dir, kleiner Bruder?« »Ich fühle mich gesund.« Er deutete auf eine Seitengasse, »Lasst uns weg von den Menschen gehen, es sollen nicht alle Ohren hören, was wir bereden.« Sie entfernten sich einige Schritte von der Masse. »Der Stein verlangte nach meiner Magie«, sagte er gedämpft. »Es war das gleiche Gefühl wie vor nicht allzu langer Zeit, damals, als wir Govan überlisteten. Der Stein wollte das bisschen Macht, das ich noch besitze, an sich reißen.«
    »Deine Magie?« Unwillkürlich drehte Fatja sich zu Jarevrän. »Dass Kalfaffel die lohnendere Beute war, verstehe ich,
    aber was wollte er von dir?«
    Die Kalisstronin sah noch immer verwirrt aus. »Ich weiß es nicht. Ich trage keine Magie in mir. Deswegen hat er mich wohl wieder losgelassen.«
    »Und ich habe ihm zu wenig geliefert«, schloss Lorin aus den Ereignissen. »Deshalb hat er sich auf Kalfaffel konzentriert.« Er lehnte sich an die Haus wand, seufzte und betrachtete das Lichtermeer vor dem Haus des Bürgermeisters. Schon wieder war die Magie schuld daran, dass sich furchtbare Dinge ereigneten. »Arnarvaten, du bist Geschichtenerzähler«, sagte er leise. »Ich weiß, ich habe dich schon einmal nach den Klingenden Steinen gefragt. .«
    »Damals hatte ich wenig Lust, dir zu antworten, ich erinnere mich«, erwiderte der Mann sofort. »Als ich von Fatja hörte, was auf der Lichtung geschah, habe ich mich angestrengt und versucht, mich an alle Einzelheiten zu besinnen, die ich über die Steine gehört habe.« Er rieb sich über den kunstfertig ausrasierten Kinnbart. »Mir ist etwas eingefallen. Die Geschichte eines kleinen Mädchens, das eines Abends in die Nähe der Steine spielte.« Arnarvatens Stimme veränderte sich und nahm den Ton des Geschichtenerzählers an, der seine Zuhörer allein durch die Melodie seiner Worte in den Bann schlug ...
    »Es war ein kühler Herbsttag vor vielen, vielen Jahren. Die Menschen gingen in die bunten Wälder, um Holz für den nahenden Winter zu schlagen.
    Drinje half ihrem Vater und ihrer Mutter beim Reisig sammeln und begab sich zur

Weitere Kostenlose Bücher