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Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Knöchel und Waden sie verraten könnte. Bis jetzt hatte noch niemand Vergleiche angestellt. Für die Rutledges war sie Carole.
    Oder?
    Warum hatte Caroles Verbündeter nicht noch einmal Kontakt mit ihr aufgenommen?
    Wenn sie darüber nachdachte, wurde ihr ganz flau vor Angst, also konzentrierte sie sich möglichst auf Caroles Persönlichkeit,
um jede Panne vermeiden zu können, die sie verraten würde. Soweit sie es beurteilen konnte, hatte sie bisher keine großen Fehler gemacht.
    Jetzt, da ihre Heimkehr so dicht bevorstand, war sie nervös. Unter dem gleichen Dach wie die Rutledges zu leben, war sehr riskant.
    »Was wird morgen früh geschehen, Tate? Hast du Angst, daß ich vor der Presse einen Fauxpas begehen könnte?«
    »Nein«, erwiderte er und setzte sich ihr gegenüber in den Sessel, »aber ich bin ziemlich sicher, daß sie zuweit gehen und zu persönlich werden.«
    Da er ihren Beruf kritisierte, fragte sie ärgerlich: »Wie zum Beispiel?«
    »Sie werden Hunderte von intimen Fragen stellen, werden dein Gesicht genau studieren, nach Narben suchen und ähnliches tun wollen. Morgen wirst du wahrscheinlich öfter fotografiert als während des ganzen restlichen Wahlkampfs.« Er griff noch einmal in seine Brusttasche und holte einen zweiten Zettel heraus. »Mach dich heute abend mit diesem Text vertraut. Es ist ein kurzes Statement, das Eddy für dich geschrieben hat. Er läßt ein Mikrophon aufstellen — was ist los?«
    »Das hier«, sagte sie und wedelte mit dem Zettel. »Wenn ich das vorlese, halten mich alle für eine Schwachsinnige.«
    Er seufzte und rieb sich die Schläfen. »Eddy hat befürchtet, daß du so denkst.«
    »Jeder, der das hört, muß glauben, daß mein Gehirn mehr beschädigt ist als mein Gesicht. Man würde glauben, du hättest mich in diesem Krankenhaus eingesperrt, bis ich wieder zur Vernunft komme — wie bei Jane Eyre . Die geistig gestörte Gattin wird...«
    »Jane Eyre ? Du hast ja wirklich an Bildung gewonnen und ein Buch gelesen!«
    Sie schwieg erschrocken, erwiderte dann aber geistesgegenwärtig: »Ich habe den Film gesehen. Ich will nicht, daß die Leute glauben, daß mein Gehirn nicht richtig funktioniert.« Ihr Ärger wuchs. »Ich kann sprechen, Tate«, sagte sie scharf, »ich kann zu jeder beliebigen Zeit mehr als drei Worte zusammensetzen und
weiß, wie man sich in der Öffentlichkeit benimmt.« Sie zerriß das Statement und warf die Fetzen auf den Boden.
    »Offensichtlich hast du die Sache in Austin vergessen. Solche Schnitzer können wir uns nicht mehr erlauben, Carole.«
    Sie wußte nicht, welchen Fehler Carole in Austin gemacht hatte, konnte sich also weder verteidigen noch entschuldigen. Sie wußte nur, daß Avery Daniels vor Fernsehkameras auftreten konnte. Mit ruhigerer Stimme sagte sie: »Ich weiß, wie wichtig jeder deiner öffentlichen Auftritte ist. Ich werde versuchen, mich ordentlich zu benehmen und aufzupassen, was ich sage.« Sie lächelte reuevoll und bückte sich, um das zerrissene Papier aufzuheben. »Ich lerne sogar diese lächerliche kleine Ansprache auswendig. Ich will das tun, was für dich das Beste ist.«
    »Gib dir nicht allzuviel Mühe dabei, mich beeindrucken zu wollen. Wenn es nach mir ginge, würdest du überhaupt nichts sagen. Aber Eddy meint, du solltest der Neugier der Leute entgegenkommen. Jack und Dad sind der gleichen Ansicht. Also versuche, sie zu beeindrucken, nicht mich.«
    Er erhob sich, um zu gehen. Avery stand auch hastig auf. »Wie geht es Mandy?«
    »Wie immer.«
    Avery war bekümmert, daß der Zustand des Kindes sich nicht besserte.
    »Da fällt mir noch etwas ein.« Tate nahm seinen Mantel, der immer noch am Fußende ihres Bettes lag, und holte etwas aus der Tasche. »Da das Krankenhaus deinen Schmuck ja doch nicht hatte, meinte Eddy, ich sollte dir einen neuen Ehering besorgen, weil die Wähler erwarten, daß du einen trägst.«
    Sie hatte ihn nicht richtig angelogen. Als er nach ihrem Schmuck fragte, erklärte sie, in dem Umschlag sei der Schmuck einer anderen Frau gewesen, nicht ihrer. »Ich habe ihn einer der Schwestern gegeben, damit sie sich darum kümmern kann.«
    Tate holte einen einfachen, breiten Goldreif aus dem grauen Samtfutter einer Schmuckschachtel. »Er ist nicht so schick wie dein anderer, aber er wird den Zweck erfüllen.«
    »Ich mag ihn«, sagte sie, als er den Ring auf ihren Ringfinger schob. Sie beugte den Kopf über und hielt seine Hand fest.
    Dann küßte sie die Knöchel seiner Hand.
    »Carole«, protestierte

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