Trust Me - Blutiges Grauen
Kollegen einmischen, obwohl er besser die Finger davon lassen sollte. “Okay”, sagte er schließlich. “Wie lautet das Kennzeichen?”
“Ich werde es zusammen mit dem Notizbuch vorbeibringen.”
“Tu das.”
“Danke, David”, sagte sie.
Er hörte förmlich, wie sie lächelte, und legte schnell auf. Womöglich hätte er sie sonst noch gefragt, ob sie sich an diesem Abend treffen sollten. Vielleicht kämpfte sie nach der Erfahrung mit Burke mit zu vielen emotionalen Verletzungen, und wahrscheinlich war sie zu besessen von Schusswaffen, um eine ideale Mutter für Jeremy sein zu können. Aber ganz sicher war sie eine wunderbare Geliebte. Sie war so leidenschaftlich bei allem, was sie tat. Er hätte ihre Intensität gerne Haut an Haut erfahren … gespürt, wie sie ihm die Arme um den Nacken legte, angenommen, was sie ihm schenkte. Danach sehnte er sich schon vier Jahre – seit er sie das erste Mal gesehen hatte. Und jetzt, wo jede Sekunde so kostbar erschien, noch viel mehr.
Am Samstagabend würde er Schwierigkeiten bekommen …
Er schob sich das Handy unters Jackett, damit es nicht nass wurde, und ging vornübergebeugt durch den Regen. Lynnette hatte also mit diesem Typen geschlafen. Das erlaubte ihm doch auch … oder nicht?
Nein!
Das war nicht das Gleiche. Wenn er jemals mit Skye ins Bett gehen würde, gab es kein Zurück mehr – jedenfalls nicht in das Leben mit seiner Exfrau. Auch nicht mit Rücksicht auf Lynnettes Krankheit. Oder zum Wohle Jeremys. Oder aus irgendeinem anderen Grund.
10. KAPITEL
“D u weißt es schon seit einer Woche und hast mich nicht angerufen?”
Skye zuckte bei dem gekränkten Tonfall in Jennifers Stimme zusammen. An der Kreuzung Sunrise Boulevard und Madison Avenue bremste sie und rückte den Kopfhörer zurecht, über den sie während der Fahrt das Handytelefonat führte. Die Ampel hatte gerade erst auf Gelb umgeschaltet; sie hätte es noch geschafft. Aber sie wollte ein paar Sekunden anhalten, um sich besser auf das Gespräch konzentrieren zu können. Sie hatte ihre Familie schon längst anrufen wollen: Seit sie von Burkes Entlassung wusste, war sie jeden Morgen mit dem festen Vorsatz aufgestanden, sich bei ihnen zu melden. Doch sie hatte immer eine Ausrede gefunden, um es auf den nächsten Tag zu verschieben.
Das Hauptproblem bestand darin, dass sie eigentlich nicht mit ihrem Stiefvater reden wollte. Auch wenn nie eine Uneinigkeit zwischen ihr und Joe Rumsey bestanden oder er sich unkorrekt verhalten hatte, fühlte sie sich in seiner Gegenwart unwohl. Weil sie so wenig miteinander verband. Wann hatten sie sich von Vater und Tochter zu zwei Personen entwickelt, die … nichts füreinander waren? Oder vielleicht war das nicht die richtige Beschreibung. Sie gingen freundlich miteinander um. Wie gute Bekannte. Doch es erschien ihr merkwürdig, den Mann, der einmal ihr “Daddy” gewesen war, lediglich als guten Bekannten zu sehen.
“Ich hatte fürchterlich viel zu tun”, sagte sie. Was der Wahrheit entsprach. Im Moment befand sie sich auf dem Weg zu NSL Construction. Sie wusste, dass es klüger gewesen wäre, sich rauszuhalten. Aber seit der Gründung von
The Last Stand
gehörte Zurückhaltung nicht mehr zu ihrem Vokabular.
“Du warst zu beschäftigt, um uns von Burke zu erzählen?”
Mehr oder weniger.
David hatte das Autokennzeichen überprüft, das sie ihm gegeben hatte. Die Informationen zum Kraftfahrzeughalter hatte sie an Jonathan weitergeleitet. Der Wagen war auf eine Frau ausgestellt. Als Jonathan weiterforschte, erfuhr er, dass es sich um die Lebensgefährtin von Sean Regans Chef im Juwelierladen handelte. Es schien sich immer mehr zu bestätigen, dass Regans Vermutungen stimmten: seine Frau Tasha hatte eine Affäre. Doch es gab noch immer kein Anzeichen von Sean selbst.
“Diese Nachricht muss dich ziemlich schockiert haben, Skye”, sagte Jennifer. “Du bist doch davon ausgegangen, dass er die nächsten fünf oder sechs Jahre im Gefängnis bleibt.”
Die Nachricht hatte sie in der Tat schockiert. Skye konnte immer noch nicht fassen, dass Burke sich schon morgen Abend in Sacramento herumtreiben würde – in
ihrer
Stadt! Aber sie konnte Jennifer nicht eingestehen, wie sehr sie sich fürchtete; damit würde sie nur einen Pflichtanruf von ihrem Stiefvater provozieren. Joe arbeitete zwanzig Minuten entfernt von Jennifers Wohnung, die sie sich mit zwei anderen Freundinnen teilte. Skye hatte Joe leidgetan, weil ihre Mutter gestorben war und sie
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