Trügerisches Spiel (German Edition)
versucht, Dave anzurufen.« Sowie er es sagte, überkam ihn ein schlechtes Gewissen. Sein Partner hatte sicher einen guten Grund, nicht bei der Arbeit zu sein, es war nicht fair, ihn dafür verantwortlich zu machen, dass er selbst sich für ein Treffen mit Ferro entschieden hatte.
»Und natürlich hätten Sie niemand anderen fragen können.«
»Ich wollte Ferro nicht verscheuchen.« Jay grub seine Finger in die Matratze. »Es war eine einmalige Chance, ich konnte sie nicht verstreichen lassen.«
Morris stieß einen tiefen Seufzer aus. »Ich weiß, dass Sie den Mord an Ihrem Informanten sehr persönlich nehmen, Hunter, aber das gibt Ihnen noch lange nicht das Recht, solche Alleingänge zu machen. Jetzt ist Ferro tot und wir haben gar nichts.« Jay schwieg. »Oder hat er etwas gesagt, das uns hilft?«
»Nein, ich bin angekommen, und wenige Sekunden später war er tot.« Zumindest war das nur halb gelogen.
»Wunderbar. Tolle Arbeit.«
Jay ging nicht auf den Sarkasmus seines Chefs ein. »Vielleicht können wir herausfinden, wer der Schütze war, und damit eine Verbindung zu Leone schaffen. Wenn wir nachweisen können, dass er den Mord bezahlt hat, haben wir ihn.«
»Können Sie den Mörder beschreiben?«
Jay schnitt eine Grimasse. »Ich habe ihn kurz durch die Scheibe gesehen, als er mich umfahren wollte.«
Morris blickte skeptisch, nickte aber schließlich. »Ich lasse einen Polizeizeichner herkommen, damit ein Phantombild erstellt wird.«
»Das ist nicht nötig, ich komme mit zum Department.« Jay schob die Beine aus dem Bett und versuchte, dem Captain nicht zu zeigen, wie sehr diese einfache Bewegung schmerzte.
»Sie …« Morris hielt ihm seinen Finger ins Gesicht. »… werden schön hierbleiben. Sie haben einen verstauchten Knöchel, ein Loch in der Schulter und angeknackste Rippen. Sie sind für die nächsten Tage krankgeschrieben, ist das klar?«
»Aber …«
»Ich wiederhole mich nicht gern.«
Da Jay Zeit brauchte, über die ganze Sache nachzudenken, nickte er zögernd.
»Gut. Ich schicke den Zeichner gleich vorbei.« Morris ging zur Tür, wo er sich noch einmal zu ihm umdrehte. »Übrigens ist Mahoney nicht bei der Arbeit, weil seine Tochter einen Blinddarmdurchbruch hatte.« Mit diesen Worten verließ er das Krankenzimmer und zog die Tür leise ins Schloss.
»Mist.« Während er auf seinen Partner geschimpft hatte, war der mit viel wichtigeren Dingen beschäftigt gewesen. Jetzt kam Jay sich erst recht mies vor. Er würde Dave auf jeden Fall anrufen und herausfinden, wie es seiner Tochter ging. Aber das bedeutete auch, dass er jetzt auf sich gestellt war, bis es der kleinen Kara besser ging.
Jay legte sich im Bett zurück und versuchte, seine angespannten Muskeln zu lockern. Jede Bewegung sandte einen scharfen Schmerz durch seinen Kopf, und seine Muskeln fühlten sich an, als wäre jemand darauf herumgesprungen. Immerhin schien die Schusswunde am wenigsten Probleme zu bereiten, aber das konnte auch daran liegen, dass sie noch von der Operation betäubt war. Jedenfalls ging er davon aus, dass er operiert worden war, leider war Morris nicht lange genug geblieben, um ihm seine Fragen zu beantworten. Daher bat er die Schwester, die in den Raum trat, nachdem Morris ihn verlassen hatte, den Arzt zu holen, damit der ihn über seinen Zustand aufklärte.
Die Wartezeit vertrieb Jay sich damit, an die Decke zu starren und zu überlegen, was er jetzt machen konnte. Da er nicht ins Büro durfte und in seinem Zustand auch keine körperliche Ermittlungsarbeit leisten konnte, würde er wohl nur zu Hause sitzen und wahnsinnig werden. Oder darauf warten, dass wieder jemand einbrach und versuchte, ihn umzubringen. Denn es war ziemlich sicher, dass der Killer ihn weiterhin auf der Liste hatte. Es würde vermutlich nicht lange dauern, bis er hier im Krankenhaus auftauchte.
Seine morbiden Gedanken wurden von einem Arzt unterbrochen, der extrem gehetzt wirkte und ihm sehr kurz angebunden erklärte, dass er einen verstauchten Knöchel hatte, zwei geprellte Rippen und eine Schusswunde, die aller Voraussicht nach gut verheilen würde. Die Kugel war glatt durchgegangen und hatte sämtliche Knochen, wichtigen Sehnen und Blutgefäße verfehlt. Wenn keine unerwarteten Komplikationen auftauchten, würde er am nächsten Tag entlassen werden. Danach sollte er sich zwei Wochen erholen, bevor er die Arbeit wieder aufnahm – am besten am Schreibtisch.
Gerade als Jay sich überlegte, wie er diese Zeit verkürzen konnte, betrat
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