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Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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mit ihr umgegangen.«
    Sie wurde wütend. Er teilte Schläge an Carole aus, und sie fühlte sich verpflichtet, sie zu verteidigen. »Und wo warst du zu jener Zeit? Wenn ich eine so schlechte Mutter war, warum bist du nicht eingesprungen? Schließlich hat Mandy zwei Elternteile, oder nicht?«
    »Das ist mir klar. Und ich habe es heute schon einmal zugegeben. Aber jedesmal, wenn ich einen Vorschlag gemacht habe, hast du mich angegriffen. Und unsere Streitigkeiten waren sicher nicht gut für Mandy. Also konnte ich nichts tun, ohne die Lage noch zu verschlimmern. Du konntest nie Kritik vertragen.«
    »Aber du schon?«
    Er stellte sein Glas auf den Nachttisch und griff nach dem Lichtschalter. Avery hielt seine Hand fest. »Entschuldige. Geh... geh noch nicht ins Bett. Es war ein schwerer Tag, wir beide stehen noch unter Druck. Ich wollte dich nicht angreifen.«
    »Vielleicht hättest du auch nach Hause fahren sollen. Heute war nur ein Vorgeschmack darauf, wie es noch bis November sein wird.«
    »Ich halte schon durch.« Sie streckte in einem Impuls die Hand aus und strich mit einem Finger über die Rille in seinem Kinn. »Wie oft magst du heute wohl gesagt haben: Hallo, ich bin Tate Rutledge, ich bewerbe mich um den Senatorenposten, und wie viele Hände hast du geschüttelt?«
    »So viele«, er hielt seine rechte Hand hoch. Sie war verkrampft und halb geschlossen.
    Sie lachte leise. »Ich glaube, wir haben uns heute prima geschlagen.«
    Nelson und Zee hatten Mandy mit dem Auto abgeholt, weil
Zee absolut nicht zum Fliegen zu bewegen war. Direkt danach hatte Eddy sie hastig zu einem Einkaufszentrum in der Innenstadt transportiert, wo Tate eine kurze Rede gehalten, seine Frau vorgestellt und dann in der Menge zahllose Hände geschüttelt hatte. Das war so gut gelaufen, daß Eddy ihnen den versäumten Termin bei den Rotariern verziehen hatte. Und auch das war gut ausgegangen, denn der Club hatte Tate eingeladen, bei einem weiteren Treffen Ende des Monats zu sprechen.
    »Eddy war begeistert über die vielen Fernsehminuten, die du heute bekommen hast«, meinte Avery.
    »Zum Beispiel zwanzig Sekunden in den Sechsuhrnachrichten. Hört sich nicht begeisternd an, soll aber viel sein, heißt es.«
    »Ist es auch. Habe ich gehört«, fügte sie hastig hinzu.
    Sie hatte voller Erstaunen Van Lovejoy und einen politischen Reporter von KTEX morgens beim Treffen der Hafenarbeiter entdeckt. Und den ganzen weiteren Tag waren sie Tate auf der Spur geblieben. Sie hatte so oft wie möglich versucht, Vans Kamera auszuweichen. Aber er schien entschlossen zu sein, sie zu filmen. Das Katz-und-Maus-Spiel und der Schock bei Dr. Webster hatten sie so nervös gemacht, daß sie später übermäßig heftig reagierte, als sie ein paar Ohrringe nicht finden konnte. Sie hatte ihre Schmuckschatulle auf den Kopf gestellt und alles durchsucht, sie blieben verschwunden.
    »Wie sehen sie denn aus?« Sie waren bei einem reichen Ranchbesitzer außerhalb der Stadt zur Grillparty eingeladen und Tate wartete seit einer halben Stunde auf sie.
    »Große Silberkreolen.« Tate sah sich im Zimmer um. »Sie liegen nicht herum, ich habe sie noch nicht getragen.«
    »Kannst du nicht andere nehmen?«
    »Das werde ich wohl müssen.« Sie war so durcheinander, daß sie Schwierigkeiten hatte, die Verschlüsse zuzuschrauben. Auch der dritte Versuch ging daneben. »Scheiße!«
    »Carole, um Himmels willen, beruhige dich«, sagte Tate mit etwas gehobener Stimme. »Du hast ein Paar Ohrringe zu Hause vergessen, das ist doch kein Beinbruch.«
    »Ich habe sie nicht vergessen.« Sie holte tief Luft und sah ihn an. »Das ist nicht das erste Mal, daß etwas auf geheimnisvolle
Weise verschwindet. Und zwar nicht nur hier, sondern auch schon zu Hause. Irgend jemand hat sich in mein Zimmer geschlichen und in meinen Sachen gewühlt.«
    Seine Reaktion war, wie sie erwartet hatte. »Das ist doch lächerlich. Bist du verrückt?«
    »Nein. Und ich bilde es mir auch nicht ein. Mir fehlen verschiedene Dinge, kleine, unbedeutende Sachen. Wie diese Ohrringe. Ich erinnere mich genau, wie ich sie eingepackt habe.«
    Tate, der keine Kritik an seiner Familie ertragen konnte, faltete die Arme vor der Brust: »Wen beschuldigst du des Diebstahls?«
    »Daß Dinge fehlen, stört mich nicht so sehr wie die Verletzung meiner Privatsphäre.«
    In diesem Augenblick klopfte Eddy. »Es ist wirklich wahr«, sagte sie verärgert, »wir können nie ein Privatgespräch zu Ende bringen, ohne daß uns jemand

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