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Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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in den
Besprechungsraum. Dort war seine junge Lebensgefährtin, die trotz des
unwirtlichen Wetters einen überaus kurzen Rock trug, gerade dabei, die speckig
gewordene Plastiktischdecke zu säubern. Sie lächelte den Männern zu und bot
ihnen Plätze an. Dann reihte sie Mineralwassergläser und die entsprechenden
Flaschen auf.
    »Es ist erschreckend«, begann der
Theologe, dessen zersaustes braunes Haar nach allen Seiten weg stand, »aber
wenn Bruno etwas zugestoßen ist, dann sind wir alle in höchster Gefahr. Thomas«,
er blickte zu Steinbach hinüber, der gerade seine Goldrandbrille wieder zurecht
rückte, »er hat gestern Abend einen Vorgeschmack gekriegt.«
    Steinbach nickte und wirkte blass. Sie
alle hatten sich bereits am Vormittag gegenseitig über die Ereignisse
informiert.
    »Mir ist es schleierhaft«, meinte Willing,
während sich seine Partnerin einen Stuhl heranrückte, sich setzte und ihre
Beine provokativ übereinander schlug, »dass Blühm einfach so abhaut.«
    »Der ist nicht abgehauen«, warf Steinbach
ein, »der wurde aus dem Verkehr gezogen, ganz einfach. Der hat zu viel gewusst.
Wären wir an seiner Stelle, gäb’s uns auch schon nicht mehr.«
    »Er hat zwar immer Andeutungen gemacht«,
stellte der schrullige Erfinder fest, »aber mehr auch nicht. Manchmal hatte ich
den Eindruck, er will mich aushorchen ja – wie viele andere auch, die hier in
den vergangenen Monaten aufgetaucht sind.«
    Brobeil wollte diesen Verdacht nicht
teilen. »Das glaub ich weniger, Norbert. Bruno ist nach seiner Pensionierung
ein richtiger Wissenschaftler geworden. Das wäre er ein Leben lang lieber
gewesen, als Physiklehrer und Schulleiter. Er hat jetzt seine wahre Berufung
gefunden – und hatte das überaus große Glück, entsprechende Kontakte knüpfen zu
können.«
    »Kontakte – wohin?«, hakte Steinbach nach
und schenkte sich Mineralwasser ein, während die Kurzberockte still da saß und
sich zurücklehnte.
    »Überallhin«, meinte Brobeil, »den Kontakt
zu seinen ehemaligen Studienkollegen hat er gepflegt. Einer sitzt bei der ESA,
ein anderer im Astronautenzentrum in Köln. Selbst den Messerschmid kennt er,
den deutschen Wissenschaftsastronauten – stammt übrigens aus Reutlingen und ist
Chef des Astronautenzentrums.«
    Steinbach und Willing hatten dies bislang
nicht gewusst.
    »Ja«, fuhr Brobeil fort, »wenn man solche
Kapazitäten noch aus Studienzeiten kennt, stehen einem Tür und Tor offen.
Außerdem blieb er vielen seiner hochbegabten Schüler verbunden. Manche von
denen, auch wenn sie nur in seiner Realschule angefangen haben, haben’s
inzwischen bis zum Professorentitel gebracht. Bruno hat es genial verstanden,
die Fäden nach allen Richtungen zu spinnen. Sogar in die große Politik. Zwar
hat er nur ein Kreistagsmandat – aber …« Brobeil lächelte vielsagend, »wie das
bei den Konservativen so ist: Das ebnet den Weg bis hinauf zum Herrn
Ministerpräsidenten.«
    »Vielleicht«, so überlegte Steinbach, »vielleicht
hat er auch einfach verschwinden müssen.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Willing
ungläubig. Seine Partnerin blickte ihn staunend an.
    »Na ja«, entgegnete der Blaubeurer, »wenn
er tatsächlich seine Fühler nach allen Seiten ausgestreckt hat, dann könnte es
doch sein, dass er zwischen allen Stühlen sitzt – wenn man davon ausgeht, dass
wir’s mit höchst geheimen Dingen zu tun haben. Und davon bin ich mittlerweile
felsenfest überzeugt.«

49
     
    Häberle hatte gerade mit Linkohr zusammen das Backstein-Gebäude
verlassen wollen, als ihm der schnauzbärtige Kollege Markus Schmidt hinterher
rief. »Wir haben was Sensationelles«, hallte dessen Stimme durch den engen
Flur.
    Die beiden Kriminalisten blieben abrupt
stehen und drehten sich um. »Nicht schon wieder«, entfuhr es dem
Chef-Ermittler.
    Schmidt hatte mehrere Zettel in der Hand
und verkniff sich ein Grinsen. »Leider doch«, sagte er. »Wollt ihr euch nicht
lieber setzen?«
    Häberle schüttelte den Kopf. »Wir sind in
diesem Fall einiges gewohnt, Herr Kollege. Uns haut so schnell nichts um.«
    »Wie ihr wollt’: Die DNA-Analyse von dem
Taschentuch ist da – von dem aus der Neumann-Wohnung«, erklärte Schmidt, als
sei es notwendig, auf die Herkunft besonders hinzuweisen.
    Häberle schwante nichts Gutes. »Und?«,
zeigte er sich ungeduldig.
    »Das ist unglaublich, das ist so
unwahrscheinlich, dass es uns alle schon vom Hocker gehauen hat: Die DNA an
diesem Taschentuch ist identisch mit der verkohlten Leiche von vor drei

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