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Trügerischer Friede

Trügerischer Friede

Titel: Trügerischer Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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er seine Eile.
    »Wir hätten doch lieber ein Schiff nehmen sollen«, meinte Estra verdrossen. »Ich wäre so gern übers Meer gefahren.«
    »Du hast nichts verpasst«, murmelte Tokaro, der seine Passage nach Kalisstron größtenteils mit dem Kopf über der Reling und dem Füttern der Fische verbracht hatte. Hundertmal lieber absolvierte er den Ritt auf dem bockigsten Pferd, als noch einmal einen Fuß auf die schwankenden Planken setzen zu müssen.
    Zu seinem Glück kam der Seeweg zumindest von Türis aus nicht in Frage. Die Tzulandrier hatten ihre Kaperfahrten ausgedehnt, sodass sich kein unbewaffnetes Schiff mehr aus dem Hafen wagte. »Ein Hoch auf die Tzulandrier«, sagte er leise.
    Gän konnte die Geschwindigkeit der Pferde nicht länger halten, obwohl er sich alle Mühe gab, also schwang er sich auf die Ladefläche des Wagens und erhöhte damit dessen Gewicht. Die Räder drehten sich augenblicklich langsamer und sanken tiefer in den Boden ein.
    »Nein, nein, Gän! Wir werden langsamer!«, beschwerte sich Pashtak. Der Nimmersatte öffnete das Maul und stieß ein grelles Brüllen aus. Die Pferde wieherten erschrocken und galoppierten an, als wäre Tzulan selbst hinter ihnen her. Estra lachte lauthals. 232
    Die Fahrt der seltsam anzuschauenden Truppe ging rasant
    weiter. Tokaro fragte sich, was geschehen würde, sobald sie zum ersten Mal in eine größere Stadt gelangten, wo Gän und
    Pashtak mit Sicherheit Aufmerksamkeit erregten.
    In Türis war es lange Zeit üblich gewesen, Kopfgeld für erlegte Sumpfungeheuer zu zahlen, wie man die Kreaturen vielerorts noch immer nannte. Auch wenn der König Bristel diese Prämien untersagt hatte, das Misstrauen gegenüber den völlig anders aussehenden Wesen war geblieben und würde sich auf die Schnelle nicht ausräumen lassen.
    Der Ritter schaute verstohlen zu dem Nimmersatten, der hinter der Inquisitorin und dem Vorsitzenden aufragte. Ein zukünftiger Anhänger Angors?, dachte er und stellte sich Gän in einer prächtigen Rüstung vor.
    Auf jeden Fall würde er Eindruck machen.
    Kontinent Kalisstron, Bardhasdronda, Spätsommer im Jahr 1 Ulldrael des Gerechten (460 n. S.) Ihre hochwohlgeborene Majestät König Perdor,
    inständig bitte ich Euch, so rasch es irgend möglich ist, meine Lehrerin Sascha zu uns nach Bardhasdronda zu
    senden.
    Wir stehen einem magischen Phänomen gegenüber, das sich niemand von uns erklären kann. Dabei sind wir in großer Sorge, da es bereits einen Toten gab. Keiner weiß, wie es 77
    enden wird, und ich befürchte, dass es nicht bei einem bleiben wird. In diesem Zusammenhang erinnerte ich mich an die besondere Begabung Soschas, die .. Lorins Hand hielt inne, der Federkiel schwebte über dem Papier, und ein Tropfen Tinte sammelte sich an der Spitze. Er suchte nach dem richtigen Wort. »Jarevrän, wie würdest du eine Frau nennen, die in der Lage ist, Magie in Dingen und Gegenständen zu erkennen? Magieseherin klingt nicht standesgemäß.«
    »Frag deine Schwester«, kam es von irgendwo aus dem Haus.
    »Die weiß es auch nicht«, rief Fatja gut gelaunt aus der Küche, wo sie gerade damit beschäftigt war, Tee für alle zuzubereiten.
    Ihr Gatte Arnarvaten saß über einem Berg von Blättern brütend in der guten Stube und bereitete sich auf seinen Auftritt am Abend vor, bei dem er seinen Titel als bester Geschichtenerzähler der Stadt verteidigen musste. Noch war er sich unschlüssig, welche der vielen Begebenheiten er vortragen sollte.
    »Ich werde die Geschichte von den Klingenden Steinen nehmen«, entschied er sich. »Sie wird die größte Aufmerksamkeit auf sich ziehen.«
    Fatja, die gebürtige Borasgotanerin, die sich aus Liebe zu ihm für ein Leben auf Kalisstron entschieden hatte, brachte den Tee und schenkte ein. »Denkst du nicht, dass es nach dem Tod von Kalfaffel geschmacklos wäre?«
    »Nein, denn ich werde sein Andenken in Ehren halten und die Menschen an seine Verdienste um Bardhasdronda erinnern«, parierte er ihren Einwand unwirsch.
    Sie lächelte freundlichst. »Es klingt mir mehr danach, als
    wärst du dir selbst nicht ganz sicher bei deiner Entscheidung.« Sie schob ihm die gefüllte Tasse hin, dann reichte sie
    eine an Lorin weiter. »Um auf deine Frage zurückzukommen: Wie wäre es mit Magierin?«
    »Trifft es das?«, fragte er überlegend. »Sie sah die Magie,
    schon lange bevor sie die Kräfte übertragen bekam, wenn ich
    mich an Perdörs Erklärungen richtig erinnere.«
    »Ist es nicht völlig gleichgültig, wie ihr sie

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