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TS 04: Das endlose Schweigen

TS 04: Das endlose Schweigen

Titel: TS 04: Das endlose Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilson Tucker
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Festland am nicht sehen konnte. Einen Teil der Vorräte schleppten sie ins Haus.
    Es dauerte mehrere Wochen, bis sie ihre Gewohnheit aufgaben, ständig eine Wache zu stellen. Zwar hörten sie ab und zu das Geräusch eines auf dem entfernten Highway vorbeifahrenden Autos, aber niemals hielt jemand an oder untersuchte gar die Insel. Das Gefühl der ständigen Bedrohung wich dem Bewußtsein halbwegs vorhandener Sicherheit.
    Die Hütte enthielt einen gemauerten Herd und eine Schlafstelle, die ohne viel Aufhebens Sally überlassen wurde. Die Männer schliefen auf der Erde oder manchmal, wenn es besonders warm war, draußen auf dem sandigen Strand.
    Sally hielt sich an die geschlossene Abmachung der Partnerschaft, aber mit der Zeit konnte sie ihre größere Zuneigung zu Oliver nicht mehr verbergen.
    Trotzdem verging die Zeit und sie blieben Freunde – und Partner.
     
    *       *
    *
     
    Die Männer saßen am Strand und fischten.
    „Dieser Leutnant  …“, begann Oliver und warf die Angel aus.
    „Was ist mit ihm?“ fragte Gary, als Oliver schwieg.
    „Ob er immer noch seine Brücke bewacht wie damals?“
    „Und wenn schon! Mich interessiert die Brücke nicht mehr.“
    „Eine verdammte Situation, in der er sich befindet“, beharrte Oliver bei dem angeschnittenen Thema. „Ich möchte nicht in seiner Haut stecken. Nur einmal angenommen, er besäße eine Familie, und die befände sich auf dieser Seite des Mississippi. Was würdest du an seiner Stelle tun?“
    „Wie soll ich das wissen? Vielleicht zu ihr gehen; jedenfalls würde ich nicht auf sie schießen, wenn sie auf die andere Seite kommen wollte.“
    Oliver betrachtete sinnend den abgefressenen Köder.
    „Du möchtest aber doch auch nicht, daß die Seuche den anderen noch gesunden Teil des Landes befiele? Hätten wir versucht, über die Brücke zu gelangen, dann hätte er auf uns geschossen, weil sein Befehl es ihm vorschrieb. Was aber hätte er wohl getan, wenn kein Befehl vorgelegen hätte? Hätte er dann auch auf mich, dich oder seine Frau geschossen? Was sagte sein Gewissen dazu, wenn er auf Befehl seine Frau zu erschießen hätte?“
    „Unsinn! Solche Offiziere haben kein Gewissen.“
    „Sie haben es schon, aber sie verbergen die Tatsache, daß sie eins haben.“
    „Na, und wenn schon“, sagte Gary mit wegwerfender Gebärde, drehte sich ein wenig um und nahm Sally in den Arm, die zwischen den beiden Männern saß. „Ich komme mir vor, als hatte ich einen herrlichen Urlaub in Florida.“
    „Es geht mir ähnlich“, murmelte Oliver geistesabwesend. Er war mit seinen Gedanken immer noch bei dem verteufelten Offizier. „Ich möchte nur wissen, ob er das ein ganzes Jahr aushält – da auf der Brücke stehen und jeden abschießen, der zu ihm hinüber will.“
    Gary sah ihn erschrocken an.
    „Du meinst, es könnte ein ganzes Jahr dauern?“
    „Warum nicht? Es ist sogar wahrscheinlich. Sie werden uns so lange isoliert halten, bis keine Zweifel mehr darüber bestehen, daß wir gesund sind. Das kann lange dauern. Wenn ich drüben irgendwo im Hauptquartier säße, würde ich von Zeit zu Zeit Patrouillen ins verseuchte Gebiet entsenden, um Erdproben zu holen.“
    „Wozu denn das?“ wunderte sich Gary.
    „Erdproben, Wasser, Getreide, vielleicht auch Vieh, wenn noch welches existiert. Sogar die Farbe der Häuser würde ich untersuchen lassen.“
    „Hört sich an, als seiest du ein Schullehrer beim Unterricht.“
    „Bin ich auch. Ich würde also so lange das Seuchengebiet untersuchen lassen, bis keine Gefahr mehr besteht. Dann müßten nur noch die Seuchenträger unschädlich gemacht werden.“
    „Die Seuchenträger?“ Unwillkürlich ließ Gary das Mädchen los. „Leute wie wir, das meinst du doch?“
    „Ja, die meine ich. Wir sind zwar selbst immun, aber wir tragen den Tod in uns. Vielleicht töten wir schon durch bloßes Atmen.“
    „Soll uns doch der Teufel holen!“ fluchte Gary zornig. „Was sollen wir denn noch tun? Wollen wir über die Brücke, schießen sie uns ab wie tolle Hunde. Bleiben wir hier und leben, wenn alles vorbei ist, töten sie uns ebenso. Was ist nur aus uns allen geworden?“
    Sally rückte ein wenig mehr zu Oliver hin.
    „Vielleicht sehen wir auch zu schwarz“, dämpfte Oliver die Erregung seines Freundes. „Viel zuviel hängt davon ab, ob sie ein Gegenmittel finden, das die Seuche bekämpft. Davon allein wird es abhängen, wann sie die Brücken öffnen und ob sie uns am Leben lassen. Gibt es ein entsprechendes Serum,

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