Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)
egoistisch, um sich nur wegen einer heißen Nummer eine Krankheit zu holen.
Buck war keine Enttäuschung. Was ihm an Finesse fehlte, glich er durch Stehvermögen aus. Er war so potent und um ihren Genuß bemüht, daß sie so getan hatte, als bemerke sie die Pickel auf seinem Hintern nicht. Insgesamt hatte er einen ganz guten Körper. Darum hatte sie seit jenem ersten Morgen sechsmal mit ihm geschlafen.
Heute hatten sie seinen freien Abend in dem schäbigen Apartment verbracht, auf das er so stolz war — mit schlechtem, mexikanischem Essen und billigem Wein. Dazu hatten sie teures Gras geraucht — Fancys Beitrag zur Abendunterhaltung — und auf dem Teppich gebumst, weil er ihr eine Spur sauberer vorkam als die Bettlaken.
Buck war süß. Und ernst. Und geil. Er sagte ihr oft, daß er sie liebte. Er war in Ordnung. Niemand war schließlich perfekt.
Außer Eddy.
Sie seufzte, so daß sich ihr Baumwollpulli über ihren Brüsten spannte, die nicht von einem BH eingeengt waren. Sehr zum Mißfallen ihrer Großmutter Zee hielt Fancy von derartigen Kleidungsstücken nicht mehr als von Sicherheitsgurten.
Eddy war schön. Er war immer vollendet gekleidet, und zwar wie ein Mann, nicht wie ein Junge. Die Kerle in der Gegend waren alle kleine Spießer aus einfachen Verhältnissen, die Cowboykleidung trugen. Mein Gott, das war bei den passenden Gelegenheiten schon in Ordnung. In dem Jahr, als sie Rodeo-Queen gewesen war, hatte sie auch tolle Westernklamotten getragen. Aber so etwas gehörte ihrer Meinung nach wirklich nur in die Rodeo-Arena.
Eddy trug dunkle Anzüge mit Weste und Seidenhemden und italienische Lederschuhe. Er roch immer, als wäre er gerade aus der Dusche gekommen. Wenn sie sich Eddy unter der Dusche
vorstellte, wurde sie ganz feucht. Sie lebte nur noch für den Tag, an dem sie seinen nackten Körper berühren konnte, ihn küssen und ablecken durfte. Sie wußte, daß er gut schmecken würde.
Aber zuerst mußte sie ihn von dieser dummen Einbildung kurieren, der Altersunterschied zwischen ihnen sei zu groß, und ihm über das Problem hinweghelfen, daß sie die Nichte seines besten Freundes war. Er hatte eigentlich nicht direkt ausgesprochen, daß er sich deswegen zurückhielt, aber sie konnte sich einfach nicht vorstellen, warum er sonst der offensichtlichen Einladung auswich, die jedesmal in ihrem Blick geschrieben stand, wenn sie ihn ansah.
Die ganze Familie war platt gewesen vor Staunen, als sie angeboten hatte, in der Wahlkampfzentale mitzuarbeiten. Großmutter hatte jenes matte, damenhafte Lächeln gezeigt, das Fancy so verabscheute, und mit ihrer weichen, leisen Stimme gesagt: »Wie wunderbar, mein Liebes.« Mama war sogar so nüchtern gewesen, daß sie erklären konnte, wie froh sie sei, daß ihre Tochter etwas Nützliches tat.
Fancy hatte gehofft, Eddys Reaktion würde ebenso enthusiastisch ausfallen, aber er war nur amüsiert. Das einzige, was er gesagt hatte, war: »Wir brauchen wirklich jede Hilfe, die wir bekommen können. Kannst du Schreibmaschine schreiben?«
Wichser, hätte sie am liebsten geschrien. Aber sie ließ es, weil ihre Großeltern sonst einen Herzanfall bekommen hätten und weil Eddy vermutlich ohnehin wußte, daß sie nichts lieber als das gesagt hätte.
Das starke Mustang-Cabrio erzeugte eine wirbelnde Staubwolke, als sie schwungvoll vor den Eingang des Ranchhauses fuhr und den Motor abwürgte. Sie hatte gehofft, sie würde den Flügel des Hauses erreichen, den sie mit ihren Eltern teilte, ohne jemandem zu begegnen, aber sie hatte kein Glück. Kaum hatte sie die Tür zugemacht, rief schon ihr Großvater aus dem Wohnzimmer: »Wer ist da?«
»Ich bin’s, Großvater.«
Er fing sie im Flur ab. »Hallo, Kleines.« Er beugte sich herunter, um sie auf die Wange zu küssen. Fancy wußte, daß er nur
heimlich ihren Atem auf Alkohol kontrollieren wollte. Deshalb hatte sie vorsichtshalber auf dem Heimweg drei starke Pfefferminzbonbons gelutscht, um den Geruch des billigen Weins und des starken Haschischs zu verdecken.
Er richtete sich zufrieden auf. »Wo bist du gewesen?«
»Im Kino«, log sie vergnügt. »Wie geht es Tante Carole? Ist ihre Operation gut verlaufen?«
»Der Arzt ist zuversichtlich. Aber es wird noch etwa eine Woche dauern, bis man genaueres sagen kann.«
»Mein Gott, es ist wirklich schrecklich, was mit ihrem Gesicht passiert ist.« Fancys hübsches Gesicht nahm einen Ausdruck von angemessenem Mitgefühl an. Wenn sie wollte, konnte sie so mit ihren Wimpern
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