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Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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wütend ihre Handtasche und ging zur Tür. Ihre Sinne waren wie elektrisiert, ihre Nerven aufs äußerste gespannt. Sie hatte Lust, laut zu schreien.
    Das hätte sie auch beinahe getan, als sie unter den ersten Leuten in Southfork den Mann mit den grauen Haaren entdeckte, der ihr schon vor ein paar Tagen auf dem Flugplatz aufgefallen war.
    Das durch die Fernsehserie >Dallas< berühmt gewordene Ranchhaus war hell erleuchtet. Da dies ein besonderer Abend war, konnten die Partygäste auch ins Innere gehen. Das Dinner wurde in einer nahegelegenen ehemaligen Scheune gegeben, die öfter für große Parties vermietet wurde. Die ausgiebige Berichterstattung über Tates Verletzung hatte eine Unmenge von Leuten angelockt.
    Eddy sah Avery vielsagend an. »Es war in allen Nachrichten.«
    Avery schob ihren Arm durch den von Tate, um zu zeigen, daß er ihr wichtiger war als alle Nachrichten. Eddys Grinsen wurde noch breiter.
    Avery gefiel er jeden Tag weniger. Sein abscheuliches Verhältnis zu Fancy war schon Grund genug, an seinem Saubermann-Image zu zweifeln. Tate jedoch vertraute ihm. Darum hatte sie nicht erwähnt, daß sie Fancy aus Eddys Zimmer hatte kommen sehen. Sie spürte, daß Tates Einstellung ihr gegenüber nachgiebiger wurde, und wollte das nicht gefährden, indem sie schlecht über seinen besten Freund sprach.
    Am Rande der Menge tauchte plötzlich wieder der große Grauhaarige auf und verschwand ebenso schnell. Sie mußte sich getäuscht haben. Der Mann am Flughafen hatte Cowboy-Kleidung getragen. Dieser hier trug einen Smoking. Wahrscheinlich sahen sie sich nur zufällig ähnlich.
    Während sie versuchte, sich auf die vielen Menschen zu konzentrieren, die ihnen vorgestellt wurden, beobachtete sie weiter unauffällig die Menge. Auch beim Essen hielt sie immer wieder nach ihm Ausschau.
    »Keinen Hunger?« Tate beugte sich vor und deutete auf ihren fast unberührten Teller.
    »Ich bin zu unruhig.«
    Genaugenommen war es ihr fast schlecht vor Sorge, und sie überlegte, ob sie Tate nicht doch warnen und ihm darlegen sollte, in welcher Gefahr er sich befand. Das Pflaster an seiner Stirn erschien ihr provozierend. Beim nächsten Mal würde es vielleicht keine leere Bierflasche mehr sein, sondern womöglich eine Kugel. Und sie war vielleicht tödlich.
    »Tate«, fragte sie zögernd. »Hast du einen großen, grauhaarigen Mann gesehen?«
    Er lachte kurz. »Ungefähr fünfzig.«
    »Einen speziellen. Er kam mir bekannt vor.«
    »Vielleicht gehört er zu einem Teil deiner Erinnerung, zu dem du noch keine Zugang hast. Sag mal, geht’s dir gut?«
    Sie zwang sich zu einem Lächeln und flüsterte ihm ins Ohr. »Die Frau des Kandidaten müßte mal verschwinden. Ist das erlaubt?«
    »Unbedingt. Man bedenke die Folgen, wenn sie es nicht tut.« Er erhob sich und half ihr beim Aufstehen. Sie entschuldigte sich. Am Rand des Podiums führte ein Ober sie die wackligen Stufen hinunter. Auf dem Weg zum Ausgang suchte sie so unauffällig wie möglich die Menge nach dem Grauhaarigen ab. Sie war fast sicher, daß es derselbe gewesen war. Andererseits gab es Tausende von Texanern mit grauen Haaren.
    Dann wäre ihr plötzlich beinahe das Herz stehengeblieben, als jemand von hinten an sie herantrat und drohend flüsterte: »Hallo, Avery.«

KAPITEL 30
    Um Mitternacht wirkte das Fast-Food-Restaurant in der Innenstadt von Dallas wie ein Goldfischglas. Der Kassierer nahm eine Bestellung von einem dunkelhäutigen Einzelgänger entgegen. Ein Tippelbruder schlief in einer der Nischen seinen Rausch aus.
    Avery näherte sich vorsichtig und atemlos dem Restaurant, weil sie die drei Blocks vom Hotel zu Fuß gegangen war. Ihre Abendkleidung unterschied sie deutlich von allen anderen in der Nähe. Es war Wahnsinn, um diese Tageszeit als Frau allein durch die Stadt zu gehen.
    Verschiedene Männer sahen gierig hinter ihr her, als sie über die Straße ging, und eine Frau mit orangefarbenem Haar betrachtete sie giftig von oben bis unten.
    Avery entdeckte ihn in einer Nische direkt am Fenster. Er trank einen Milkshake. Sie ging bis zu der Stelle und klopfte an die Scheibe. Van Lovejoy sah auf und grinste. Er wies auf die andere Bank in der Nische. Avery schüttelte entschieden den Kopf und deutete neben sich auf den Bürgersteig.
    Er ließ sich Zeit. Ihr Blick folgte ihm ungeduldig durch das Restaurant zur Tür und um die Ecke. Sie kochte vor Wut, als er sie endlich erreicht hatte.
    »Was, zum Teufel, hast du vor, Van? Mußten wir uns unbedingt hier und um

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