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Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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»Tate!« schrie sie. Er konnte sie bei dem Lärm nicht hören.
    Avery, Avery, Avery.
    Was war das? Ein Schuß! Tate war blutüberströmt. Tate drehte sich zu ihr um und höhnte im Fallen: »Avery Daniels, Avery Daniels, Avery Daniels.«
    »Carole?«
    Avery Daniels.
    »Carole? Wach auf!«
    Avery setzte sich kerzengerade hin. Sie schnappte nach Luft, ihr Mund war trocken. »Tate?« Sie sank gegen seine nackte Brust und schlang ihre Arme um ihn. »O Gott, es war so furchtbar.«
    »Hattest du einen bösen Traum?«
    Sie nickte und begrub ihr Gesicht in der haarigen Wärme seiner Brust. »Bitte nimm mich in die Arme. Nur eine Weile.«
    Er saß auf ihrer Bettkante. Auf ihre Bitte kam er näher und legte seine Arme um sie. Avery drängte sich an ihn und klammerte sich fest. Ihr Herz raste und pochte an seine Brust. Sie sah das Bild des blutüberströmten Tate mit dem anklagenden Blick in den Augen immer noch vor sich.
    »Was ist geschehen?«
    »Ich weiß es nicht«, log sie.
    »Du hast dich verändert, seit Dr. Webster Avery Daniels erwähnt hat.« Sie wimmerte leise, und Tate strich über ihr Haar. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß er nicht gewußt hat, daß sie bei dem Absturz ums Leben gekommen ist. Aber er konnte nicht ahnen, wie sehr dich der Vergleich mit ihr treffen würde.«
    Oder warum, dachte sie. »Habe ich mich dumm benommen?« Sie erinnerte sich nur daran, daß ihr, nachdem Dr. Webster ihren Namen ausgesprochen hatte, schwindlig geworden war.
    »Dumm nicht. Aber du hättest fast das Bewußtsein verloren.«
    »Ich kann mich kaum noch daran erinnern.«
    Er schob sie ein wenig von sich. Ihre Hände rutschten auf seine Oberarme. »Es war ein seltsamer Zufall, daß du mit dieser Daniels im gleichen Flugzeug warst. Fremde haben dich öfter für sie gehalten, erinnerst du dich? Es ist erstaunlich, daß sie seitdem niemand mehr erwähnt hat.«
    Also kannte er Avery Daniels. Dadurch fühlte sie sich etwas besser. Sie fragte sich, ob er sie gern im Fernsehen gesehen hatte. Sie wünschte, er hielte sie noch in den Armen, dann wäre ihr das Sprechen leichter gefallen. Sie lehnte sich wieder an seine Schulter. »Es tut mir leid. Aber ich habe Schwierigkeiten damit, daß die Leute immer mein Gesicht anstarren. Ich weiß, daß das eigentlich ganz natürlich ist, aber ich fühle mich oft so beobachtet. Manchmal komme ich mir noch so vor, als wäre ich noch in Verbände eingewickelt. Ich bin dahinter und sehe hinaus, aber niemand kann hineinsehen.« Eine Träne tropfte aus ihrem Augenwinkel auf seine Schulter.
    »Du denkst immer noch an den Traum«, sagte er. »Möchtest du etwas zu trinken? Vielleicht einen Likör?«
    »Das hört sich gut an.«
    Er kam mit zwei Likörgläsern aus der kleinen Bar wieder zurück. Man konnte ihm nicht ansehen, ob er sich dessen bewußt war, daß er nur eine Unterhose trug.
    Sie freute sich, daß er sich wieder auf ihr Bett setzte und nicht auf das, in dem er vorher geschlafen hatte. Der Abstand zwischen den beiden Betten war nur gering, aber es hätte auch der Golf von Mexico sein können. Es war ein Notfall nötig gewesen, damit Tate diesen Raum überwand.
    »Auf deinen Wahlsieg, Tate.« Sie genoß die Wärme des Likörs in ihrer Kehle und begrüßte die vorübergehende Übereinstimmung. Sie teilten alle Schwierigkeiten eines Ehepaars, aber nicht die körperliche Nähe. Aufgrund des Wahlkampfs waren sie ständig unter Leuten und deren Beobachtung ausgesetzt. Das machte ihre ohnehin schwierige Beziehung noch angespannter.
    Bis heute abend hatte Mandy in der Enge des Hotelzimmers noch als Puffer zwischen ihren beiden Sphären gedient, aber jetzt waren sie allein, tranken zusammen ein Glas Likör und besprachen ihre Probleme. Bei jedem anderen Paar hätte das darin geendet, daß sie miteinander schliefen.
    »Ich vermisse Mandy schon«, sagte sie und strich mit einem Finger über den Rand ihres Glases. »Vielleicht war es doch nicht richtig, sie mit Zee und Nelson nach Hause zu schicken. Ich habe das Gefühl, als müßte ich immer bei ihr sein.«
    »Webster hat gesagt, ein paar Tage Trennung machen ihr nichts aus, und Mama weiß, was sie tun muß.«
    »Wie konnte das nur geschehen?« dachte Avery laut nach. »Wie kam es dazu, daß sie so introvertiert und geschädigt wurde?« Das hatte sie als rhetorische Frage gemeint, ohne eine Antwort zu erwarten. Aber Tate gab ihr eine Antwort.
    »Du hast gehört, was er gesagt hat. Du hast nicht genug Zeit mir ihr verbracht, und wenn, dann bist du falsch

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