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Trügerischer Friede

Trügerischer Friede

Titel: Trügerischer Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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durchsichtig und verlieh dem jungen Mann etwas Geisterhaftes.
    Ein Surren erfüllte die Lichtung. Es klang nach einem Schwärm wütend gewordener Hornissen, die versuchten,
    aus einem Gefäß zu entkommen, nur schwirrte es um das
    Vielfache lauter und einschüchternder.
    Lorin blieb auf Abstand und fragte sich, was er tun konnte. In ihm meldeten sich Zweifel, ob sich das Verhalten des
    Steins mit seiner Magie beeinflussen ließ. Es sind Magieräuber, die sich nehmen, was sie brauchen, ordnete er seine Gedanken, um einen Ansatz zu finden. Aber weshalb? Was machen sie mit den Kräften? Ernähren sie sich davon wie wir Menschen von Fleisch und Brot? Hat Kalisstra sie erschaffen, um die Zahl derer, welche Magie beherrschen, nicht zu groß werden zu lassen? Oder ist es das Werk Tzulans?
    Er konnte noch so sehr grübeln, solange er und seine Freunde keine niedergeschriebenen Hinweise fanden, blieben die Steine unergründlich.
    Da fiel ihm plötzlich jemand ein, der hilfreich sein konnte: Soscha!
    Er erinnerte sich, dass der König von Ilfaris in seinem Land eine Art Schule gründen wollte, an der die Magie erforscht werden sollte. Und eben diese Soscha, seine Lehrerin, die ihn auf die Schlacht mit Govan vorbereitet hatte, besaß die außerordentliche Fähigkeit, Magie in Personen und Gegenständen zu sehen und einzuordnen.
    Ich werde König Perdor einen Brief schreiben und ihm von den Vorgängen berichten, beschloss Lorin. Es ist wenigstens eine Möglichkeit. Auch für Soscha wird es hilfreich sein, um mehr über das Wesen der Magie zu erfahren.
    Froh darüber, dass seine Überlegungen wenigstens einen kleinen Erfolg erbracht hatten, erhob er sich, um durch den Wald nach Bardhasdronda zurückzukehren, als von der südlichen Seite der Lichtung eine Prozession zwischen den Stämmen hervortrat.
    zeremonielles Gewand und wurde von mehreren Priesterinnen des Kalisstra-Heiligtums begleitet. Ihre Lieder zu Ehren
    der Bleichen Göttin übertönten das Brummen, und Lorin gewann den Eindruck, dass die Stimmen der Menschen gegen
    die des Steins ankämpften. Die Närrin! Was will sie damit beweisen?, ärgerte er sich über den Leichtsinn der Priesterin.
    Im nächsten Moment erhielt er die Erklärung für das wagemutige Verhalten. Dicht hinter der ersten Prozession folgte eine zweite. Diese Männer und Frauen trugen die dunkelgrünen Gewänder von Ulldrael dem Gerechten, und sie sangen ihre eigenen Lieder. Die Saat des neuen Glaubens, die Matuc in Kalisstron verstreut hatte, war aufgegangen und bescherte eine reiche Ernte an eifrigen Verkündern der Worte Ulldraels.
    Das glaube ich nicht! Vor Lorins erstaunten Augen begannen beide Gruppen, den Stein zu umkreisen. Ihre Lobpreisungen verschmolzen zu einem unglaublichen Durcheinander an Tönen. Das blaue Leuchten wurde plötzlich schwächer, bis es ganz erlosch und der Stein so unscheinbar aussah wie zuvor.
    Lorin hörte ganz genau, dass sich die Anhänger von Ulldrael und Kalisstra darum stritten, wer denn nun für das Wunder und die Besänftigung verantwortlich sei. Nach einem kurzen, aber heftigen Wortwechsel verkündete Kiurikka überlegen: »Wir bleiben und harren aus. Mit unseren Gebeten an die Bleiche Göttin werden wir erreichen, dass der Stein nie mehr seine schreckliche Wirkung zeigt.«
    »So?«, erwiderte einer aus den Reihen der Ulldrael-Gläubigen auf der Stelle. »Du bist tatsächlich der Meinung, dass
    deine Göttin dem Stein seine Wut genommen hat?« Er bedeutete seinen Begleitern, sich einen Platz um den Felsbrocken herum zu suchen. »In Wahrheit hat Ulldrael seine Macht gezeigt und den Stein zum Verstummen gebracht.« Er setzte sich auffallend dicht neben den Stein, nahm eine Decke aus dem Rucksack und machte es sich bequem, während andere Holz sammelten und ein Feuer für die kalte Nacht entfachten. »Wir bleiben ebenfalls, um zu verhindern, dass sich ein solches Unheil wie heute Abend wiederholt.«
    Kiurikka schenkte ihm einen verächtlichen Blick, dann gesellte sie sich zu ihren Leuten. Lorin schüttelte den Kopf. Ich hoffe, dass die Götter eure Lehen vor der Wut des Steins beschützen. Er zog sich vom Rand der belebten Lichtung zurück und kehrte nach Bardhasdronda zurück, wo Jarevrän ihn ungeduldig in der Stube erwartete. In aller Eile berichtete er von seinen Gedanken und dem, was er beobachtet hatte.
    »Es wundert mich nicht«, sagte sie besorgt, stand vom Stuhl auf und umarmte ihren Gatten. »Seit Matuc nach Ulldart segelte, ist die Rivalität zwischen den

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