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Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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längst auch eine ganz offizielle
Arbeitserlaubnis besaß. Nur eines quälte ihn immer mehr: Dass er noch immer
nicht genau überschauen konnte, welcher Zweck mit der gigantischen Vernetzung
verfolgt wurde, mit der sie alle schon so lange beschäftigt waren. Selbst
Claudia versicherte ihm, die wahren Hintergründe auch nicht zu kennen, obwohl
er manchmal, wenn er wieder gegen sein Misstrauen ankämpfen musste, den leisen
Zweifel hegte, sie wüsste doch ein bisschen mehr. Brachte er bei Joe das
Gespräch darauf, wich dieser meist mit Hinweisen auf die allgemeine
Sicherheitslage aus. Und fragte er Armstrong, lächelte dieser väterlich und gab
zu bedenken, dass die Arbeit doch fürstlich honoriert werde. Daran bestand auch
gar kein Zweifel, musste Vollmer einräumen und vermied es deshalb, ständig
nachzubohren. Nur die Frage, weshalb gerade so viel Wert darauf gelegt worden
sei, dass er als junger deutscher Physiker zu dem Team stoßen sollte, hatte
Armstrong ohne Umschweife beantwortet: »Wir brauchen jemand, der sich in der
hiesigen Geografie auskennt, insbesondere in Süddeutschland und in den Alpen.«
Deshalb sei er, Vollmer, mit seinen ausgezeichneten Zeugnissen und seiner
Herkunft als ideal angesehen worden. Bisher allerdings, das hatte der junge
Mann schon viele Male überlegt, waren diese geografischen Kenntnisse überhaupt
nicht gefragt gewesen. Seine spezielle Arbeit bestand darin, Software-Programme
zu entwerfen, Verbindungen aufzubauen, Funknetze zu testen und die Laufzeit von
Impulsen zu messen, die zwischen Satelliten, der Internationalen Raumstation
ISS, unzähligen Bodenstationen und dem Spaceshuttle, wenn es gerade unterwegs
war, übermittelt wurden.
    Mittlerweile kannte er die Koordinaten
unzähliger Funkstationen. Dass viele davon in früheren Zeiten als reine
Richtfunk-Anlagen betrieben worden waren, manche auch als Horchposten in
Richtung Osten, das erfuhr er eher beiläufig. Eine solche Station, das hatte er
mit Hilfe der Koordinaten ausgerechnet, befand sich ganz in der Nähe seiner
Heimatstadt Ulm, droben auf der Schwäbischen Alb, in Hohenstadt, einer kleinen
ländlichen Gemeinde unweit der Autobahn Stuttgart-Ulm.
    Vollmer hatte sich anfangs gewundert, dass
diese Computer-Zentrale in der neutralen Schweiz installiert worden war.
Mittlerweile aber wusste er, dass es sich nur um eine von vielen handelte, die
offenbar in ganz Europa und in bestimmten Abständen voneinander betrieben
wurden. Die örtlichen Behörden, da war er sich ganz sicher, ahnten nicht, was
in den meist als Software-Firmen getarnten Bürogebäuden geschah.
    Vollmer würde nie mit jemandem darüber
reden können. Oftmals dachte er an das, was er unterschrieben hatte, an die
unzähligen Paragraphen, die ihm deutlich machten, dass er gegen strenge
amerikanische Gesetze zur Geheimhaltung von staatsschützenden Daten verstoßen
würde. Manchmal wachte er nachts auf und musste daran denken, wie er beim Lesen
dieser Vertragstexte für einen kurzen Moment schockiert gewesen war. Dann aber
half der Gedanke an die Honorierung, um aufkommende Bedenken zu zerstreuen. Und
machten sie sich trotzdem hin und wieder breit, entsann er sich jener Worte,
die Armstrong schon bei ihrer ersten Begegnung gesagt hatte: Er werde am
größten Projekt aller Zeiten mitarbeiten. Ob dies allerdings wirklich so war,
konnte er jetzt, im Mai 2001, beim besten Willen nicht überblicken. Zumindest
aber die Geheimnistuerei schien darauf hinzudeuten.

15
     
    Dienstag, 11. September 2001.
    Es war der Tag, der die Welt in Atem hielt. Mit einem Mal schien
alles anders zu sein. Lähmendes Entsetzen umrundete mit Lichtgeschwindigkeit
den Globus. Bis in den letzten Winkel brachte das Fernsehen die Bilder des
Schreckens. Als es in New York 9 Uhr vormittags war, standen die Uhren im
Tessin auf 15 Uhr. Ein sonniger Tag, die Touristen waren nicht nur zuhauf an
den Seen unterwegs, am Luganer See genauso, wie nur einen Berghöhenzug
entfernt, am Lago Maggiore, als sich ein düsterer Schatten auf die Seelen
legte. Es war der Tag des größten Terror-Anschlages aller Zeiten. Zwei
Flugzeuge prallten in kurzen Abständen gegen die beiden Türme des
World-Trade-Centers in New York. Nur wenig später stürzten die gigantischen
Bauwerke in einem Inferno aus Feuer, Staub und Metall in sich zusammen. Ein
weiteres Flugzeug war aufs Pentagon gekracht – noch eines wohl beim drohenden
Anflug aufs Weiße Haus auf freiem Feld zerschellt.
    Psychologen erklären später, jeder

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