Trügerisches Spiel (German Edition)
machte.
Mit einem seltsam zufriedenen Gefühl betrachtete Jocelyn einige Zeit später die blitzende Küche. Jetzt hatte sie wenigstens ein kleines bisschen ihrer Schuld Jay gegenüber abgearbeitet. Am liebsten hätte sie auch noch die ganze Wohnung gesaugt, aber sie wollte keinen Krach machen, der seine Nachbarn auf die Idee brachte, dass jemand zu Hause war.
In einem Wäschekorb in der Ecke des Badezimmers fand sie dreckige Wäsche, aber sie glaubte nicht, dass Jay es gutheißen würde, wenn sie sich darum kümmerte. Es erinnerte sie jedoch daran, dass sie dringend ihre eigene Kleidung waschen musste. Nachdem sie das Waschmittel gefunden hatte, zog sie rasch das Kleid aus, stieg aus ihren Shorts und warf auch das Top und den Slip in das Waschbecken. Sie fügte das Waschmittel dazu und ließ warmes Wasser darüberlaufen, während sie das Kleid wieder anzog. Als das Becken halb voll war, begann sie die Wäsche zu waschen.
Ihre Hände im Wasser stockten, als sie ein seltsames Schaben hörte. Sofort begann ihr Herz zu rasen, sie musste sich verstecken! Ohne darüber nachzudenken, ließ sie das Wasser ab, warf die nasse Wäsche in den Wäschekorb und zog einige Teile von Jay darüber. Vorsichtig schob sie ihren Kopf durch die Türöffnung und blickte um die Ecke. Es war nichts zu sehen. Gerade als sie dachte, sie hätte es sich eingebildet und überreagiert, hörte sie es erneut. Es klang, als käme es aus Richtung der Wohnungstür. Jocelyn lief über den Flur ins Wohnzimmer und griff im Laufen ihren Rucksack vom Boden. Jay hatte gesagt, dass er an die Tür klopfen würde, wenn er zurückkam, er konnte es also nicht sein.
Inzwischen waren die Geräusche deutlicher: Jemand versuchte, die Tür aufzubrechen! Glücklicherweise hatte sie nicht nur abgeschlossen, sondern auch noch den Riegel vorgeschoben, sodass die Einbrecher eine Weile beschäftigt sein würden, sofern sie weiter versuchten, leise zu sein. Jocelyn löste die Verriegelung des Fensters und schob es auf. Nach einer kurzen Überprüfung, ob ihr auch niemand an der Feuerleiter auflauerte, schwang sie ihre Beine hinaus und hockte sich auf den vergitterten Absatz, während sie das Fenster von außen wieder runterzog.
Obwohl die Luft warm war, zitterte sie. Sie konnte nur hoffen, dass niemand von außen das Haus beobachtete und sie aus dem Fenster hatte klettern sehen. Vorsichtig bewegte sie sich die Feuertreppe weiter hinunter und setzte sich schließlich auf den Absatz ein Stockwerk tiefer. Falls jemand aus dem Fenster blickte, würde er sie hier hoffentlich nicht entdecken. Jocelyn lehnte sich mit dem Rücken an die Hauswand, schlang ihre Arme um den Rucksack und zog ihre Beine an, um sich so klein wie möglich zu machen. Ein Schauder lief durch ihren Körper, als sie über sich ein dumpfes Poltern, gefolgt von einem lauten Scheppern, hörte. Oh Gott, sie nahmen offensichtlich Jays Wohnung auseinander, und sie konnte nichts dagegen tun. Furcht mischte sich mit einem Gefühl von Schuld, weil sie diese Verbrecher überhaupt erst zu Jay geführt hatte.
Hoffentlich waren die Einbrecher nicht mehr da, wenn Jay in ein paar Stunden nach Hause kam. Die Vorstellung, dass er ihretwegen verletzt werden könnte, brachte sie zum Zittern. Aber sie wusste nicht, was sie tun konnte, um ihn zu warnen. Sie hatte kein Handy und wollte auch nicht, dass einer seiner Nachbarn sie sah. Im Grunde konnte sie nur hier sitzen und hoffen, dass sich die Mistkerle bald ausgetobt hatten und wieder verschwanden. Möglichst ohne sie zu entdecken. Als hätten ihre Gedanken es heraufbeschworen, hörte sie, wie über ihr das Fenster aufgeschoben wurde.
Jocelyn duckte sich noch tiefer, vergrub das Gesicht an ihren Knien und schloss die Augen. Ein Schauder lief durch ihren Körper, als sie sich vorstellte, von einer Kugel getroffen zu werden. Niemand würde es bemerken, wenn diese Kerle wieder einen Schalldämpfer benutzten. Sie war den Verbrechern völlig hilflos ausgeliefert. Bitte nicht .
Jay atmete auf, als er in seine Straße einbog. Den ganzen Tag war er unruhig gewesen, es hatte auch nicht geholfen, dass er in seinen Ermittlungen nicht wirklich vorankam. Dazu war dann auch noch ein neuer Mordfall gekommen, den er mit Dave hatte bearbeiten müssen. Captain Morris wäre nicht sehr begeistert gewesen, wenn er wegen seiner privaten Ermittlungen seinen Partner alleine losgeschickt hätte. Egal wie sehr er auch Leone bestraft und Jocelyn in Sicherheit sehen wollte, ein aktueller Mordfall
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