Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
Vom Netzwerk:
gehörte.

KAPITEL 12
    Auf Socken ging Irish McCabe zum Kühlschrank, um sich noch ein Bier zu holen. Er zog die Lasche der Dose hoch und musterte, während er den malzigen Schaum schlürfte, den Inhalt des Kühlschranks kritisch. Da er nichts entdeckte, was besser gewesen wäre als sein Hunger, entschloß er sich, ohne Essen auszukommen und sich lieber mit Bier vollaufen zu lassen.
    Auf dem Weg zurück ins Wohnzimmer hob er den Stapel Post auf, den er hatte fallenlassen, als er hereingekommen war. Während neben ihm das Fernsehgerät lief, sortierte er die Briefe.
    Er runzelte erstaunt die Stirn, als er das braune Päckchen in die Hand nahm. Es war kein Absender darauf, aber es war in der Stadt abgestempelt. Er öffnete es und ließ den Inhalt auf seinen Schoß fallen.
    Er holte tief Luft und zuckte zurück, als wäre etwas Fauliges zum Vorschein gekommen. Er starrte den beschädigten Schmuck an, und sein Herz pochte schwer.
    Zögernd betrachtete er den goldenen Ohrring, den er zuletzt an Averys Ohr gesehen hatte.
    Er sprang auf und eilte durchs Zimmer zu seinem Schreibtisch, öffnete die Schublade und holte den Umschlag heraus, den man ihm im Leichenschauhaus an dem Tag gegeben hatte, als er Avery identifiziert hatte. »Ihre Sachen«, hatte ein Angestellter gesagt.
    Er erinnerte sich daran, daß er ihr Medaillon gefunden, sich aber nicht um den weiteren Inhalt gekümmert hatte. Bis heute hatte er noch nicht den Mut gehabt, den Umschlag zu öffnen und ihre Habseligkeiten zu berühren. Er war abergläubisch. Averys Sachen durchzustöbern, kam ihm so geschmacklos vor wie Grabschändung.
    Er mußte ihre Wohnung ausräumen lassen, weil ihre Vermieterin darauf bestanden hatte. Bis auf ein paar Fotos hatte er nichts behalten.
    Und das Medaillon, an dem er ihren Leichnam erkannt hatte. Es war ein Geschenk ihres Vaters gewesen, und Irish hatte Avery nie ohne es gesehen.
    Er öffnete den Umschlag, der die ganze Zeit in seinem Schreibtisch gelegen hatte, und kippte den Inhalt auf die Arbeitsplatte.
    Da waren das Medaillon, ein Paar Diamantenohrringe, eine goldene Armbanduhr, zwei Armreifen und drei Ringe, von denen zwei ein Eheringset bildeten. Das alles zusammen war verflucht viel mehr wert als Averys Schmuck, aber das war Irish gleichgültig.
    Offensichtlich gehörte der Schmuck einem der anderen Opfer des Absturzes.
    Er würde das überprüfen müssen, damit der rechtmäßige Eigentümer den Schmuck zurückbekam. Aber im Moment konnte er nur an Averys Sachen denken — die Uhr und die paar Kleinigkeiten, die heute in seinem Briefkasten gelegen hatten. Wer hatte sie geschickt? Warum jetzt? Wo waren sie die ganze Zeit gewesen?
    Er untersuchte den Umschlag genauer. Es gab keine Spuren, die auf den Absender schließen ließen. Er sah nicht aus, als wäre er aus einem städtischen Büro gekommen. Die Druckbuchstaben waren wacklig und ungleichmäßig, als hätte sie ein Kind geschrieben.
    »Wer zum Teufel –?« fragte er seine leere Wohnung.
    Seiner Trauer um Avery hätte eigentlich inzwischen etwas gemildert sein müssen, aber das war nicht so. Er ließ sich schwer in seinen Sessel fallen und starrte mit Tränen in den Augen das Medaillon an.
     
    »Und warum soll ich dich nicht nach Corpus Christi begleiten, wenn du Ende der Woche hinfährst?«
    »Es ist eine Geschäftsreise. Ich werde die ganze Zeit damit beschäftigt sein, Tates Ansprachen zu organisieren.«
    Fancys Lippen wölbten sich zu einem Schmollmund. »Aber du könntest mich mitnehmen, wenn du es wirklich wolltest.«
    Eddy Paschal sah sie aus dem Augenwinkel an. »Ich schätze, da hast du schon deine Antwort.«
    Er schaltete das Licht in der Wahlkampfzentrale aus.
    »Warum bist du so gemein zu mir, Eddy?« fragte Fancy in jammerndem Ton, als er die Tür abschloß.
    »Warum bist du eine solche Nervensäge?«
    Zusammen gingen sie durch das Parkhaus zu seinem Auto, seinem praktischen Ford, den sie im stillen verachtete. Er schloß die Beifahrertür auf und öffnete sie für Fancy. Als sie einstieg, strich sie mit ihrem Oberkörper an seinem entlang.
    Während er um die Motorhaube herum zur Fahrerseite ging, fiel ihr auf, daß er kürzlich beim Friseur gewesen war. Er hatte ihm die Haare zu kurz geschnitten. Das oberste auf ihrer Mängelliste bei Eddy war sein Auto, dann kam gleich sein Friseur.
    Er setzte sich hinter das Steuer und drehte den Zündschlüssel um. Die Klimaanlage ging automatisch an, und heiße, feuchte Luft strömte ins Wageninnere. Eddy schränkte

Weitere Kostenlose Bücher