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Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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etwas sagen, aber nicht der Frau des Bewerbers um den Senatorenposten. Sie wechselte schnell das Thema. »Die Werbefilme, die Sie auf der Ranch aufgenommen haben, laufen jetzt—wirklich gute Aufnahmen, muß ich sagen.«
    Er lächelte, so daß man seine schiefen Zähne sah. »Danke, Mrs. Rutledge.«
    »Haben Sie schon jemanden Bekanntes gesehen?« fragte sie und betrachtete beiläufig die Menge.
    »Heute abend noch nicht.« Seine Betonung lag auf dem zweiten Wort. »Aber heute nachmittag zweimal.«
    »Ach ja?« fragte sie heiser. »War das das erste Mal bei dieser Tour?«
    »Ja«, sagte er und nickte. »Der Reporter winkt mir, daß ich kommen soll. Entschuldigen Sie, Mrs. Rutledge.« Er drehte sich um und wollte gehen, sah sie dann aber noch einmal an. »Ach, Mrs. Rutledge, haben Sie übrigens schon einmal daran gedacht, daß jemand gekommen sein könnte, um Sie zu sehen, und nicht, äh, Ihren Mann? Das ist nur so ein Gedanke, aber vielleicht...« Vans Augen drückten eine Warnung aus. Augenblicke später war er in der brodelnden Menge verschwunden.
    Avery blieb stehen und dachte über diese beunruhigende Möglichkeit nach. Dabei bemerkte sie nicht, daß jemand sie von der anderen Seite des Raums aus beobachtete und sich fragte, was sie wohl so lange mit dem zerzausten Kameramann zu besprechen gehabt hatte.
     
    »Jack?«
    »Hmm?«
    »Ist dir meine neue Frisur aufgefallen?«
    Dorothy Rae betrachtete seit langem zum ersten Mal ihr Spiegelbild mit Freude. Als Jugendliche war das eine ihrer Hauptbeschäftigungen gewesen. Jedoch schon seit Jahren hatte es an ihrem Äußeren nicht viel Bewundernswertes gegeben.
    Jack, der auf dem Hotelbett lag und die Zeitung las, antwortete mechanisch: »Sieht nett aus.«
    »Als ich heute mit Fancy beim Einkaufen war, sind wir an einem Schönheitssalon vorbeigekommen. Ich beschloß kurzerhand, mich überholen zu lassen. Fancy meinte, wenn meine Haare eine Spur heller wären, würde ich um Jahre jünger aussehen. Was meinst du dazu?«
    »Mit Fancys Ratschlägen wäre ich vorsichtig.«
    Dorothy Raes frisch erwachtes Selbstvertrauen schwand ein wenig, aber sie widerstand dem Bedürfnis, zur Bar zu gehen und sich einen Drink zu holen. »Ich... ich habe aufgehört zu trinken, Jack«, stieß sie hervor.
    Er senkte die Zeitung und sah sie an diesem Abend zum ersten Mal richtig an. Die neue Frisur war schmeichelhaft für ihr Gesicht.
    »Seit wann?«
    »Seit heute morgen.«
    Jack faltete die Zeitung zusammen und schaltete die Lampe über dem Kopfende aus und sagte: »Gute Nacht, Dorothy Rae.«
    Sie ging zum Bett und machte das Licht wieder an. Er sah sie überrascht an. »Ich meine es diesmal ernst, Jack.«
    »Du hast es jedesmal ernst gemeint.«
    »Diesmal ist es anders. Ich werde in eine von diesen Kliniken gehen, von denen du gesprochen hast – nach der Wahl natürlich. Jetzt würde es Tate schaden, wenn ein Mitglied seiner Familie in eine Klinik für Alkoholiker kommt.«
    »Du bist keine Alkoholikerin.«
    Sie lächelte traurig. »Doch, Jack. Und ich hätte mir das schon lange eingestehen müssen.« Sie hob ihr fein geschnittenes Gesicht. »Ich will keine nutzlose Säuferin mehr sein.«
    Er wirkte nicht sehr optimistisch, aber zumindest hatte sie seine Aufmerksamkeit gewonnen, und das war schon mal was. Meistens hörte er ihr gar nicht zu, weil sie nichts Interessantes zu sagen hatte.
    Sie setzte sich neben ihn auf die Bettkante. »Wir müssen Fancy etwas kürzer halten.«
    »Viel Glück«, meinte er sarkastisch.
    »Mir ist natürlich klar, daß wir sie nicht mehr anbinden können.«
    »Bei ihr ist Hopfen und Malz verloren.«
    »Hoffentlich nicht. Ich möchte ihr zeigen, daß ich sie gern habe.« Sie lächelte ein wenig. »Wir haben uns ganz gut verstanden heute nachmittag. Sie hat mich beraten, als ich mir ein neues Kleid kaufte. Hast du das gesehen, das sie getragen hat? Es war immer noch modisch, aber für ihre Begriffe eher konservativ. Selbst Zee hat eine Bemerkung gemacht. Fancy braucht eine feste Hand. Sonst erkennt sie nicht, daß wir sie lieben.« Sie sah ihn zögernd an. »Und ich möchte dir auch helfen.«
    »Wobei?«
    »Dich von deinen Enttäuschungen zu erholen.«
    »Was für Enttäuschungen?«
    »Ich meine Carole. Du brauchst nichts dazu zu sagen«, fügte sie schnell hinzu. »Ich bin jetzt wirklich nüchtern und weiß, daß ich es mir nicht eingebildet habe. Ob du mit ihr geschlafen hast oder nicht, ist nicht wichtig. Ich mache dir keine Vorwürfe. Es gab Zeiten, da habe ich

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