TS 01: Attentat auf Sol
Zuviel war auf sie eingestürmt, und zu klein kamen sie sich plötzlich vor. Sie hatten sich bisher immer für Angehörige einer weit überlegenen Rasse gehalten – und mußten nun auf einmal feststellen, daß ihre Welt vor zehn Jahrtausenden einer fremden Rasse, die ihnen genau gleich gesehen haben mußte, als Vorposten in einem Krieg gedient hatte.
Als lächerliches Schützenloch!
Kattowitz war der erste, der sprach.
„Harrel – das kann doch nicht wahr sein! Vielleicht haben wir einen Roman gefunden, einen phantastischen Roman dieser verschollenen Siriusbewohner. Das klingt doch alles wie ein Märchen.“
„Nein, Kattowitz, es ist kein Märchen. Die drohende Novabildung unserer Heimatsonne ist auch kein Märchen, sondern eine verdammt ernste Angelegenheit. Wir haben nun endlich die ganze Wahrheit entdeckt und damit auch die Ursache; und jetzt sollen wir an ein Märchen glauben? Das wäre zuviel verlangt.“
„Dann erkläre mir doch wenigstens, warum wir Menschen niemals etwas von diesen Fremden gesehen haben, warum wir nichts von jenen Raumschiffen wissen, die auf der Erde landeten, und warum niemals der sogenannte Feind auftauchte, um die Erde in Besitz zu nehmen – oder meinetwegen auch diese Welt hier.“
Fraud gab Antwort:
„Weil wir es vergessen haben, guter Kattowitz. Es gibt genügend Oberlieferungen, die von Feuerwagen und fliegenden Scheiben oder Teppichen berichten, sie alle können Erinnerungen sein. Und warum der Feind uns nicht fand? Weil das Universum zu groß ist und die Erde zu klein und zu unwichtig. Vielleicht haben die Majos auch gesiegt und sind an einer Kolonisation weiterer Teile der Milchstraße nicht interessiert. Vielleicht existieren auch heute zwei galaktische Reiche in unserer Milchstraße, und unser Teil wird als ehemaliges Kriegsgebiet ängstlich gemieden, weil es als mit Minen verseucht gilt. Wir leben im Niemandsland – so könnte alles erklärt werden.“
Kattowitz versank in tiefes Nachdenken, in dem er sich auch nicht durch die Diskussion zwischen Anderson und Harrel stören ließ.
„Ich glaube, daß euere Theorie stimmt“, sagte Per Anderson, „aber mich interessiert nur eine einzige Frage: wie können wir diese Minen entschärfen?“
„Das werden wir herauszufinden haben.“
„Und wie?“
„Indem wir den Ausgangspunkt des Leitstrahls suchen. Dann haben wir auch gleichzeitig den Impulssender, der die Mine aktiviert. Hört diese Sendung auf, endet auch gleichzeitig die Bombardierung der Sonne.“
„Und wie wollen wir den Ausgangspunkt finden?“
Harrel lehnte sich zurück und sah Jon Halley an.
„Das möchte ich gern morgen mit unserem Funker besprechen. Ich glaube, ich habe da bereits einige Anhaltspunkte.“
Mehr war aus ihm nicht herauszubekommen.
Fraud dagegen beantwortete noch stundenlang die gegen ihn brandenden Fragen. Er fühlte sich hundeelend, als er schließlich todmüde seine Kabine aufsuchte und auf das Bett sank.
Drunten im Schiff aber verstummte der Lärm nicht, bevor am Horizont von Sirius 2 eine ebenfalls zum Tode verurteilte Sonne aufging.
7. Kapitel
Zusammen mit Gaston Fraud durchforschte Harrel am folgenden Tag einen bisher unbekannt gebliebenen Stadtteil. Sie hatten mehrere der einförmigen Häuser besichtigt und festgestellt, daß sogar die Klimaanlagen noch ordnungsgemäß arbeiteten, tagsüber die einzelnen Räume kühlten und nachts Wärme ausstrahlten. Der Ursprung der unerschöpflichen Energie jedoch war und blieb unbekannt.
In den Räumen befanden sich Möbelstücke, die sich nur in ihren äußeren Formen von denen der Erde unterschieden. Ihr Zweck war in den meisten Fällen zu erkennen. Auf den ersten Blick bestätigte sich die Vermutung Harrel’s, daß die Rasse der Majos eng mit den Menschen verwandt war, ja, daß sie vielleicht sogar den gleichen Ursprung besaßen.
Sie fanden nach Stunden endlich das, wonach sie suchten: jenes höchste Gebäude der Stadt, das sie in der TERRA so nahe passiert hatten. Das Transportband führte nahe am Eingangsportal vorüber, und sie mußten das letzte Stück zu Fuß gehen. Mehr als einmal blieben sie stehen und sahen an der senkrechten Wand empor, die in schwindelnde Höhe führte. Die Kuppel war so winzig geworden, daß sie kaum noch zu erkennen war.
Sie schritten die Stufen empor und traten durch das sich automatisch öffnende Portal. Der geräuschlose Vorgang des mechanischen Türöffnens war ihnen in den vergangenen Tagen so vertraut geworden, daß sie es fast
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