Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
„Sie haben immer Geschenke dabei und sie warten manchmal wochenlang vor dem Tor. Würdest du sie dann nicht hereinlassen?“
Lisa seufzte. Das war der Part, der noch am ehesten zu verstehen und zu ertragen war, zumal Michael sich nicht zu den Fans gesellte und sie maximal vom Fenster aus beobachtete.
Doch Gottlob gab es noch die verbindenden Momente in ihrer Beziehung, vor allem die Nächte, die Lisa an das glauben ließen, was sie zu ihrem „Ja, ich will“ bewegt hatte.
Und es war eine jener Nächte, die Michael dazu animierte, einen Film über dieses Wunder ihrer Beziehung zu machen. Lisa lag im dämmrigen Licht des Schlafzimmers auf den zerwühlten Laken und Decken, hingegossen wie eine Statue von Michelangelo, zum Niederknien schön. Die im Schlafzimmer geschmackvoll verteilten Windlichter warfen Schatten auf ihre Kurven und spielten mit den Reflexen ihrer Halskette. Ihre so wunderschönen, irisierenden Augen glitzerten in einem Licht, das Michael absolut sprachlos machte. Lisa sagte etwas, räkelte sich in den Kissen und schloss die Augen. Sein Blick glitt von ihren Füßen über die schlanken Beine, zur Rundung ihrer Hüfte, der Taille, die so schmal war, dass sie Michael mit seinen großen Händen ganz umfassen konnte, zum vollen Oberkörper, an den er sich so gern schmiegte bis hin zu ihrem klar geschnittenen Gesicht.
Gott, sie war so schön! Und er empfand das, was er mit Lisa erlebte, als so einzigartig, dass er es teilen wollte. Er drängte ihn, der Welt zu zeigen, wie sehr sie sich liebten. Als R. Kelly ihm den Song „You are not alone“ anbot, wusste Michael, er musste daraus einen ganz eigenen Kurzfilm drehen, der die Ästhetik ihrer Beziehung für alle sichtbar machte. Lisa war zunächst einverstanden, doch sobald der Clip veröffentlicht war, fühlte sie, dass er falsch rüber kam...exhibitionistisch. Es war etwas öffentlich gemacht worden, was eigentlich nur ihnen beiden gehörte.
***
„Lisa, kannst du mich abholen, wenn du in der Stadt bist?“, fragte Michael nach dem Frühstück.
„Sicher, wo soll ich sein?“ fragte sie und wischte sich Toastkrümel vom Mund. Er gab ihr die Adresse eines Arztes. Sie fragte nicht weiter.
Doch dann musste sie ihn mal von diesem, mal von jenem Arzt abholen. Michael fuhr nicht gern selbst und er nutzte die Gelegenheiten, Lisa zu sehen.
„Warum bist du bei so vielen Ärzten?“, fragte sie ihn beunruhigt.
„Weil jeder ein Spezialist auf seinem Gebiet ist“, antwortete Michael. „Internisten, Dermatologen...Routineuntersuchungen... muss ich machen wegen der Versicherung... wegen der Konzerte...ich muss wieder auf Tour...“
Lisa gab sich damit zufrieden.
Bis sie ihn eines Tages abholte und Michaels Koordinationsfähigkeit ganz offensichtlich gestört war. In ihr schrillten die Alarmglocken. Panisch stellte sie sie ab. Michael sagte, man hätte ihm etwas in die Augen gegeben, um sie untersuchen zu können... es sei alles in Ordnung. Lisa zwang sich, an andere Dinge zu denken. Direkt konfrontiert mit ihren innersten Ängsten, versuchte sie den Zusammenstoß zu vermeiden, solange es ging.
Doch dann passierten immer mehr Dinge, die sie nicht verstand und die Michael in unvermutetem Licht zeigten.
Michael bereitete sich auf einen Event-Auftritt vor. Er befand sich mit Lisa im Hotelzimmer. Nach dem Frühstück waren Unmengen an Menschen aufgetaucht und Michael plötzlich jemand, der äußerst professionell jeden einzelnen steuerte. Auch Lisa.
„Bob, du übernimmst die Verantwortung für sie“, sagte er und erklärte ihm genau den komplizierten Plan, der Lisa unbehelligt aus dem Zimmer und in eine Limo schleusen sollte.
„Ruft die Paparazzi an. Gebt ihnen den Tipp, dass wir zum Lastenaufzug rauskommen. Die anderen informiert ihr, dass wir den Hintereingang nehmen...und gebt ihnen den Hinweis, dass Lisa schon schwanger sein könnte... Lisa... du könntest doch ein kleines Kissen unters Kleid stecken, was meinst du, wie das losgeht...!“ kicherte er. „Oder...ich weiß was Besseres! Du brichst zusammen – in meinen Armen... das macht sich gut! Ich bin der besorgte Ehemann...und dann sagen wir, es wäre, weil du wahrscheinlich schwanger bist...“
Sprachlos hörte Lisa zu. Er gab noch etliche solcher Anweisungen in diese Richtung, manche ziemlich verrückt, wie zum Beispiel ein Hoax für die Presse, welche Glaubensrichtung das noch nicht einmal gezeugte Baby annehmen sollte...da griff sie ein.
„Sag mal, hast du sie nicht mehr alle?“,
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