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Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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sich, aber sie brachte keinen Ton hervor.
    »Carole? Was ist los?«
    Er betrachtete sie aufmerksam. Sein Blick wanderte über ihren blassen, zitternden Körper abwärts und dann wieder hinauf. Averys Herz sank noch tiefer.
    Er zögerte einen Moment beim Anblick ihrer Brüste, ihres Bauchs, ihrer Schenkel – Stellen, die nur ein Liebhaber sieht — oder ein Ehemann. Er sah die verblaßte Narbe von der Blinddarmoperation, die nur in grellem Licht zu erkennen war. Avery hatte sich darüber schon Gedanken gemacht, aber jetzt wußte sie es. Carole hatte nie eine Blinddarmoperation gehabt.
    »Carole?« Seine Stimme war ebenso verwirrt wie sein Blick. Obwohl ihre Gestalt sie endgültig verriet, bedeckte Avery ihre Scham mit einer Hand und streckte die andere bittend zu ihm aus. »Tate, ich...«
    So scharf und tödlich wie ein Schwert traf sein Blick auf den ihren. »Du bist nicht Carole.« Stellte er leise fest, während sein Gehirn immer noch die widersprüchlichen Fakten zu sortieren versuchte. Und dann, als ihm mit voller Konsequenz klar war, wie die Dinge standen, sagte er noch einmal nachdrücklich: »Du bist nicht Carole.«
    Er griff nach ihrem Handgelenk und riß sie aus der Dusche. Sie rutschte auf den Fliesen aus und stieß mit dem Schienbein gegen die Badewanne. Sie schrie gequält auf.
    »Tate, bitte, ich –«
    Er preßte ihren nassen, nackten Körper an die Wand und hielt sie dort fest. Seine Hand schloß sich fest um ihren Hals.
    »Wer, zum Teufel, bist du? Wo ist meine Frau? Wer bist du?«
    »Schrei nicht so«, wimmerte sie. »Sonst hört es Mandy.«
    »Rede, verdammt noch mal«, drängte er diesmal leiser.
    Ihre Zähne klapperten so sehr, daß sie kaum sprechen konnte. »Avery Daniels.«
    »Wer?«
    »Avery Daniels.«
    »Avery Daniels, die Fernseh –?«
    Sie nickte einmal. »Carole ist beim Absturz umgekommen, Tate. Ich habe überlebt. Man hat uns verwechselt, weil wir im Flugzeug die Plätze getauscht hatten. Ich habe Mandy auf dem Arm gehabt, als ich dem Feuer entkam. Sie haben geglaubt...«
    Er umfaßte ihren nassen Kopf mit beiden Händen. »Carole ist tot?«
    »Ja.« Sie schluckte schwer. »Ja. Es tut mir leid.«
    »Seit dem Absturz? Sie ist beim Absturz gestorben? Du meinst, du hast ... die ganze Zeit?«
    Wieder nickte sie kurz. Ihr Herz hämmerte wild, als sie sein Gesicht beobachtete. Er ließ sie los und wandte sich ab.
    Hastig zog sie ihren Morgenrock über, griff in die Dusche und drehte die Wasserhähne zu, was ihr sofort leid tat. Die darauf folgende Stille war ohrenbetäubend und von lautem Mißtrauen erfüllt.
    In dieser Stille hinein warf er ihr eine einfache Frage hin: »Warum?«
    Die Stunde der Wahrheit war gekommen. Sie hatte die ganze Zeit gewußt, daß sie ihm irgendwann alles erklären mußte, aber sie war dennoch nicht darauf vorbereitet.
    »Ich weiß nicht, wann die Verwechslung eigentlich geschehen ist«, sagte sie eindringlich. »Ich bin im Krankenhaus zu mir gekommen, von Kopf bis Fuß bandagiert, konnte nicht reden und mich nicht bewegen. Alle nannten mich Carole. Erst verstand ich nichts. Ich hatte höllische Schmerzen und entsetzliche Angst. Ich war verwirrt. Ich brauchte ein paar Tage, um dahinterzukommen, was geschehen sein mußte.«
    »Und dann hast du nichts gesagt? Warum?«
    »Ich konnte nicht! Weißt du nicht mehr, daß ich mich überhaupt nicht mitteilen konnte?« Sie griff flehend nach seinem Arm. Er schüttelte sie ab. »Tate, ich wollte es dir wirklich sagen, bevor mein Gesicht operiert wurde, aber ich konnte es nicht. Jedesmal, wenn ich zu weinen begann, glaubtest du, das sei meine Angst vor der Operation. Das war es auch. Aber weil ich dadurch meine Identität verlor. Und ich konnte es niemandem sagen.«
    »Mein Gott, das klingt nach Science-fiction.« Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Als er bemerkte, daß er immer noch nackt war, griff er sich ein Handtuch und wickelte es sich um die Hüften. »Das war vor Monaten.«
    »Ich mußte eine Weile Carole bleiben.«
    »Warum?«
    Sie warf den Kopf zurück und sah zur Decke. Ihre erste Mitteilung war nichts im Vergleich zu dem, was jetzt kam. »Es wird seltsam klingen...«
    »Das ist mir völlig egal«, sagte er drohend. »Ich will wissen, warum du dich als meine Frau ausgegeben hast.«
    »Weil dich jemand ermorden will!«
    Ihre nachdrückliche Antwort überraschte ihn. Er wollte weiter mit ihr streiten, aber jetzt hob er den Kopf so plötzlich, als hätte er einen Schlag gegen das Kinn bekommen. »Was?«
    Sie

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