Trügerisches Spiel (German Edition)
schlossen, hätte Jay gewusst, dass er kein richtiger Arzt war. Schmerz schoss an seinem Arm hinauf und jagte einen Schock durch seinen Körper. Schwarze Punkte flimmerten vor seinen Augen, und Jay biss die Zähne zusammen. Ohne Vorwarnung riss er sein Bein hoch und trat dem Mann in die Weichteile.
Mit einem erstickten Laut stolperte der zurück, eine Hand auf seinen Schritt gepresst, während er mit der anderen nach seiner Pistole griff. Jay hechtete über das Bett, ging dahinter in Deckung und riss die Schublade auf, in der sich seine eigene Pistole befand. Blind tastete er danach, während er den Verbrecher im Blick behielt. Adrenalin hatte für den Moment die Schmerzen verdrängt, doch er wusste, dass sie sich innerhalb kürzester Zeit bemerkbar machen würden. Aber er hatte keine Wahl, wenn er nicht sterben wollte.
Seine Finger schlossen sich um seine Waffe und er richtete sie auf den Mann. »Hände hoch! Lassen Sie die Pistole fallen!« Jay stützte seinen Arm auf die Matratze, damit er nicht zitterte.
Langsam richtete der Verbrecher sich auf, die Pistole weiterhin in der Hand. Sein schmerzverzerrtes Gesicht verzog sich zu einem Lächeln, Blut war in seine Wangen gestiegen. »Das würde dir wohl so passen.« Ohne weitere Vorwarnung hob er die Pistole und feuerte sie ab. Der Schalldämpfer sorgte dafür, dass der Schuss nicht außerhalb des Zimmers zu hören war.
Jay ging hinter dem Nachtschrank in Deckung, beugte sich mit zusammengebissenen Zähnen vor und schoss auf den Verbrecher. Ein lauter Knall tönte durch das Zimmer und war sicher auch draußen zu hören. Selbst wenn er den Mistkerl nicht erwischt hatte, würde das innerhalb kürzester Zeit Unterstützung bringen.
Kaum hatte er den Gedanken zu Ende geführt, flog die Tür auf und Clint hechtete in den Raum. Ohne zu zögern, warf er sich auf den Angreifer und rang ihn zu Boden. Erleichtert schloss Jay die Augen und lehnte die Wange gegen die Bettkante, als er sicher war, dass Clint keine Hilfe brauchte. Als hätte sein Körper nur darauf gewartet, machte sich die volle Stärke der Schmerzen in seiner Hand bemerkbar. Mit einem Stöhnen kämpfte Jay darum, das Bewusstsein nicht zu verlieren.
29
»Jay! Jay, alles in Ordnung?« Clints drängende Stimme drang in sein Bewusstsein.
Mühsam setzte er sich auf. »Ja, ich lebe noch.« Auch wenn seine Hand sich anfühlte, als hätte ihm jemand die Haut abgezogen. Mit der gesunden Hand auf die Matratze gestützt, stemmte er sich langsam hoch.
Clint hatte ein Knie in den Rücken seines Gegners gepresst und hielt dessen Hände fest, während er besorgt zu Jay hinübersah. »Sicher?«
»Ja. Was machst du hier?« Als er hörte, wie vorwurfsvoll das klang, redete er schnell weiter. »Nicht, dass ich nicht dankbar für dein Auftauchen bin, aber ich dachte, du bist bei …« Er brach ab, als ihm bewusst wurde, dass der Verbrecher mithörte.
Clints Mund verzog sich grimmig. »Das war ich auch, ich bin ihnen hierher gefolgt.«
Jays Magen zog sich zusammen. »Wo sind sie jetzt?«
»Wieder unterwegs. Ich bin hiergeblieben, um mit dir zu reden.«
»Dann …«
Clint unterbrach ihn. »Chris hat übernommen.«
Etwas beruhigt ließ Jay sich in den Stuhl sinken. Der ehemalige SEAL, bei dem sie nach dem Einbruch in seine Wohnung übernachtet hatten, würde wissen, was zu tun war, sollte sie angegriffen werden. »Gut.«
»Das wird … ihr … nichts … nützen.« Die Stimme des Angreifers klang gepresst.
Mit einem Griff, den er sich unbedingt merken musste, drehte Clint ihn auf den Rücken, ohne ihn loszulassen, und beugte sich dicht über ihn. »Was meinst du damit?«
»Findet … es selbst … heraus.« Der Verbrecher grinste Jay an.
Bevor er wusste, was er tat, war er bereits über das Bett gehechtet und packte den Mann am Kragen des Arztkittels. »Was habt ihr vor?«
»Ich will einen … Anwalt.«
Jay ballte die Faust mit der Absicht, die Wahrheit aus dem Verbrecher herauszuprügeln.
Clint legte seine Hand sanft um Jays Finger. »Das bringt nichts. Geh raus und hol die Polizisten. Wahrscheinlich machen sie sich gerade schon bereit, das Zimmer zu stürmen.«
Nur ungern löste Jay seine Finger vom Kragen des Verbrechers. Mit einem tiefen Atemzug stand er auf und öffnete langsam die Tür. Er wollte niemanden erschrecken und vielleicht eine Kugel riskieren. Wie erwartet standen mehrere Polizisten und Wachpersonal des Krankenhauses im Halbkreis um die Tür. Jay hob beruhigend die Hände.
»Alles in Ordnung,
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