Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)
hatte gedroht, ihr das Auto wegzunehmen, wenn so etwas noch einmal vorkäme. Er kündigte sogar an, daß sie sich das Geld für die Strafe selbst verdienen müßte. Natürlich machte Paps seine Drohungen nie wahr, aber dieses Geschrei war ihr schon ziemlich auf die Nerven gegangen.
Sie konnte nicht begreifen, weshalb alle einen solchen Wirbel um den ersten Wahlgang veranstalteten. Man hätte meinen können, ihr Onkel wäre der Herausforderer des Präsidenten, so wie sich alle aufführten. Als es schließlich so weit war, errang er einen überwältigenden Wahlsieg, was sie nicht weiter überraschte. Das Lächeln ihres Onkels machte den Frauen feuchte Höschen. Es war ganz egal, worüber er redete — die Frauen wählten ihn wegen seines Aussehens. Aber hatte sie jemand gefragt? Nein. Keiner fragte sie je um ihre Meinung.
Die Lage hatte sich seither insgesamt ein wenig beruhigt, und Eddy war nicht mehr so beschäftigt und hatte Gelegenheit, öfter über sie nachzudenken. Vielleicht wurde er doch irgendwann schwach.
Sie drehte den Kopf, um ihn finster anzusehen. Zumindest oberflächlich sah er glatt und unbewegt aus wie eine Gurke. Bei der Aufmerksamkeit, die er für sie aufbrachte, hätte sie auch so häßlich sein können wie der Hintern eines Warzenschweines. Vielleicht war es langsam an der Zeit, jede Vorsicht fallenzulassen und nicht mehr sachte um den heißen Brei herumzureden, sondern diesem Herrn Saubermann einmal schockierend klar zu sagen, was Sache war.
»Wie wäre es, wenn ich dir mal so richtig einen blase?«
Eddy blieb gelassen. »Wenn ich’s mir genau überlege, wäre das jetzt wirklich genau das richtige.«
Hitze strömte in ihr Gesicht. Sie knirschte mit den Zähnen. »Sei doch nicht so verdammt herablassend, du Blödmann.«
»Dann hör endlich auf, dich an mich ranzuschmeißen wie eine billige Nutte. Schmutzige Sprüche machen mich auch nicht schärfer als eine umfassende Besichtigung deiner Brust. Ich bin nicht interessiert, Fancy, und dein pubertäres Spielchen wird langsam lästig.«
»Du bist doch ein warmer Bruder!«
Er schnaubte. »Glaub’s von mir aus, wenn es deinem Selbstwertgefühl hilft.«
»Aber dann treibst du’s mit irgend jemand anderem. Es ist einfach nicht normal, wenn ein Mann keinen Sex braucht.« Sie rutschte näher zu ihm und packte seinen Ärmel. »Mit wem schläfst du, Eddy — ist es eine, die in der Wahlkampfzentrale arbeitet?«
»Fancy —«
»Die Rothaarige mit dem mageren Hintern? Die ist es bestimmt! Ich habe gehört, daß sie geschieden ist, und wahrscheinlich ist sie echt heiß.« Sie zog noch mehr an dem Ärmel. »Warum solltest du so eine alte wie die ficken, wenn du mich haben kannst?«
Er hielt den Wagen in der runden Auffahrt vor dem Haus an. Dann faßte er sie an beiden Schultern und schüttelte sie kräftig. »Weil ich es nicht mit Kindern treibe — besonders nicht mit solchen, die vor jedem steifen Schwanz die Beine breit machen.«
Sein Ärger steigerte ihr Verlangen nur noch. Jede Art von Leidenschaft erregte und begeisterte sie. Mit glänzenden Augen griff sie nach unten und drückte ihre Hand um seinen Schritt. Ihre Lippen formten ein genüßliches Lächeln. »Aber Eddy, mein Schatz!« flüsterte sie schnurrend, »deiner ist steif.«
Er fluchte, schob sie von sich und stieg aus dem Auto. »Was dich betrifft, wird er das auch bleiben.«
Fancy nahm sich Zeit, ihre Bluse wieder zuzuknöpfen und sich zu fassen, bevor sie ihm ins Haus folgte. Die Sache war unentschieden ausgegangen. Er hatte sie nicht in sein Bett gezerrt, aber er hätte es gern getan. Mit diesem Fortschritt konnte sie eine Weile leben — aber nicht auf die Dauer.
Als sie zu der Tür kam, die in ihren Flügel des Hauses führte, kam ihr ihre Mutter entgegen. Sie konnte zwar gerade gehen, aber ihre Augen glänzten verdächtig.
»Hallo, Fancy.«
»Ich fahre für ein paar Tage nach Corpus Christi«, verkündete sie. Wenn Eddy sie nicht mitnehmen wollte, würde sie ihn einfach überraschen. »Ich fahre morgen früh. Gib mir bitte Geld.«
»Du kannst jetzt nicht weg.«
Fancys Faust stützte sich auf ihre wohlgeformte Hüfte. Ihre Augen wurden schmal wie immer, wenn sie nicht sofort ihren Willen durchsetzte. »Warum nicht, zum Teufel?«
»Nelson hat gesagt, alle müssen hier sein«, sagte ihre Mutter, »weil Carole morgen nach Hause kommt.«
»O Scheiße«, murmelte Fancy. »Die hat mir gerade noch gefehlt.«
KAPITEL 13
Sie saß an ihrem kleinen Toilettentisch in ihrem Zimmer
Weitere Kostenlose Bücher