Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
Jugendbehörde vor. Tom Sneddon, der District attorney, scharrte, fiebrig, erregt wie Nero vor dem Inbrandsetzen von Rom, mit den Hufen. Es wurde Anzeige gegen Michael Jackson erhoben – wegen Kindesbelästigung. Obwohl sich gar kein Opfer gemeldet hatte.
Währenddessen waren Gavin, der 13-jährige, mit Michael händchenhaltende Junge, und seine Familie, hellauf entsetzt, wie Bashir auch sie in seiner Doku entstellt hatte und die Mutter, Janet Arvizo, beschwerte sich, dass sie Bashir keine Erlaubnis gegeben hatte, Material von ihrer Familie zu veröffentlichen.
Sie stellten sich sofort zu einer Gegendarstellung zur Verfügung, in der sie mehrfach und überaus leidenschaftlich betonten, wie dankbar sie Mr. Jackson seien, für all das, was er für sie getan habe.
Er hat uns gerettet, sagt Janet Arvizo in dieser Aufzeichnung. Er ist für uns wie ein Vater, ein Engel, er hat Gavin geheilt. Er hat die Medikamente bezahlt, er hat die Behandlungen bezahlt, er hat uns aufgenommen. Er hat uns geholfen, als andere uns die Türen vor der Nase zugeschlagen haben. Er hat den Kindern die Lebensfreude und Gavin sein Leben zurückgegeben. Wir können ihm nicht genug danken!
Und Gavin: Michael ist wie ein Vater zu mir, er hat nie etwas Sexuelles mit mir gemacht! Er hat mich nie unsittlich berührt. Michael war nie etwas anderes als wunderbar.“
Die Schwester: „Michael hat sich um Gavin gekümmert, als er nicht mehr essen konnte, als er nicht mehr gehen konnte …die Ärzte haben uns gesagt, wir sollen das Begräbnis planen...“ ihre Stimme erstirbt unter Tränen.
Der Vater der Kinder wird separat befragt und sagt, es gäbe nicht den geringsten Grund, Michael Jackson irgendwelcher Vergehen zu beschuldigen. Im Gegenteil. Wenn Gavin jemanden zu verdanken habe, dass er wieder gesund sei, dann Michael.
Februar 2003
Die Anklage wurde geprüft. Sie umfasste den Zeitraum vom 14. bis zum 27. Februar, implizierend, dass das Vergehen in diesem Zeitraum stattgefunden haben sollte.
Dass eine Anklage ohne Opfer überhaupt aufrechterhalten werden konnte, lag daran, dass nach 1994 das Gesetz in Kalifornien entsprechend geändert worden war: Es brauchte kein Opfer mehr, um angezeigt zu werden.
Insgesamt wurden drei Untersuchungsergebnisse erstellt, Gavin wiederholt befragt und seine Beteuerung, Michael sei wie ein Vater für ihn und ein wunderbarer Mensch, mehrfach aufgenommen. Weder gab es einen Geschädigten noch eine Rechtfertigung für eine Klage. Die Akte wurde mit dem Vermerk „Unbegründeter Verdacht“ geschlossen.
Februar bis April 2003
Der District Attorney Tom Sneddon kochte. Er ließ den Fall von seinem eigenen Office untersuchen, was an sich gar nicht deren Aufgabe war. Dass er damit unnütz Steuergelder verprasste, wurde ihm nie zur Last gelegt. Aber zu seiner großen Wut wurde der Fall selbst von seinen eigenen Leuten Mitte April mit dem Vermerk „Verdacht unbegründet“ versehen.
Akte erneut geschlossen.
Michael war mit seinen Kindern nach Miami gefahren, um sich von der Bashir-Geschichte abzulenken und um sich einen Zirkus anzusehen, der in der Stadt gastierte. Er saß gerade mit Freunden bei einer Tasse Tee, als plötzlich die Tür aufging und die Arvizo-Familie hereinplatzte. Ungebeten, ungefragt. Ein Freund von Michael, Chris Tucker, hatte sie von Los Angeles hierher gebracht, weil sie ihn solange genervt hatten, bis er sich dazu hatte breitschlagen lassen. Keiner wusste, was sie hier wollten. Janet Arvizo hatte im Flugzeug ungereimtes Zeug gequatscht und mit ihren Kindern getuschelt. Chris hatte das Gefühl, sie gäbe ihnen Instruktionen. Er fühlte sich sichtlich unbehaglich und war nervös.
Beunruhigt zog er Michael in eine Ecke des Zimmers.
„He Alter“, sagte er, „hier läuft was falsch… hier läuft was gewaltig falsch. Du solltest auf dich aufpassen.“
Michael wurde vorsichtig. Er begann, sich von den Arvizos zu distanzieren. Nicht nur wegen Chris’ Aussage, sondern auch, weil es ihm missfiel, wie die Jungen sich auf seinem Grundstück aufführten. Janet Arvizo bekam die Panik. Wollte er sie nicht mehr unterstützen? Sie wieder zurück in die Armut stoßen? Sie instruierte ihre Kinder, Michael ‚Daddy’ zu nennen, jammerte ihm permanent vor, wie schlecht es ihr ginge, wie sehr die Bashir-Reportage ihr Leben zerstört hätte und tat alles, damit Michael sich schuldig und verantwortlich fühlte.
Michael reagierte darauf mit noch mehr Abstand. Er hatte den Kopf voll mit eigenen Sorgen. Bashir
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