Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
sie angebunden, weil sie vor Schmerzen so geweint haben und sie wegkriechen wollten. Es gab zu wenig Medizin, zu wenig Essen... zu wenig Personal...es war furchtbar.“
Michael hatte zu weinen angefangen, er konnte gar nicht mehr aufhören und Jordy wusste nicht, was er tun sollte. Schließlich fragte er:
„Was hast du gemacht?“
Michael putzte sich die Nase und schluchzte: „Ich habe einen Scheck über eine halbe Million Dollar ausgeschrieben und gesagt, ich möchte, dass sofort anständige Betten gekauft und Medikamente herangeschafft werden, außerdem Kleidung, Desinfektionsmittel und all das Zeug. Ich hab einen Mann, der auf so was spezialisiert ist und das Ganze organisiert. Dann hab ich ihnen ein Ultimatum gesetzt – in manchen Staaten weißt du ja nicht, was sie mit deinem Geld machen. Ich sagte, dass ich in drei Tagen wiederkomme – in dieser Zeit müssen sie das meiste besorgt haben – ansonsten geh ich an die Presse und trete nicht auf.“
„Wow“, sagte Jordy beeindruckt, „das hast du gesagt? Wärst du wirklich nicht aufgetreten?“
„Nein, wäre ich nicht. Meine Fans hätten das als erstes verstanden“, sagte Michael mit einer Überzeugung, die diese erstaunlich tiefe Bindung zu seinen Fans ausdrückte. „Sie hätten mir im Gegenteil noch geholfen, da bin ich sicher. Ich liebe meine Fans...ich liebe sie wirklich – ich habe die besten Fans der Welt.“
Jordy glaubte ihm das sofort.
„Du musst mal mit, Jordy. Ich kann dir einen Privatlehrer bezahlen und du siehst das mal mit eigenen Augen.“
„Ja, da bin ich dabei, unbedingt“, sagte Jordy und nahm sich vor, auch mal so zu werden wie Michael: Sein Talent auszubauen, hart daran zu arbeiten, um damit anderen Menschen helfen zu können. Es war für ihn ein schöner und stimmiger Gedanke.
„Oh, Mann“, sagte er dann, „wenn alle so denken würden wie du... dann ginge es unserer Welt echt besser.“
Michael wurde fast aufgeregt, als er das hörte.
„Das ist es ja!“, rief er erregt, „das genau ist es! Wir müssen die Leute irgendwie dazu bringen, so zu denken! Kinder machen das automatisch! Unter Kindern gibt es kein Misstrauen und keine falschen Gedanken und kein ‚ich gönn dir dies und das nicht’. Ich meine... am Anfang sind alle Kinder so unschuldig...und dann, dann werden sie verdorben, dann bringen ihnen die Erwachsenen bei, dass sie andere betrügen müssen, um selbst vorwärts zu kommen, dass man mit Ellbogen kämpfen muss, dass lügen legitim und dass Geld und Macht das Allerwichtigste im Leben sind... und sie glauben es und dann sind sie für immer verdorben, für immer konditioniert...“
Jordy hörte aufmerksam zu. Das, was Michael sagte, klang plausibel. Er fragte sich nur, ob es umsetzbar war. Wenn er so an die Schule dachte und an seine Erlebnisse, dann gab es dort jede Menge Gemeinheiten, Neid und Missgunst...aber wie sollte man das abschaffen? Diese Frage stellte er Mike.
„Wenn alle dieses Spiel spielen, wie willst du dich dann raushalten? Musst du dann nicht mitmachen, um nicht unterzugehen?“
„Tja“, meinte der, „es ist hart, seine Ideale hochzuhalten, wenn alle einen auslachen. Schau mich an. Schau, wie mich die Presse durch den Kakao zieht... aber ich will mich nicht verbiegen lassen... ich meine... wenn einer dem anderen was klaut und der klaut dafür dem auch wieder was... dann sind beide Diebe, oder? Wer ist dann besser oder schlechter?“
„Das stimmt“, gab Jordy zu. „Trotzdem... ist es nicht leicht, solch hohe Ideale zu leben...“
„Nein“, sagte Michael, „es ist nicht leicht, Jordy. Ich spüre es jeden Tag. Aber es ist es wert. Lass dich nicht konditionieren, Jordy, versprich mir, dass du nicht auf diese Schiene der Erwachsenen rutscht!“
„Ja“, sagte Jordy.
„Und du wirst dich nicht negativ beeinflussen lassen?“
„Nein“, sagte Jordy.
„Du musst stark bleiben...für dich, für die Kinder... für eine bessere Welt...“
„Ja, okay.“
„Weißt du was, Jordy? Wenn ich zurückkomme, zeige ich dir Neverland... du besuchst mich... und dann weißt du, was ich meine.“
Und Jordy hatte wirklich verstanden, was Michael meinte, als er das erste Mal auf Neverland gewesen war. Dieser Ort war einfach überirdisch. Er hatte dort die Hoffnung auf eine Welt, in der sich atmen ließ und die einem Freiheit bot. Und das alles, weil Michael seiner Prämisse folgte, sein Talent nicht nur zur Egobeweihräucherung zu nutzen.
Während der Monate voller Telefonate, die alle
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